1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Berliner Weiße stammt aus Halberstadt

Entdeckung Berliner Weiße stammt aus Halberstadt

In Halberstadt gibt es viel zu entdecken. Wie das Pächterhaus - in dem sich die wechselhafte deutsche Geschichte widerspiegelt .

09.06.2016, 19:20

Halbertsadt (sc) l Im landschaftlich schönen Süden der Kreisstadt, in den Spiegelsbergen, gibt es viel Interessantes zu entdecken. In einer kleinen Serie stellen Halberstädter Volksstimme und die Stadtverwaltung Halberstadt die Entdeckung des Monats in den Spiegelsbergen vor. Heute das Pächterhaus.

„Unten am Fuße des Berges steht das Hauptgebäude, welches massiv, aber nicht übersetzt ist. Zu jeder Seite ist nicht weit weg davon ein Saal gebaut, dessen sich jeder Fremde nach Gefallen bedienen kann, denn um billige Preise ist hier Wein, Kaffee usw. zu haben.“ So beschrieb Goeckingk 1778 das alte Pächterhaus in den Spiegelsbergen.

Heute heißt das Gebäude „Gästehaus Spiegelsberge“ und wird in alter Tradition als Gaststätte betrieben. Schon vor 300 Jahren gab es dort einen sogenannten Broihan-Ausschank mit Kegelbahn. Aus dem „Halberstädter Broihan“ entwickelten übrigens Berliner Brauer ein Weißbier, das heute als Berliner Weiße bekannt ist.

Seither spiegelt dieses Grundstück die wechselvolle Geschichte Deutschlands wider: Das alte Wirtshaus wurde 1757 von französischen Truppen zerstört. Nach dem Erwerb der Spiegelsberge ließ der Freiherr von Spiegel 1763 das Pächterhaus erbauen. Das Material dazu stammte interessanterweise von der Festung Regenstein, die als Kriegsfolge geschliffen und zurückgebaut wurde.

Von Dauer war dieses Gebäude nicht, denn schon 1833 wurde an gleicher Stelle ein neues massives Gasthaus errichtet. Nach einer Zeit mit Restaurationsbetrieb, Musikkonzerten und Biergarten wurde zum Ende des Ersten Weltkrieges dort ein Hilfslazarett eingerichtet. 1938 wurde dann die Gastwirtschaft in eine Jugendherberge umgebaut. 1944 wurde aus der Jugendherberge die Gebietsführerschule II und ab 1945 eine Außenstelle des städtischen Krankenhauses für Tbc-Kranke.

Noch in Erinnerung dürfte die Sportschule „Philipp Müller“ geblieben sein, in der seit 1952 schätzungsweise 45 000 Sportler fortgebildet worden sind. An den Freiherrn Spiegel erinnert trotz all dieser Umnutzungen heute noch sein Wappen über dem Haupteingang.