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Europapolitik Geld der Briten wird auch Osterwieck fehlen

Der Brexit wird auch negative Auswirkungen auf Osterwieck haben, sagt der Europaabgeordnete Sven Schulze (CDU) beim Besuch.

Von Mario Heinicke 25.09.2016, 09:12

Osterwieck l Es waren nur wenige Osterwiecker, die der Einladung der Jungen Union und des Landtagsabgeordneten Bernhard Daldrup (CDU) zum Gespräch mit Sven Schulze, dem einzigen Abgeordneten aus Sachsen-Anhalt in Brüssel, folgten. Der Politiker aus Heteborn im Ostzipfel des Harzkreises sitzt erst seit 2014 im Europaparlament. Die Schwierigkeit der Arbeit in Brüssel sei es, dass es derzeit über den Brexit hinaus so viele Probleme und Krisen gleichzeitig gebe.

Der Brexit, der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union, „wird für uns Konsequenzen bis nach Osterwieck haben“, so Schulze. Nicht nur für Firmen, die mit den Briten handeln. „Die Briten sind ein Netto-Zahler, sie zahlen mehr in die EU ein als sie zurückbekommen“, erläuterte der Politiker. „Wenn das wegfällt, ist weniger Geld da.“ Sachsen-Anhalt habe seit seiner Gründung von der EU vergleichsweise die Summe von zwei Jahreshaushalten des Landes bekommen.

Allerdings habe Großbritannien noch keinen offiziellen Austritt erklärt, berichtete Schulze. Damit könnten deren Abgeordnete auch weiter mit im Parlament abstimmen.

Die europakritische Haltung vieler Bürger auch hier zu Lande sei wohl dem Umstand geschuldet, dass insgesamt zu wenig für Europa argumentiert werde. „Das Grundproblem ist, dass Brüssel weit weg ist. Alles ist abstrakt“, sagte Schulze und erntete dafür Kopfnicken. Auch die Möglichkeit, einen Europaabgeordneten zu sprechen, sei im Vergleich zum Landtagspolitiker geringer. „Ja, das ist ein Problem“, sagte Schulze, der ständig zwischen dem Parlament und der Heimat pendelt.

Er sieht Europa vor allem „als ein großes Friedensprojekt“. Der Frieden werde hier als selbstverständlich empfunden – während gleich vor der Haustür der Krieg tobe. Gewöhnt habe man sich auch an die Arbeitnehmerfreizügigkeit, überall in der EU arbeiten zu dürfen.

„Die meisten Menschen genießen Europa, wenn auch unbewusst“, stimmte Florian Weinert, der Vorsitzende der Jungen Union in Osterwieck, zu. „Etwas europäisches Flair in die kleine Stadt zu bringen“, sei die Absicht der Veranstaltung gewesen, sagte er. „Der Brexit klingt für uns weit weg.“

Dass er es nicht ist, schätzte auch Alexander Räuscher ein. Der CDU-Bürgermeister-Kandidat leitet einen internationalen Holzhandel und kennt aus eigenem Erleben noch die Zeit, als die Grenzabwicklung von und nach Polen aufwendig war. Damit rechnet er künftig auch in England. Für Lkw-Fuhren drohten Zollgebühren, Wartezeiten. „Das kann richtig teuer werden. Für mich als Unternehmer ist der Brexit schlecht.“

Es entwickelte sich eine lebhafte Diskussion über Möglichkeiten, Europa den Bürgern näher zu bringen, auch über die AfD. „Problemlösungen sind oft vielschichtiger als man denkt“, so Schulze fast als Schlusswort seines ersten Besuchs als Europaabgeordneter in Osterwieck.