Fußgängerzone Dufte Idee

Seit einem Vierteljahr tut sich wieder etwas in den großen Beeten im Breiten Weg in Halberstadt. Kräuter und Gemüse wachsen aus der Erde.

Von Sandra Reulecke 12.08.2016, 01:01

Halberstadt l Mit geschlossenen Augen ist es fast wie in der französischen Provence: Der Wind weht einem den Duft von verschiedensten Kräutern in die Nase. Doch statt den Pont du Gard erblickt man beim Öffnen der Augen die Martini-Türme in Halberstadt.

Verantwortlich für den Hauch von Urlaub in der Domstadt sind drei Kräuterbeete, die sich auf dem Breiten Weg befinden. „Eine tolle Idee“, sagt Kathrin Meldau. Schon oft habe die Halberstädterin beobachtet, wie sich Passanten die Beete interessiert angesehen haben.

Dabei ist viel mehr als Gucken erlaubt. „Die Bürger sind ausdrücklich eingeladen, sich ein paar Blätter abzurupfen, zu riechen und zu probieren“, lädt Josefina Rückewoldt ein. Auch Portionen zum Kochen dürfen mitgenommen werden. „Aber bitte nichts ausgraben, es sollen ja möglichst viele Freude dran haben.“ Die 30-Jährige gehört als Mitglied des Schlanstedter Kräutervereins zu den Initiatoren der Kräuterbeete mitten in der Fußgängerzone.

Wie kam es zu der Idee? „Wir als Verein wollen Wissen verbreiten – und das geht am besten in der Stadt, dort wird es von mehr Menschen wahrgenommen“, erläutert Josefina Rückewoldt. Sie sei sehr positiv überrascht, wie gut das Konzept bei den Halberstädtern ankommt. „Ich bin ehrlich erstaunt. Die Bürger gießen die Beete sogar.“ Dafür stehen zwei große Gießkannen an den Beeten bereit.

Dabei sah es zunächst nicht nach Begeisterung unter den Halberstädtern aus. Im Mai dieses Jahres wurden die Kräuterbeete bepflanzt – mit selbstgezogenen Setzlingen. „Anfangs waren viele skeptisch und fragten, ob wir keine Angst haben, dass die Pflanzen herausgerissen werden“, erinnert sich die Hobby-Gärtnerin. Ein anderes Argument der Gegner: Die verschieden hohen Kräuter und Stauden sehen zu unordentlich aus. So lautet zumindest das Fazit einer Passantin, die sich auf einer Bank an den Beeten ausruht. Mit dieser Meinung ist die Seniorin in der Minderheit. „Wir haben bislang nur lobende Worte bekommen“, berichtet Stadtsprecherin Ute Huch. „Über Vandalismus oder ähnliches sind keine Vorfälle bekannt.“

Josefina Rückewoldt überzeugt sich alle paar Wochen vom Zustand der Beete. „Eine Frau hat sich ein paar Samen von der Gewürztagetes abgenommen, um sie im Frühjahr zu Hause auszusäen“, berichtet sie begeistert. Im sozialen Netzwerk Facebook veröffentlicht die Hobby-Gärtnerin auf der Seite „Schlanstedter Kräuter“ aktuelle Fotos und Tipps.

Beruflich hat sie übrigens nichts mit Pflanzen zu tun. Sie und ihr Mann Marcus sind Produktdesigner in Berlin. Schlanstedt ist die Heimat des 31-Jährigen und das Ehepaar verbringt viel Zeit im gemeinsamen Garten in dem Huy-Dorf. 2014 gründeten die beiden zudem den Verein Kräuter Schlanstedt. „Im Ort standen damals Gewächshäuser leer und wir wollten sie mit Leben füllen“, sagt Josefina Rückewoldt. Mittlerweile zählt der Verein zwölf Mitglieder.

Wie gut diese sich aufs Gärtnern verstehen, wird am Sonntag, 21. August, präsentiert. Zwischen 14 und 17 Uhr sind Interessierte in ihr Gewächshaus in Schlanstedt eingeladen.