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Gedenken Erfahren, was hier früher war

Am Grenzdenkmal bei Wülperode ist eine weitere Informationstafel errichtet worden. Mit großem Bahnhof.

Von Mario Heinicke 06.11.2018, 19:12

Wülperode l Nur zehn Tage, nachdem das Osterwiecker Fallstein-Gymnasium und der Kreis ehemaliger Grenzschützer zwei Informationstafeln eingeweiht hatten, gab es das nächste Ereignis im Okertal. Großer Bahnhof für die Tafel, die an den Grenzübersichtspunkt Wiedelah erinnert, wo also von westdeutscher Seite auf den Eisernen Vorhang geschaut werden konnte.

Vertreter aus dem Umweltministerium, von der Gedenkstätte Marienborn, Bürgermeister der Region, sogar der Oberbürgermeister von Goslar kamen. Und als Sponsor der Tafel der Europaabgeordnete Michael Cramer (Bündnisgrüne), der ein besonderes Verhältnis zur Grenze hat. Zum einen, weil er 15 Jahre in Westberlin umgeben von der Mauer gelebt hat.

Zum anderen ist er Initiator des 160 Kilometer langen Berliner Mauerradwegs und des 10.000 Kilometer langen Europa-Radwegs Eiserner Vorhang, der von der Barentssee bis zum Schwarzen Meer führt.

Am Europa-Radweg liegt jetzt auch das Wülperöder Grenzdenkmal. Cramer brachte druckfrisch die überarbeitete Auflage des offiziellen Radtourenbuchs mit, in dem die Route bei Wülperode extra zum Denkmal hin verlegt wurde.

Cramer erinnerte daran, wie er und seine Mitstreiter anfangs wegen Idee, vor allem des Mauerradweges, als „völlig bekloppt“ abgestempelt wurden – und damit gewissermaßen Leidensgenosse von Lothar Engler ist. Der frühere Bundesgrenzschützer aus Wiedelah spannte sich mit dem Grenzerkreis vor fünf Jahren davor, die Wülperöder Grenzanlage nicht nur zu bewahren, sondern auch unter Denkmalschutz zu stellen.

„Es ist ein Bettelprojekt“, sprach Engler über das Organisieren der Infotafeln, das über Sponsoren wie Michael Cramer letztendlich klappte. Nächstes Jahr soll noch ein Grenzsäule aufgestellt werden, berichtete Engler und reichte aufs Neue eine Spendendose durch die Reihen.

„Diese Tafel müsste eigentlich auf niedersächsischem Gebiet stehen“, stichelte Engler. Denn dort gab es die Grenzübersichtspunkte. Auch die Landkreise in Niedersachsen müssten sich künftig finanziell beteiligen. Und es müssten noch viele weitere Infotafeln aufgestellt werden: im Kleinen Fallstein, im Eckertal, an der Eckerstaumauer, am Dreieckigen Pfahl oder Goetheweg. „Keiner, der dort langgeht, erfährt, was hier mal war und wie das mal ausgesehen hat.“ Dabei betonte Engler, der Grenzerkreis mache das nicht für sich, sondern „für die Kinder und Kindeskinder“. Oder wie Cramer zitierte: „Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft.“

Der Europaabgeordnete hatte in einem Zeitungsbeitrag vom Wülperöder Grenzdenkmal gelesen, Kontakt mit Engler aufgenommen und auf dessen Sponsoring-Anfrage sofort zugesagt. „Unbürokratisch“, unterstrich der Wiedelaher.

Cramer hofft, dass bis zum 30. Jahrestag des Mauerfalls 2019 der komplette deutsche Abschnitt des Europaradweges von der Ostsee bis Bayern beschildert ist. Gute Fortschritte gebe es im Bayrischen Wald, Hessen, Thüringen und Schleswig-Holstein. Aber weitesten vorangekommen sei aber Serbien, wo die kompletten 710 Kilometer einschließlich Infotafeln ausgeschildert seien.

Liane Radespiel aus dem Magdeburger Umweltministerium informierte, dass das Grüne Band in Sachsen-Anhalt als Nationales Naturmonument ausgewiesen werden soll. Am 3. Dezember ist dazu eine Informationsveranstaltung in Osterwieck vorgesehen.