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Fotografie Der schönste Blick auf Halberstadt

Zwei Hobby-Fotografen aus Halberstadt setzen ihre Heimat in Szene - aus ungewohnter Perspektive.

Von Sandra Reulecke 27.01.2020, 00:01

Halberstadt l Malerische Farbenspiele über imposanten Gebäuden, Lichtspiele zwischen Bäumen, Bekanntes aus ungewohnten Perspektiven: Die Bilder von Marcel Lieben und Stephan Hujer fallen auf. So sehr, dass der Landkreis Harz auf die beiden Halberstädter zukam und sie um eine Ausstellung gebeten hat. Unter dem Namen „Blickwinkel“ haben die beiden Männer 45 Fotos – aus Halberstadt und dem Harz, aufgenommen mit Drohnen sowie normalen Kameras – zusammengestellt, die nun im Landratsamt zu sehen sind.

Ein Erfolg, der die Fotografen ein wenig überrascht. „Bislang ist das alles nur ein Hobby für uns“, erläutert Stephan Hujer. Der 47-Jährige ist selbstständig mit einem Computerfachgeschäft samt Grafikstudio. Sein Mitstreiter, Marcel Lieben ist gelernter Zimmermann. „Für Fotografie habe ich mich schon immer interessiert“, berichtet der 35-Jährige. Und dank seines Großvaters habe er zudem seit der Kindheit großes Interesse am Fliegen. „Dank Drohnen kann ich beides kombinieren.“ Vor fünf Jahren habe er sich das erste kleine Fluggerät, mit denen Fotos aus der Vogelperspektive gelingen, gekauft. „Ich war wohl so ziemlich der Erste in Halberstadt“, sagt Marcel Lieben. Schnell wurden seine Bilder dank sozialer Netzwerke bekannt. Zudem hat sich der Halberstädter an Fotowettbewerben – auch solchen der Stadt – beteiligt.

An der Drohnenfotografie hat Stephan Hujer ebenfalls Gefallen gefunden. „Vor zwei Jahren habe ich die erste gekauft und den Führerschein dafür gemacht“, berichtet er. Denn im Gegensatz zu anderen Arten der Fotografie ist die mit Drohnen mit hohen Hürden verbunden. Nicht nur, dass die Technik durchaus kostspielig sein kann. Es gehören Genehmigungen, Versicherungen und Auflagen dazu. Und viele Fragen, wenn man neu auf dem Gebiet ist. „Ich habe damals Kontakt zur Stadt aufgenommen und die haben mich an Marcel vermittelt, weil er sich auf dem Gebiet schon so gut auskannte“, berichtet Stephan Hujer.

Also haben sich die Männer für eine gemeinsame Foto-Tour verabredet – und gemerkt, dass sie auf einer Wellenlänge liegen. „Marcel hat einen guten Blick für Motive, ich habe das bessere Know-how in der Bildbearbeitung“, erläutert Hujer.

Die Männer betonen jedoch, dass sie mit Filtern und Co. eher sparsam umgehen. „Eine gute Kamera und Bearbeitungsprogramme sind nicht alles, man muss auch damit umgehen können. Und vor allem einen guten Blick haben“, betont Marcel Lieben. Zwar mögen er und Hujer es dramatisch in ihren Aufnahmen, wie sie sagen, aber dafür vertrauen sie mehr auf die Natur als auf die Technik. „Wir fotografieren hauptsächlich bei Sonnenauf- und untergängen“, berichtet Lieben. Ein Geduldsspiel, das Spontanität erfordert. „Das Wetter und die Bedingungen müssen genau passen.“ Das könne schon mal zehn Anläufe und Hunderte unbrauchbarer Bilder kosten. Wobei das Fotografieren eigentlich erst der zweite Schritt ist. „ Das Bild haben wir schon im Kopf, bevor wir auf den Auslöser drücken“, so Stephan Hujer.

Das Besondere an ihren Arbeiten: Sie bestehen meist nicht aus einem Foto, sondern aus vielen. Die werden dann so zusammengesetzt, dass keine Übergänge mehr zu sehen sind. Dank dieser Technik sind Panorama-Aufnahmen ihr Markenzeichen geworden. Diese wurden für die aktuelle Ausstellung sowohl als Poster in Foto-Qualität gedruckt, als auch auf Aluminiumplatten. Mehrere Schichten Farbe und das Bürsten der Oberfläche erreichen einen 3-D-Effekt, berichten die Hobby-Fotografen.

Auch bewegte Bilder gehören zu ihrem Repertoire. Aktuell arbeiten die beiden Familienväter in ihrer Freizeit an einem Imagefilm, mit dem sie ihrer Heimatstadt ein Denkmal setzen wollen. Sogar die Musik dazu produzieren sie selbst. Stephan Hujer ist begeisterter Musiker, der mehrere Instrumente spielt, Songs selbst schreibt und ein eigenes Studio hat. „Der Tag hat gar nicht genug Stunden, um alles unter einen Hut zu kriegen. Ich habe so viele Hobbys“, berichtet er lachend.

Kürzer treten will er dennoch nicht. Im Gegenteil. Gemeinsam mit Marcel Lieben hat er das Projekt „Dream Image“ gegründet. Auf der gerade veröffentlichten, gleichnamigen Internetseite stellen sie nicht nur sich und ihre Arbeiten vor, sondern wollen anderen Hobbyfotografen Tipps geben. „Aber all unsere Tricks und Geheimnisse verraten wir natürlich nicht“, sagt Stephan Hujer lachend.