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Ehrenamt Rotarier Halberstadt würdigen Engagement

Ohne Ehrenamt geht in unserer Gesellschaft nichts: Kein Verein, kein Rettungsdienst könnte ohne die freiwilligen Helfer existieren.

Von Theo Weisenburger 30.09.2018, 10:00

Halberstadt l Denis Schmid weiß, wovon er spricht. Er sitzt für die Bürgerfraktion im Halberstädter Stadtrat, ist Präsident des HT 1861 und steht seit wenigen Monaten auch an der Spitze der Halberstädter Rotarier.

Alles im Ehrenamt, alles in der Freizeit, neben dem eigentlichen Beruf. Und weil jeder, für ein Jahr gewählte, Rotary-Präsident seine Amtszeit unter ein bestimmtes Motto stellt, musste Schmid nicht lange nachdenken. Ums Ehrenamt dreht sich seine Amtszeit, und darum, wie Freiwillige gewonnen, Tätigkeiten in Vereinen und Organisationen attraktiver gemacht werden können.

Das war auch das Thema des ersten Jahresempfangs im Seminarhotel K6, den die Halberstädter Rotarier ausgerichtet haben. Gut 70 Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Sport sind am Donnerstagabend der Einladung gefolgt und diskutierten mit den Rotariern über das Thema: „Helfen ist Ehrensache – Helfende Hände gewinnen, einbeziehen und vernetzen“.

Die Fachleute auf dem Podium hatten mit den Gästen im Publikum eines gemeinsam: Die meisten von ihnen sind ehrenamtlich tätig, oft in mehreren Organisationen.

Deshalb, so Moderator und Germania-Stadionsprecher Bernd Waldow, sollte es auch keine harte Diskussionsrunde werden, sondern ein Erfahrungsaustausch. Und Erfahrung war auf dem Podium genug vorhanden.

Es diskutierten die Clausthaler Hochschulprofessorin und Rotarierin Heike Schenk-Mathes, der Wirtschaftsminister und langjährige Präsident des Wernigeröder SV Rot-Weiß Armin Willingmann (SPD), Henning Rühe, Vorsitzender von Kreissportbund (KSB) und Deutschem Roten Kreuz (DRK) sowie Christian Schäfer vom Technischen Hilfswerk (THW) Halberstadt.

In Deutschland gibt es 600.000 Vereine, davon 100.000 aus dem Sportbereich. In ihnen sind acht Millionen Menschen organisiert. Dabei ist der Organisationsgrad im Osten Deutschlands mit 15 Prozent deutlich geringer als in den alten Bundesländern. Dort sind 30 Prozent der Menschen Mitglied in einem Verein.

Doch die Nachwuchsgewinnung wird immer schwerer, sagte Schmid. Die Gründe dafür: Mehr Stress bei der Arbeit, häufige Umzüge, größeres Freizeitangebot und Arbeitgeber, die anders als früher ehrenamtliche Tätigkeiten kritisch betrachten.

Dass solch ein Engagement, etwa bei der Feuerwehr, für Unternehmen durchaus auch eine Belastung sein kann, das räumte der Wirtschaftsminister ein. Doch dass Firmen ihre Mitarbeiter für derartige Einsätze freistellen, das sei für ihn auch ein Stück „Toleranz und Solidarität“, die Unternehmen zeigen sollten.

Ehrenamtliches Engagement werde auch von Unternehmen gewürdigt, sagte KSB-Chef Rühe. Schließlich erlange man durch Vereinsarbeit auch soziale Kompetenz, die manch ein Unternehmens­chef sehr zu schätzen wisse.

Probleme gebe es dennoch, sagte Rühe, und das gravierendste sei der durch den demografischen Wandel entstehende Mitgliederschwund bei den Vereinen. Er nannte als Beispiel den Oberharz. „Dort ist die Entvölkerung so stark, dass man Angst um die Vereine haben muss.“

Die Vereine verlieren aber nicht nur Mitglieder, es fällt ihnen auch zunehmend schwer, Übungsleiter zu finden und die Vorstände zu besetzen. Schmid warf die Frage in die Runde, ob finanzielle Anreize helfen. Ein Vorschlag, der wenig Zuspruch fand. „Sobald man bezahlt wird, fängt man an zu kalkulieren“, sagte Heike Schenk-Mathes. „Das macht die Freude kaputt.“

Statt Geld sei etwas anderes wichtig, waren sich die Podiumsteilnehmer schnell einig: Wertschätzung. Das könne die Auszeichnung bei der Jahreshauptversammlung sein, die Würdigung beim Ehrenamtstag der Stadt oder auch kostenlose Bustickets und Theaterkarten. Noch schöner wäre es, so der Hinweis aus dem Publikum, wenn solche Auszeichnungen auch mal überraschend kämen: Dann wäre die Freude noch größer.

Keine Überraschung, aber doch willkommen, waren zwei Schecks, die Denis Schmid im Anschluss überreichte. Je 500 Euro gingen an Daniela Wäser vom Team der Notfallsseelsorge sowie an Uta Pfaff vom Halberstädter ASB für das Projekt „Wünschewagen“.