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Eislaufen Frostiges Vergnügen auf dem Fischmarkt

Zweite Runde für die Eiszeit in Halberstadt. Sie findet großen Anklang, aber es gibt auch Kritik.

Von Sandra Reulecke 08.02.2018, 08:00

Halberstadt l Lachende Kinder, die in Grüppchen mit ihren Freunden über das Eis gleiten, Jugendliche die sich lieber cool über das Geländer lehnen und die typischen Feierabend-Glühweingenießer – so viele Menschen sieht man hier sonst selten. Es herrscht Eiszeit auf dem Halberstädter Fischmarkt. Ganz im positiven Sinne.

Am Rande der Eisbahn sieht man stolze Väter, die ihren Töchtern zujubeln, Tipps geben. Die wiederum wollen beeindrucken. „Guck mal Papa, ich kann sogar rückwärtsfahren.“ Begleitet wird das Spektakel von Musik aus den Charts, die aus Lautsprechern rund um die Eisbahn hallt.

Die Schlittschuhbahn selbst – 13 mal 15 Meter groß – wird eher vom jüngeren Publikum genutzt. Die ältere Klientel vergnügt sich mit Getränken und beliebten Spezialitäten wie dem ungarischen Langos, Schmalzkuchen oder Wurstwaren an den Marktständen. Einige halten sich bloß an der Begrenzung fest, knabbern an ihren Brötchen. Ob sie aus Angst verzichten, vertuschen wollen, dass sie nicht laufen können oder schlichtweg zu viel Glühwein getrunken haben? Wer weiß.

Grit Ganso arbeitet direkt an der Eisbahn, am Stand, an dem Schlittschuhe ausgeliehen werden können. Mit dem Veranstalter der Eiszeit, Jens Ganso, hat sie übrigens nichts zu tun. „Ja, ich weiß, das ist verwirrend,“ lacht sie. „Es läuft ganz gut, das ist zumindest mein Eindruck. Ich bin aber auch erst seit gestern hier“, sagt die Standbetreuerin.

Ihr Namensvetter kennt die Zahlen genauer: Etwa 180 Besucher kommen jeden Tag, berichtet er. Besonders groß sei der Ansturm am Nachmittag. Jetzt, während der Ferien, kommen viele Gäste auch am Morgen. In der vergangenen Woche haben zudem acht Schulklassen das Angebot genutzt. Bei 150 Schulen hat Ganso für die Eisbahn nach eigener Aussage geworben, auch in Regionen wie Oschersleben und Quedlinburg. Entsprechend unzufrieden ist er mit der Resonanz. Aber: „Meine Frau hat gesagt, das Schulen für solche Aktionen mehr Vorlauf brauchen, vielleicht waren wir zu spät dran.“ Seine Frau sollte es wissen – sie leitet eine Schule.

Ganso richtet die Eiszeit nun zum zweiten Mal aus. „Sie wird angenommen“, sagt er. Allerdings sei ein Unterschied zum Vorjahr spürbar. „Man darf Schierke nicht außer Acht lassen“, begründet der Halberstädter. Erst Mitte Dezember hat dort die Eis-Arena geöffnet. Nicht nur viele Wernigeröder ziehe es dorthin. „Ich hab‘ auch von einigen Halberstädtern gehört, dass sie dorthin fahren wollen“, berichtet Ganso.

Hinzukäme, dass in diesem Jahr weniger Sponsoren für die Eisbahn gewonnen werden konnten, als es 2017 der Fall war. Rund 40 000 Euro koste es, die Bahn - die eine Wassermenge von 200 Badewannen à 200 Litern hat – aufzustellen. Kosten, zum Beispiel für Strom und Personal, seien darin noch gar nicht enthalten. „Wir müssen sehen, wie wir in Zukunft damit umgehen“, so Ganso.

Auch aus der Eiszeit-Premiere im vorigen Jahr haben er und seine Mitstreiter bereits ihre Lehren gezogen. Fanden 2017 noch Abendveranstaltungen auf dem Eis statt, gibt es die dieses Mal nicht. „Die Leuet brachten trotz Security ihre eigenen Getränke mit. Das rentiert sich dann nicht, zumal für solche Veranstaltungen GEMA-Gebühren anfallen.“

Die Verkaufsbuden, die die Schlittschuhbahn ergänzen, werden von den Kunden unterschiedlich angenommen. „Glühwein und Bratwurst gehen immer. Aber bei anderen Buden ist weniger los“, schätzt Ganso. Um den Marktcharakter zu erhalten, hoffe er, dass die Standbetreiber dennoch auch kommendes Jahr zur Eiszeit ihre Waren anbieten.

Wie Sarah Blaszkowski. Sie verkauft Schmalzgebäck und ist bereits das zweite Jahr bei der Eiszeit dabei. „Seit zehn Jahren bin ich hier auf dem Weihnachtsmarkt, die Eiszeit gibt es ja erst seit dem letztem Jahr.“ Seitdem Ganso hier ausrichtet haben die Winterveranstaltungen ihrer Meinung nach an Stimmung gewonnen. „Sogar die Leute von außerhalb schwärmen.“ Freitags ist hier am meisten los, erzählt sie. Und an Dienstagen, da ist Wochenmarkt. „Das lockt natürlich viele Besucher an.“

Tim Prausner und Jamie Georg, zwei Schüler der Oberstufe, genießen die Woche Freizeit und gönnen sich ein Met am Glühweinstand. Sie bedauern das spärliche Angebot an Möglichkeiten in Halberstadt. „Generell gibts hier einfach nicht viel zu tun für Leute in unserem Alter.“ So sind hier gelandet, um mal rauszukommen. „Der Met schmeckt hier aber besser als in Leipzig“, stellt Tim fest. Na immerhin.

Die Eiszeit endet am Sonntag, 11. Februar, geöffnet ist täglich von 10.30 bis 20 Uhr, Freitag und Samstag 22 Uhr