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Eröffnung Es gibt wieder Oliven in der "Olive"

Mehr als ein halbes Jahr war das Restaurant "Olive" in Halberstadt geschlossen. Köchin Susanne Freyhold eröffnet das Gasthaus neu.

Von Susann Gebbert 20.06.2018, 01:01

Halberstadt l Am Nachmittag vor der Eröffnung ist Arthur Ullrich noch damit beschäftigt, die neue Kasse in seine Kontrolle zu bringen. Die Kasse, über die er am nächsten Tag Pasta und Schnitzel abrechnen soll. Noch hakt es hier und da. Arthur Ullrich ist der Mann, der nun wieder Wünsche in der „Olive“ erfüllt. Er ist der Kellner. Er ist der Mann an Susanne Freyholds Seite, zumindest von Dienstag bis Sonnabend.

Susanne Freyhold eröffnet das Restaurant „Olive“ in der Halberstädter Altstadt heute neu. Über ein halbes Jahr stand das Gasthaus an der Bakenstraße leer, wurden keine in Knoblauch eingelegten Oliven mehr ausgegeben. Das ändert sich heute. Die 28-jährige Halberstädterin hat das Restaurant seit dem 1. Juni gepachtet. Seitdem hat sie Tische und Stühle organisiert, an der Dekoration gefeilt, eine Speisekarte arrangiert und geschwitzt, ob sie auch pünktlich einen Telefonanschluss und Internet hat. „Das war tatsächlich das Schwierigste, hier Internetempfang zu bekommen“, sagt Susanne Freyhold und lacht.

Renovieren musste sie nicht. Die „Olive“ ist im Großen und Ganzen die Alte geblieben. Nur die roten Stuhlhussen verraten, dass eben doch nicht alles beim Alten ist.

Die gelernte Köchin Susanne Freyhold hat sich im April das leerstehende Restaurant angesehen. Ein Arbeitskollege hatte ihr davon erzählt. Es war zu einem Zeitpunkt, als Susanne Freyhold sich eh neu orientieren wollte. „Ich hatte ehrlich gesagt die Schnauze voll von der Gastronomie“, sagt sie. „Es sind so wenige Arbeitgeber bereit, für gute Leute mehr als nur den Mindestlohn zu zahlen, das verstehe ich einfach nicht.“ Seit ihrer Ausbildung zur Köchin im Sommerbad mit 16 Jahren, hat sie immer in Restaurants gearbeitet. War zum Beispiel im Stephanus, Casablanca und der Westerburg. Gestört hätten sie dabei weniger die Arbeitszeiten zum Teil bis in die Nacht, die Schichten oder die anstrengende Arbeit am Herd, als vielmehr die Bezahlung. „Manchmal hat auch einfach die Chemie nicht gestimmt“, erklärt sie.

Susanne Freyhold war dann schließlich soweit, die Branche zu wechseln. Ein Berufsalltag als Verkäuferin hätte sie sich vorstellen können. Aber dank ihres Kollegen, der sie auf die leere „Olive“ aufmerksam machte, kam alles anders. „Ich war zwar noch nie hier essen, aber ich kannte den guten Ruf der ‚Olive‘“, sagt sie. Und auf einmal war da eine Alternative zum Branchenwechsel.

Wie funktioniert Buchhaltung? Wo versichere ich mich als Selbstständige? Wie finde ich Mitarbeiter? Bei welchen Lieferanten bestelle ich meine Zutaten? Das sind Fragen, die Susanne Freyhold in den vergangenen Wochen umgetrieben haben. Was sie auch umtreibt, ist ihr kleiner Sohn. Gerade zwei Jahre ist er alt.

Ein Restaurant führen, kochen, Mutter eines Kleinkindes. Wie will sie das schaffen? „Ich habe viel Unterstützung von meiner Familie“, sagt sie. Außerdem sei alles etwas anders geplant gewesen. Zunächst hatte die Köchin geplant, einen Koch und einen Kellner fest anzustellen. Der Koch hatte es sich kurzfristig aber anders überlegt, sodass Susanne Freyhold jetzt erstmal selbst den Kochlöffel in die Hand nimmt.

Kulinarisch bleibt sie dem Konzept der alten „Olive“ treu. Ein kleines Angebot aus mediterranen Speisen. Vier Vorspeisen, zwei Suppen, fünf Hauptgerichte und zwei Desserts. Schnitzel, Pasta, Fisch und Vegetarisches stehen auf der Speisekarte. Zusätzlich bietet sie von Dienstag bis Freitag ein wechselndes Mittagsgericht an, das zwischen acht und zehn Euro kosten soll. Bei der Auswahl der Gerichte hat sie auf die Tipps einer ehemaligen Kellnerin der „Olive“ gehört und auf ihren eigenen Geschmack. „Ich freue mich darauf, mich beim Kochen mal wieder frei entfalten zu können“, so die Unternehmerin. Sie will alles frisch zubereiten und à la minute kochen. So wird in der Gastronomie eine besondere Art der Zubereitung von Speisen genannt: Sie werden erst unmittelbar vor dem Servieren zubereitet. Auch die namensgebenden Oliven fehlen nicht. Die wird Kellner Arthur Ullrich als Gruß aus der Küche ab heute servieren.

Dass Susanne Freyhold Betreiberin der „Olive“ ist, war für sie ein glücklicher Zufall. Auch ein Zufall war, dass sie überhaupt Köchin geworden ist. Wollte sie nach ihrem Schulabschluss doch eigentlich Laborantin werden. Da sie keine Lehrstelle fand, dafür aber ihre Eltern eine Stellenanzeige in der Zeitung, landetet die heute 28-Jährige schließlich am Herd – von Berufs wegen.

Angst, ob genug Gäste zu ihr in die neue „Olive“ kommen werden, hat sie keine. „Ich habe zehn Jahre im Blas­orchester gespielt, die haben mir versprochen, dass sie alle kommen“, sagt Susanne Freyhold und lacht. Als sie in den sozialen Netzwerken verkündete, dass sie die „Olive“ wieder aufmacht, hätte sie auch schon viel Zuspruch bekommen. Das macht ihr Mut. Einen Plan B hat sie erstmal nicht. Dafür aber die Gewissheit, dass sie als Köchin schnell wieder eine Anstellung finden würde. „Ich gehe da jetzt erstmal ganz aufgeschlossen ran. Außerdem bin ich eine Kämpferin“, sagt sie. Seit heute kämpft sie darum, irgendwann mal ein kleines bisschen mehr zu verdienen als den Mindestlohn und später, wenn sie einen Koch eingestellt hat, ein bisschen mehr Zeit für ihre Familie zu haben.

Die „Olive“ hat von Dienstag bis Freitag von 12 bis 14 Uhr und von 18 bis 22 Uhr geöffnet, am Sonnabend von 18 bis 22 Uhr. Sonntag und Montag sind Ruhetage.