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Ermittlungen Arztpraxis öffnet nach Morddrohung wieder

Nach Morddrohungen gegen ihn öffnet ein Hausarzt seine Praxis in Ballenstedt (Harz) wieder. Ein Sicherheitsdienst soll das Objekt schützen.

Von Dennis Lotzmann 16.05.2020, 01:01

Ballenstedt l Die Hausarztpraxis in der Ballenstedter Bebelstraße, die nach Morddrohungen gegenüber einem Mediziner seit Montag, 11. Mai, geschlossen ist, soll ab Montag, 18. Mai, wieder für Patienten öffnen. Das hat der betroffene Mediziner Dirk Schwientek angekündigt. Man werde, so der 54-jährige Allgemeinmediziner, aufgrund der im Raum stehenden Drohungen aber Schutzvorkehrungen treffen. „Wir haben einen Sicherheitsdienst mit dem Schutz von Mitarbeitern und Patienten beauftragt.“ Er selbst werde bis auf weiteres nicht in der Praxis tätig sein, kündigte Schwientek an. Dort sind zwei weitere Ärzte, acht Schwestern sowie eine Reinigungsmitarbeiterin beschäftigt.

Gegenüber Schwientek und weiteren Medizinern des Harzklinikums Quedlinburg waren am  Wochenende Todesdrohungen geäußert worden. Auslöser war nach Informationen der Volksstimme der überraschende Tod einer 35-Jährigen am Samstag vergangener Woche im Klinikum. Deren Vater – ein 62-Jähriger aus Harzgerode – steckt nach Informationen der Volksstimme hinter den Drohungen. Dem Vernehmen nach wirft der Mann – ein wegen früherer Straftaten verurteilter und in der Vergangenheit inhaftierter Harzer – den Medizinern Behandlungsfehler vor.

Hausarzt Schwientek betonte am Freitag, 15. Mai, dass er die Drohungen sehr ernst nehme. Deshalb habe er sich zusammen mit seiner Familie vorsorglich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Zudem hat zumindest er Strafanzeige wegen Bedrohung erstattet.

Das wiederum bestätigen Polizei und Staatsanwaltschaft. Allerdings haben sie bislang nur begrenzte Möglichkeiten, den Droher nachhaltig in die Schranken zu weisen und ihn beispielsweise vorsorglich in Haft zu nehmen, um die angedrohten Taten mit aller Sicherheit zu unterbinden. Derartige Drohungen reichten nicht aus, um jemanden sofort in Untersuchungshaft zu nehmen, so Sprecher von Polizei und Staatsanwaltschaft unisono.

Gleichwohl habe man Ermittlungen gegen den Beschuldigten eingeleitet und ihm unmittelbar nach der Strafanzeige im Rahmen einer sogenannten Gefährderansprache mögliche Konsequenzen skizziert, hieß es aus dem Harzer Polizeirevier. Zudem sei ihm für die Arztpraxis ein Platzverweis erteilt worden. Befolge er diesen nicht, könnte der Mann in Gewahrsam genommen werden, beschreibt Reviersprecher Uwe Becker mögliche Konsequenzen.

Wobei die Staatsanwaltschaft in Halberstadt nach Angaben von Behördenchef Hauke Roggenbuck von Amts wegen auch dem Vorwurf des Beschuldigten nachgeht und Ermittlungen zur Klärung der Todesursache der 35-Jährigen eingeleitet und eine Obduktion beantragt hat.