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Feuerwehr Liebe unter der Drehleiter

Sie sind nicht nur bei der Feuerwehren Wegeleben und Harsleben ein Team: Kathleen Müller und Sven Gercke wollen bald heiraten.

Von Dennis Lotzmann 29.07.2017, 14:15

Harsleben/Wegeleben l Wenn irgendwo im Vorharz die Feuerwehren aus Wegeleben und Harsleben zum Einsatz starten, muss nach Kathleen Müller und Sven Gerecke nicht lange gesucht werden. Die beiden sind seit vielen Jahren bei den örtlichen Wehren aktiv und haben in den vergangenen Tagen viele Stunden Privatleben gegen ehrenamtliche Hilfe an der Hochwasserfront in Harsleben und Wegeleben eingetauscht. Dass sie dabei als Duo eine sprichwörtlich gute Figur abgeben und Hand in Hand perfekt zusammenarbeiten, überrascht nicht – sie sind auch privat ein Paar und obendrein eben im doppelten Sinne mit dem Feuerwehr-Virus infiziert. „Unheilbar“, wie der 32-Jährige mit verschmitztem Grinsen betont.

Dass das persönliche Glück der beiden – sie sind gerade dabei, das verflixte siebte Jahr gemeinsam mit Bravour zu nehmen – untrennbar mit der Feuerwehr verbunden ist, überrascht nicht. Kathleen Müller war maßgeblich am Aufbau der Jugendfeuerwehr in Wegeleben beteiligt und ist hier bis heute aktiv. Sven Gerecke, der mit 18 Jahren endgültig zur Wehr in Harsleben gekommen war und seither mit Feuer und Flamme dabei ist, hat sich diesen Part im Nachbarort Harsleben auf die Fahnen geschrieben.

„Wir haben viele Jahre perfekt zusammengearbeitet und waren irgendwie zu allerbesten Freunden geworden“, erinnert sich der Brandmeister. Als es dann 2007 gemeinsam ins Zeltlager der Jugendwehren auf den Auerberg bei Stolberg ging, sprang der Funke endgültig über.

Seitdem schmiedet das Wehr-Duo nicht nur hier gemeinsame Pläne, sondern auch privat. Sie werkeln in Harsleben am persönlichen Nest und bauen das frühere Haus der Großeltern nach ihren Wünschen um. „Im Moment ist gerade der Abenteuerspielplatz fürs Kind aktuell“, verrät die 29-Jährige mit Blick auf den Sandkasten für Sohnemann Linus.

Ob der Anderthalbjährige eines Tages die Vorharzer Kinderfeuerwehr verstärken wird, die Kathleens Schwester Sandra initiiert hat, bleibt abzuwarten. „Er freut sich heute schon tierisch, wenn ein Feuerwehrauto vorbeifährt“, verrät der Vater, der „die Wahrscheinlich bei 1000 Prozent festmacht – schließlich kriegt jedes Kind was von seinen Eltern mit“. Und hier gibt es das Feuerwehr-Gen ja gleich im Doppelpack. „Letztlich ist das aber ganz seine Entscheidung“, betont die Mutter.

Wobei der Weg zur Feuerwehr mitunter ja auch über Umwege zum Ziel führt. Sowohl bei Sven als auch bei Kathleen zündete es nicht gleich. „Mal war ich dabei, dann wieder nicht. Erst mit 18 Jahren war die Sache endgültig klar“, erinnert sich der jetzige Brandmeister. Ähnlich bei seiner Freundin. Dafür sind beide heute eben ganz und gar dabei.

Wobei Kathleen Müller das Wehr-Gen buchstäblich in die Wiege gelegt worden ist. Ur-Großvater Bruno gehörte im vorletzten Jahrhundert zu den Gründervätern der Feuerwehr Wegeleben. Heute sind neben der 29-Jährigen auch Vater Ulrich als Ortswehrleiter, Mutter Jutta und Schwester Sandra aktiv im Trupp der ehrenamtlichen Floriansjünger dabei. Der Name Müller ist quasi untrennbar mit der Feuerwehr in Wegeleben verbunden. Das ist bei Sven Gerecke nicht wirklich anders. Er startete 2003 als Freiwilliger in Harsleben und absolvierte parallel eine Ausbildung als Straßen- und Tiefbauer. Danach verschlug es ihn jobbedingt nach Stuttgart. Es hätte vermutlich nicht viel gefehlt und Sven hätte das Schicksal vieler Jugendlicher teilen müssen: Aufgewachsen und ausgebildet im Osten und dann notgedrungen rüber in die westlichen Länder und damit ein Totalverlust für die hiesige Region samt Feuerwehr.

Dass es dazu nicht kam, ist einem Inserat zu verdanken, das seine Mutter entdeckte: Die hauptberufliche Wachbereitschaft der Feuerwehr Halberstadt suchte Berufsnachwuchs. „Obwohl ich mir kaum Chancen ausrechnete, absolvierte ich alle Tests, hatte Erfolg und schließlich den Job“, berichtet er und bringt sein Glück mit wenigen Worten auf den Punkt: „Lotto muss ich nicht mehr spielen – meinen Hauptgewinn hatte ich schon.“ Berufliches und persönliches Glück im Doppelpack in der geliebten Harzer Heimat als Ur-Harsleber.

Während Sven der Feuerwehr beruflich wie ehrenamtlich verbunden ist, hat Kathleen Müller eine Ausbildung als Bürokauffrau absolviert und die Qualifikation als Steuerfachangestellte drangehängt. Heute jongliert sie in der Buchhaltung einer Firma mit Zahlen.

Privat liebt das Trio die Natur, ist so oft wie möglich draußen und hat Hund „Yoyo“ dabei. Neben dem gemeinsamen Hobby Feuerwehr liebt die gesamte Familie die Insel Rügen. Wenn es demnächst wieder gen Norden geht, sind die Störtebeker-Festspiele ein Muss.

Und dann? Kathleen und Sven wollen ihre Liebe bald zum Bund auf Lebenszeit machen: Am Freitag, 13. Juli 2018, soll es soweit sein. Das wiederum kann bei den beiden nur ein gutes Omen sein.