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Dramatische Lage Kiefern stark geschädigt

Trockenheit, Parasiten und Pilze setzen dem Stadtforst Halberstadt zu.

Von Jörg Endries 03.12.2019, 00:01

Halberstadt l Der Klimawandel und das damit verbundene Ausbreiten von Parasiten und Krankheiten setzt seit einigen Jahren dem Stadtforst Halberstadt verstärkt zu. Etwa ein Drittel der Kiefern, Eichen, Ahorn und andere Bäume sind bereits geschädigt, informierte Angela Kumert, stellvertretende Leiterin des Betreuungsforstamtes Flechtlingen.

Die Kreisstadt gehört im Landkreis Harz zu den großen Waldbesitzern. Immerhin gehören der Kommune 515 Hektar Wald – unter anderen in den Halberstädter Bergen und im Osterholz. Seit 2004 kümmert sich das Betreuungsforstamt Flechtlingen im Auftrag der Stadt um den Stadtforst.

„Die Kiefernbestände im Stadtforst sind stark geschädigt. Seit drei, vier Jahren haben wir große Probleme mit dem Schlauchpilz Sphaeropsis sapinea“, berichtet die Diplom-Forstingenieurin. Gegen diesen Pilz sei man machtlos. Der Klimawandel mit heißen und sehr trockenen Sommern befördert seine Ausbreitung. Der sogenannte Schlauchpilz, der mit dem Auge kaum zu erkennen ist, befällt die Nadeln und entzieht ihnen Nährstoffe und Feuchtigkeit. Die Blätter werden braun, der Stoff- und Energiewechsel findet nicht mehr statt, der Frühjahrsaustrieb bleibt aus – die Kiefer stirbt. Helfen würden nur nasse Sommer, die es zumindest in den vergangenen zwei Jahren nicht gab.

Probleme gebe es aber auch mit den Eichen, seit etwa 30 Jahren kleinere, seit drei Jahren erhebliche, so Angela Kumert. Im Norden von Sachsen-Anhalt setze der Eichen-Prozessionsspinner den Bäumen zu. Im Stadtforst Halberstadt trete der Schädling bislang noch nicht in Erscheinung. „Hier schädigt die Trockenheit die Bäume.“

Sonstige Hartlaubbäume im Stadtforst Halberstadt sind zu 21 Prozent geschädigt. Große Sorgen würde vor allem der Ahorn bereiten. Vor drei Jahren wurden die ersten Bäume von der sogenannten Rußrinden-Krankheit befallen. Ausgelöst durch den Pilz Cryptomstroma corticale, einem Schwäche­parasiten, führt die Krankheit über Jahre langsam zum Baumtod. Gefährlich sind die Sporen des Pilzes aber auch für den Menschen, warnt die Forstfachfrau. „Atmet man die Sporen ein, können sie das Platzen von Lungenbläschen auslösen.“ Daher sei das Holz der befallenen Bäume nicht zu verwerten. „Das Holz bleibt im Wald und wird in den Boden eingearbeitet. Die Arbeiten erfolgen unter Vollkörper- und Atemschutz“, berichtet Angela Kumert.

Man sei bemüht, an den Hauptwanderwegen die von der Rußrindenkrankheit befallenen Bäume zu entfernen, um das Risiko für Spaziergänger zu senken. Ganz risikofrei könne der Wald für Wanderer allerdings nicht gestaltet werden. „Wer den Wald betritt, geht bewusst ein gewisses Risiko ein.“ Der Wald habe neben seiner Schutzfunktion einen großen Erholungsfaktor für die Menschen. In naher Zukunft muss man angesichts des Klimawandels und des Baumsterbens aber mit Einbußen rechnen, so die Forst­ingenieurin.

Im Jahr 2017 wurden im Stadtforst 1200 Festmeter Kiefern gefällt, die vom Schlauchpilz befallen waren. Ein Jahr später folgten 700 Festmeter krankes Holz (400 Festmeter davon in den Spiegelsbergen). In diesem Jahr waren es bereits über 800 Festmeter Kiefernholz (Schlauchpilz) mit Schwerpunkt Osterholz.

„Der Wald leidet erheblich“, betont Angela Kumert. Die Lage hat sich nach Einschätzung des Betreuungsforstamtes in den zurückliegenden zwei Jahren dramatisch zugespitzt. Von der Kiefer müsse man sich im Stadtforst Halberstadt verabschieden. Dort, wo es der Standort erlaubt, setzten die Fachleute verstärkt auf Laubbäume. „Die Niederschlagsmenge bestimmt künftig, welche Bäume wo geplanzt werden“, so Angela Kumert.

An den Kosten für die ­Wiederaufforstung beteilige sich das Land Sachsen-Anhalt. Dafür gebe es Förderprogramme. Die finanziellen Auswirkungen können weder Kommunen noch private Waldbesitzer allein tragen. Die Kosten für eine Aufforstung belaufen sich auf 7000 bis 8000 Euro pro Hektar. Allein mit dem Holzverkauf ist das nicht zu bezahlen.

Der hohe Anteil an geschädigten Bäumen habe in den letzten Jahren für einen starken Preisverfall am Markt gesorgt. Den bekommt auch die Stadt Halberstadt zu spüren. So sanken die Einkünfte aus dem Holzverkauf von 111.300 Euro im Jahr 2018 auf nur noch 74.950 Euro bislang im Jahr 2019.