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Harz Watt-Parken in Halberstadt

Der Stadtrat setzt auch auf E-Mobilität. Vier Elektroladesäulen gibt es in Halberstadt (Landkreis Harz) bisher.

Von Jörg Endries 07.12.2020, 03:00

Halberstadt l Zukunftsfähig will die Stadt Halberstadt das Verkehrsnetz der Kreisstadt gestalten. Dafür ist Anfang des Jahres vom Stadtrat ein Verkehrskonzept verabschiedet worden. Bestandteil ist angesichts des Klimawandels unter anderem die Förderung der E-Mobilität. Zwar lobt die Stadt selbst keine Kaufprämien für Elektroautos aus. Laut Beschluss soll jedoch die Ladeinfrastruktur ausgebaut werden, um Fahrern von Elektrofahrzeugen Tankmöglichkeiten in der Stadt anbieten zu können. Überraschend schnell ist das Projekt bereits umgesetzt worden. Das liegt wohl am Partner Halberstadtwerke. Das städtische Unternehmen muss sich nicht, wie die Kommune, mit einem klammen Haushalt herumärgern.

Fast zeitgleich mit dem Beschluss des Verkehrskonzeptes ist die erste öffentliche Ladesäule im Stadtgebiet in Betrieb genommen worden. Weitere drei folgten in den Monaten darauf. Derzeit halten die Halberstadtwerke insgesamt vier öffentliche Säulen mit acht Ladepunkten für Fahrer von Elektro- beziehnungsweise Hybridfahrzeugen vor. Zu finden sind sie im Stadtzentrum an der Kühlinger Straße, am Bahnhof, am Parkplatz unterhalb der Peterstreppe und an der Voigtei.

„Jeder Ladepunkt ist mit einer Leistung von maximal 22 Kilowattstunden ausgestattet. Kunden erkennen über eine App oder auch in Pkw verbauten Navigationssystemen, wo sich die Säulen im Stadtgebiet befinden, ob sie belegt oder frei sind“, erklärt Halberstadtwerke-Sprecher Sebastian Hübner.

Die Investitionskosten seien erheblich gewesen, um das Ladenetz in Halberstadt zu installieren, sagt Sebastian Hübner. Die genaue Summe möchte er nicht nennen. „Aber eine Ladesäule kostet um die 10 000 Euro. Dazu kommen noch nicht die Kosten für den Aufbau und den Anschluss“, verrät er. Ohne Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt und den Bund, die den Kauf und den Aufbau gefördert haben, hätten die Halberstadtwerke das Vorhaben allein nicht stemmen können.

Dank der finanziellen Hilfe konnte sich das Unternehmen dem wichtigen Thema stellen, betont der Sprecher. „Viele Bürger wollen natürlich die von der Bundesregierung großzügige Förderung zum Kauf eines Elektro- oder Hybridfahrzeugs nutzen, schrecken jedoch angesichts eines fehlenden oder lückenhaften Ladenetzes letztendlich davor zurück. Wir wollten helfen, diesen Teufelskreis zu durchbrechen“, betont Sebastian Hübner.

Der Bedarf in Halberstadt sei bereits vorhanden, wie die Bilanz der ersten Monate beweisen würde. In diesem Jahr hätten Kunden über 2000 Stunden an den Ladesäulen ihre Fahrzeuge mit Strom aufgetankt. Im Schnitt würde ein Fahrzeug drei Stunden an einer Säule verweilen. Gebühren fallen für die Nutzung des städtischen Parkplatzes an den Säulen nicht an. Allerdings müsse die Höchstparkdauer an den Säulen beachtet werden. Die wäre unterschiedlich, würde aber für das Auftanken reichen. So will man gewährleistet, dass nicht ein Auto den Platz blockiert. Auch andere E-Auto-Fahrer hätten durch die zeitliche Begrenzung die Möglichkeit zum Aufladen.

„Absoluter Spitzenreiter bei Kunden ist die Tankstelle an der Kühlinger Straße. Jeder dritte Ladevorgang ist dort zu verzeichnen“, berichtet Sebastian Hübner. Sehr beliebt seien auch die beiden Ladepunkte unterhalb der Peterstreppe.

Derzeit bereitet vielen Besitzern von Elektrofahrzeugen noch ein Sammelsurium von Ladekarten große Probleme bei der Nutzung von Ladesäulen. Mit nur einer Karte deutschlandweit das E-Auto auftanken, ist derzeit noch weitgehend eine Utopie. Die Halberstadtwerke wollten dieses Kartenchaos nicht noch weiter ausbauen.

Daher habe man die eigenen vier Ladesäulen in das deutschlandweite Netzwerk ladenetz.de von insgesamt 200 Stadtwerke-Partnern und 34 Roamingpartnern eingebunden, informieren Katja Geling und Thomas Ziegenhardt. Beide Mitarbeiter des städtischen Dienstleisters Halberstadtwerke sind für den Aufbau und Betrieb der E-Tankstellen verantwortlich. Dank dieser Kooperation können die Partner ihren Kunden den Zugang zu öffentlichen Ladepunkten anderer Netze anbieten. Über 6000 Ladepunkte betreiben die Partner in Deutschland. Darüber hinaus kämen europaweit etwa 30 000 weitere Ladepunkte hinzu. „Wenn E-Autofahrer ihre Fahrzeuge beim Tanken an Grenzen stoßen, ist die gesamte Technologie unattraktiv und würde keinen Sinn machen“, betont Katja Gerling.

Der Zugang zum städtischen Ladenetz ist über mehrere Wege möglich. Entweder man beantragt eine Karte bei den Halberstadtwerken, nutzt eine Lade-App mit Direkt-Bezahlfunktion oder nutzt eine Ladekarte von Partnern des Verbundes. Natürlich sind alle Wege mit Kosten für die Nutzer verbunden. Eines steht auch fest: so günstig wie die eigene Tankstelle zuhause sind die Preise nicht. Wer daheim sein Fahrzeug laden kann, bezahlt im Schnitt 30 Cent oder etwas weniger pro Kilowattstunde. Noch besser sind Eigenheimbesitzer mit eigener Solaranlage dran. Die Sonne stellt eben keine Rechnung.

„Bei uns fallen 35 bis 40 Cent pro Kilowattstunde an, je nach dem, ob es Kunden der Halberstadtwerke mit einem Stromtarif sind oder Nicht-Kunden“, berichtet Sebastian Hübner. Wer Ladekarten von Roamingpartnern nutzt, zahlt teils noch höhere Preise. Außerdem fallen Zusatzkosten, wie eine monatliche Lizenzgebühr oder für Nicht-Kunden eine einmalige Bestellgebühr, an. Genaue Infos dazu sind auf der Webseite des Dienstleisters zu finden.

Ein weiterer Ausbau des eigenen Ladenetzes sei derzeit für die Halberstadtwerke erstmal kein Thema, so der Pressesprecher. Der städtische Dienstleister rechnet damit, dass die Säulen in Halberstadt über viele Jahre ein Zuschussgeschäft bleiben werden. „Die E-Mobilität steckt eben noch in den Kinderschuhen“, so Sebastian Hübner.

Das belegen Zahlen der Zulassungsbehörde des Landkreises Harz. Mit Stand 1. November waren im Landkreis insgesamt 175 764 Fahrzeuge zugelassen, davon 123 599 Pkw.Reine Elektrofahrzeuge sind es 310, Erdgas und Flüssiggas 322 sowie insgesamt 1458 Hybridfahrzeuge in den Kombinationen Benzin/Elektro oder Diesel/Elektro, informierte auf Nachfrage Manuel Slawig, Sprecher der Landkreisverwaltung Harz.