Gartenverein Freizeit im Grünen

Ein Grüngürtel mit Gärten umschließt Osterwieck. Viele gehören dem Gartenverein der Stadt. Nicht alle werden bewirtschaftet.

Von Klaus Baier 21.03.2016, 03:00

Osterwieck l Schon vor über 90 Jahren wurde der Osterwiecker Gartenverein gegründet. Hier konnten die Bürger der Stadt, die kein eigenes Haus oder Grundstück besaßen, auf städtischem Grund und Boden eine Parzelle (400 Quadratmeter) pachten und einen Obst- und Gemüsegarten anlegen. Eine kleine Gartenlaube zum Schutz vor Hitze, Kälte, Schnee und Regen sowie zum Aufbewahren der Gerätschaften gehörte ebenfalls dazu.

Vor der Ernte mussten aber erst einmal der Boden und die Beete vorbereitet werden, Kartoffeln gelegt, vorgezogene Pflänzchen, Blumen und Knollen eingesetzt und Samen gelegt werden. Im Sommer und Herbst konnten die Hobbygärtner dann die Früchte ihrer Arbeit verzehren oder für den Winter einlagern.

Im Verein wurde Nachbarschaftshilfe immer groß geschrieben. Die Mitglieder waren wie eine große Familie, und die Kinder wurden früh mit der Flora und Fauna vertraut gemacht. 300 Quadratmeter, also drei Viertel der Fläche, mussten mindestens für den Anbau von Obst und Gemüse verwendet werden. Eine kleine Rasenfläche zum Spielen für die Kinder und eine kleine Veranda vor der Laube mit Tisch und Stühlen erhöhten den Freizeitwert für die Hobbygärtner, die sich oft als Arbeiter in der Industrie oder Landwirtschaft nur eine enge Wohnung leisten konnten.

Die Nachfrage war von den Anfängen bis 1990 immer riesig. Die allerersten Gärten wurden sogar noch verlost, nur für jeden sechsten Interessenten war eine Parzelle vorhanden. 1990, als aus der Kleingartensparte der Verein wurde, gab es 290 Mitglieder und immer noch 20 Leute auf einer Warteliste.

Der traditionsreiche Gartenverein zählt heute nur noch 186 Mitglieder und hat Kleingärten in insgesamt fünf Anlagen („Ellern“, „Kirchberg alt und neu“, „Schützenkrug“, „Billigsberg“ und „Bunte Hausbreite“). Die kleinste Anlage beherbergt nur vier Gärten.

Vorsitzender ist seit sechs Jahren Jacques Schwarzbach. Sein Vorgänger Werner Hatzmann hatte den Verein 36 Jahre geleitet.

Seit 25 Jahren wird eine Freundschaft mit dem Gartenverein der niedersächsischen Partnerstadt Hornburg gepflegt. Zum Jubiläum wurde in der wiedereröffneten Gaststätte „Willeckes Lust“ an der Landesgrenze kräftig gefeiert.

Durch die Größe und die fünf verschiedenen Standorte des Osterwiecker Gartenvereins gibt es für Jacques Schwarzbach und die weiteren Vorstandsmitglieder Klaus Rudolf (2. Vorsitzender), Bärbel Bruns (Kassenwartin), Nicole Witt (Schriftführerin) und Fachberater Andy Matuchek besonders viel zu tun. Hierbei helfen auch die Anlagenvorsitzenden Günter Rickmann, Berthold Reinecke, Frank Koch, Anna Seeger und Volker Ahrend.

Viel Arbeit entsteht auch durch leer stehende Parzellen, die von allen Vereinsmitgliedern gemeinsam gepflegt werden. Acht Arbeitsstunden pro Jahr oder eine entsprechende Vergütung muss jedes Mitglied leisten.

„Ich verstehe nicht, warum sich nicht mehr junge Familien bei uns einen Garten zulegen. Es kostet ja nur etwa 50 Euro pro Jahr und man kann das sogar in Raten zahlen. Der Ertrag an gesundem Obst und Gemüse ist bei den guten Böden erfreulich hoch“, sagt Jacques Schwarzbach. „Außerdem macht das Leben im Garten viel Spaß – auch für Kinder, die hier viel lernen können. Wir organisieren Feste, Skatturniere, Lehrgänge und Fahrten. Jeder ist hier gern gesehen.“

Wer Interesse an einem Garten hat, kann sich an den Vereinsvorsitzenden wenden: jacques.schwarzbach@freenet.de.