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Fußball Der FCM zu Gast in Osterwieck

Es wurde ein großer Fußballabend in Osterwieck. Der 1. FC Magdeburg war zu Gast beim Sportverein Eintracht.

Von Mario Heinicke 21.07.2016, 10:30

Osterwieck l Eintracht-Schatzmeister Frank Schulze und Fußball-Abteilungsleiter Ulf Wagner strahlten übers ganze Gesicht. Mit 2000 Zuschauern, wie einst beim legendären Aufeinandertreffen vor 41 Jahren gegen den DDR-Meister 1. FC Magdeburg, hatten sie nicht unbedingt gerechnet. Dass das Spiel in Rekordhöhe von 0:19 verloren ging – naja. Frank Schulze riet den Eintracht-Kickern, vor allem Spaß zu haben an solch einem Tag.

Den hatten auch die Zuschauer – schon zweieinhalb Stunden vor dem Spiel. Da begann ein Familienfest im Ratsgarten. Auch die Volksstimme war dabei vertreten mit Kinderschminken, Malen, Glücksrad und anderen Angeboten.

Auf dem Rasen trainierten derweil die Knirpse der Eintracht aus den drei jüngsten Altersklassen mit Jugendleiter Thomas Schulz. Ihm bereitete es keine Mühe, jetzt in den Ferien die Jungen und Mädchen für dieses Sondertraining zu aktivieren. Zumal noch eine besondere Belohnung auf sie wartete: Beim Einlaufen der Mannschaften durften sie die großen Kicker aus Magdeburg und Osterwieck begleiten.

„Wir haben jetzt 98 Kinder im Nachwuchsbereich“, berichtete Thomas Schulz am Rande, während er ein Trainingsspiel seiner Zöglinge beobachtet. Bis hoch zur B-Jugend sind derzeit alle Altersklassen besetzt, auch mit Übungsleitern. Und doch werden gerade Übungsleiter händeringend gesucht. Vielleicht half ja dieser Fußballabend.

Die Zuschauer kamen freilich nicht nur aus Osterwieck. Heinrich Fuhrmeister zum Beispiel ist Sportvereinsvorsitzender in Dardesheim. „Ich drücke Osterwieck die Daumen“, sagte er, ganz Einwohner der Osterwiecker Einheitsgemeinde. Dardesheims Fußballer formieren ihre Mannschaften schon viele Jahre als Spielgemeinschaften mit Badersleben. Aus dem Huy-Dorf stammt C-Jugendtrainer Marcus Häusler, der sich dann doch zum Magdeburger Team bekannte.

Doch ob FCM oder Eintracht, es gab keinerlei Probleme in den Zuschauerreihen, wie die Osterwiecker Regionalbereichsbeamten der Polizei, Dietmar Hartwig und Gerd Lohse, bestätigten. Sie liefen mehrere Streifen und waren nach dem Spiel vor allem gefragt, als sich die unzähligen Autos vom Anger aus wieder in Bewegung setzten.

Echte FCM-Fans sind Maik Herrmann, Doreen Voges, Dominic Drechsler, Tobias Bellegehausen und Dirk Winter. Sie kamen aus dem Raum Liebenburg/Salzgitter nach Osterwieck. Wie man in Niedersachsen trotz vor Ort höherklassiger Mannschaften zu Magdeburg halten kann? Doreen Voges bekannte, aus Magdeburg zu stammen.

„Der FCM hat die geilsten Fans“, sagte Dominic Drechsler. Wirklich bei jedem Heimspiel dabei ist Maik Herrmann, der der Arbeit wegen die Woche über in Salzgitter wohnt, ansonsten in Bernburg zu Hause ist. „Die Magdeburger Spieler sind sehr offen, Fans bekommen Fotos und Autogramme“, freute er sich. „Ich habe hier auch schon ein Selfie mit Spielern gemacht.“

Vier andere Magdeburger hatten derweil ihren Platz im Raum der Stadionsprecher eingenommen. Auch wenn der Drittligist nur gegen einen Achtligisten spielte, wissen sie, dass sich viele Fans in der Elbestadt dafür interessierten. FCM-Fanradio heißt das Projekt, das in der vergangenen Saison gestartet ist, wie Jerome Haack berichtete. Vorerst aber aus lizenzrechtlichen Gründen nur bei Test- und Pokalspielen ihren Klubs. „Wir haben meist über 500 Zuhörer“, sagte Haack, gesendet über einen Internetstream mit etwa einer Minute Verzögerung. Darüber hinaus unterstützen die Freizeitreporter die Radiokommentare für blinde Zuschauer im Stadion.

Auch die Volksstimme-Leser konnten sich derweil live über das Fußballspiel in der Ilsestadt informieren. Auf der Internetseite gab es einen Liveticker, dazu über die Facebook-Seite der Halberstädter Volksstimme Videos und Fotos.

Die Volksstimme war zusammen mit der Harzsparkasse Hauptsponsor der Aktion „Mein Verein gegen den 1.FCM“. Aus Magdeburg waren dazu u. a. Verlagsgeschäftsführer Marco Fehrecke und der leitende Regionalredakteur Marc Rath angereist. Frank Harbrecht aus dem Vorstandsbüro der Harzsparkasse kam derweil in Sportsachen nach Osterwieck. „Es ist ja eine Sportveranstaltung.“ Eingeweihte wissen, dass er als Chef des Harzgebirgslaufvereins auch aktiver Sportler ist.

Für Jonas Theuerkauf aus Dedeleben barg der Fußballabend noch eine ganz besondere Überraschung. Nicht weil er der Bruder von Eintracht-Torsteher Malte Theuerkauf ist, sondern weil er unter allen Teilnehmern der Abstimmung zur Aktion „Mein Verein gegen den 1. FCM“ als Hauptpreisträger gezogen wurde. Lothar Heidrich aus der Volksstimme-Marketingabteilung überreichte dem strahlenden Glückspilz ein Trikot von Stürmerstar Christian Beck mit allen Unterschriften der FCM-Kicker. „Eine echte Rarität“, unterstrich Heidrich, der sich auch über den fantastischen Abend in Osterwieck freute.

Klar, nach dem 0:9 zur Halbzeit, übrigens exakt der Pausenstand wie vor 41 Jahren, war etwas Aufmunterung beim Publikum notwendig. Zur Unterstützung von Stadion­sprecher Nicky Reuer hatte die Eintracht Jens Kluck als Muntermacher und Motivator gewinnen können. Er ist sonst Sprecher bei den Eishockey-Grizzlys in Wolfsburg. Vor allem aber stammt er aus Osterwieck. „Zu Hause zu sein, ist eine schöne Sache.“ Er brachte auch die eigens aufgebaute Tribüne mit, die rund 250 Zuschauern Sitzplätze bot.

„Eine tolle Geschichte“, kommentierte Kreissportbundpräsident Henning Rühe im Publikum dieses Fußballspiel. Vor allem, dass der FCM sich in der Region zeigt, hält er für den richtigen Weg. So wie derzeit die Magdeburger Handballer in Halberstadt sind.

Dass es ein großartiger Fußballabend wurde, daran hatten letztendlich viele ihren Anteil. Die Feuerwehr half mit, der DRK-Sanitätsdienst und die vielen, vielen Helfer aus dem 372-köpfigen Sportverein Eintracht. „Es hat alles geklappt, das macht schon stolz“, freute sich Frank Schulze. Und ein wenig schielt der Kassenwart natürlich auf die Kasse, was der Tag an Einnahmen für den Verein gebracht hat. Denn nachdem neue Tore und davor Rollrasen angeschafft wurden, ist das nächste (teure) Vorhaben schon ins Auge gefasst. Der Rasenplatz soll an den Seitenlinien erweitert werden und darüber hinaus eine Bewässerungsanlage erhalten. Damit er immer schön grün ist.

Nach dem 1:15 im Sommer 1975 und dem 0:9 im Jahr darauf nun also ein 0:19. Der einstige Libero Dietmar Bode bleibt damit weiterhin der einzige Osterwiecker, der ein Tor gegen den Klub geschossen hat. Aber es gibt eine neue Chance. Am 2. September kommt die Traditionself des FCM nach Osterwieck, auch mit Kickern des Jahres 1975, und tritt gegen eine Alte-Herren-Auswahl der Fallsteinorte an.