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Fahrplanwechsel Busanbieter rollen auf neuen Wegen

Im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) im Harz gibt es ab Dezember starke Änderungen - unter anderem für Wernigerode und Halberstadt.

Von Ingmar Mehlhose 03.11.2017, 00:01

Wernigerode l „Wir hatten bisher 8,1 Millionen Fahrplankilometer, in Zukunft werden es 8,4 bis 8,5 sein“, sagte Dirk Michelmann am Donnerstag bei der Vorstellung der Neuerungen im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Die Änderungen treten ab dem 10. Dezember in Kraft und basieren auf einem Beschluss, den der Kreistag Harz vor zwei Jahren gefasst hat.

Michelmann ist Leiter des Fachbereichs Strategie und Steuerung der Kreisverwaltung und Aufsichtsratschef der Harzer Verkehrsbetriebe (HVB). Mit ihm am Tisch im Wernigeröder Firmensitz saßen am Donnerstag Bjoern F. Smith als HVB-Geschäftsführer, Michael Wendt, Teamleiter Mobilitätsmanagement im Halberstädter Landratsamt, und Claudia Stein, Leiterin Abteilung Verkehr der Halberstädter Verkehrs-GmbH (HVG). Alle vier zeigten sich sichtlich angetan vom Resultat der ÖPNV-Offensive. Doch was passiert am zweiten Dezember-Sonntag tatsächlich?

• Etliche Linien werden in ihrem Fahrweg verändert und erhalten neue Anschlüsse. Ziel ist es, über den Tag regelmäßig zwischen möglichst vielen Orten entweder direkte oder attraktive Umsteigeverbindungen zu schaffen.

• Die alten, teilweise noch aus DDR-Zeiten stammenden Liniennummern werden getilgt. Dem Harzkreis wurden die 200er zugeordnet. Demnach enden die wichtigsten A-Netz-Linien (Stundentakt) auf 0. Dazwischen sind die Linien nach Regionalnetzen geordnet. So erhält beispielsweise der Stadtverkehr Wernigerode die 201, Wernigerode/Blankenburg/Quedlinburg die 230.

• In Halberstadt bedient die HVB Harsleben künftig allein. Dafür übernimmt die HVG die Versorgung der westlichen Ortsteile Sargstedt, Veltensmühle, Mahndorf und anteilig Ströbeck.

• Das Liniennetz wurde so umstrukturiert, dass sich mehr attraktive Anschlussverbindungen ergeben. So wird unter anderem der Knoten Dardesheim (bisher keine regelmäßigen Umsteigemöglichkeiten) nach Athenstedt verlegt, wo nun stündlich zwischen Halberstadt, Wernigerode, Osterwieck/Zilly und Dedeleben Verbindungen entstehen.

• Künftig verkehren mehr Linien als heute im Ein- oder Zwei-Stunden-Takt.

• Wo sowohl Bahn als auch Bus unterwegs sind, wurden die Fahrpläne meist so abgestimmt, dass nicht beide stündlich nahezu zeitgleich, sondern versetzt halbstündlich verkehren. Dadurch verdichtet sich das Angebot im Harzkreis trotz gleicher Fahrtenzahl.

• Mehr Schülerbeförderung als bereits heute wird in den regulären Linienverkehr integriert. Das ist laut der Experten nicht nur wirtschaftlicher, sondern für die Zielgruppe auch attraktiver, weil sie flexibel auf das gesamte Angebot zugreifen kann.

• Aus Kostengründen sollen an Wochenenden in Gegenden mit sehr dünner Nachfrage Linien verkehren, die unterwegs bestimmte Orte nach Voranmeldung bedienen.

• Die Tarifzonen erhalten einen anderen Zuschnitt. Die Preisstufen werden modifiziert und die Zählregel verändert. Bisher gelten durchfahrene Zonen, demnächst angrenzende. Von A nach B kostet die Fahrt demnach stets X Euro, egal, ob über C, D oder E. Zwischen den Tarifstufen O (nur innerhalb eines Tarifpunktes) und I (innerhalb einer Zone) wird für Kurzstrecken N (bis zum benachbarten Tarifpunkt) eingeführt. Viele Strecken werden dadurch günstiger, manche geringfügig teurer.

Auf die ursprünglich für den Herbst vorgesehene Anpassung ist verzichtet worden, um Tarifsystem und Preise im Dezember einmal zu verändern. Für die Inhaber von Zeitkarten bleibt alles wie gehabt.

• Kostensteigerungen ergeben sich durch neue Rechtsvorschriften im Zusammenhang mit der Direktvergabe an ein eigenes Unternehmen. Diese „systembedingte“ Anhebung wäre allerdings im bestehenden Fahrplan deutlich höher ausgefallen und vermutlich zulasten der Angebotsqualität gegangen.

• Ohne das neue Planungskonzept wären die Kosten gestiegen, ohne dass es eine Chance auf Nachfragesteigerung gegeben hätte. Damit wären die Landeszuweisungen mittelbar gesunken und der Verkehr hätte ausgedünnt werden müssen.

Laut Bjoern F. Smith gilt der mit der Kreisverwaltung geschlossene Vertrag zehn Jahre und sichert die Arbeitsplätze der derzeit 275 Beschäftigten.