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Gedenkstätte Animation im Dienst der Geschichte

Technik macht den Blick in die Geschichte möglich: Eine 3D-Animation zeigt das einstige Konzentrationslager Langenstein-Zwieberge.

Von Sabine Scholz 05.04.2017, 01:01

Langenstein l Die Grundlage ist da. „Jetzt können wir für verschiedene Anforderungen eigene kurze Videosequenzen herstellen“, sagt Nicolas Bertrand, der Leiter der Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge. Stolz präsentiert er einen kurzen 3D-Animationsfilm, der einen Blick auf das Lager erlaubt.

Grundlage für die Animation, die in Zusammenarbeit mit der Hochschule Anhalt entstand, sind historische Luftaufnahmen, Fotos und die Filmsequenz, die die US-Armee kurz nach der Entdeckung des Konzentrationslagers in Zwieberge aufnahm. „Wir haben nur exakt dargestellt, was wir genau wissen und belegen können“, sagt Bertrand. Deshalb haben einige der Baracken keine Fenster, manche Dächer keine Schornsteine, während andere Baracken zwei Reihen Schornsteine aufweisen.

Die Genauigkeit sei wichtig, sagt Bertrand, schließlich will man kein Disneyland präsentieren, sondern den exakten Stand der Forschung. So finden sich die bekannten, genau vermessenen Standorte der Häftlingsbaracken und die der Wachtürme rund ums Lager in der Sequenz. Auch das innerhalb des Lagers noch einmal gesondert abgegrenzte sogenannte Junkerslager ist zu sehen, die eckig abgewinkelten Betonpfeiler des Stacheldrahtzauns, die Lampen und das Tor zum Lager. Weiß dargestellt sind die Baracken der Wachmannschaften außerhalb des Lagers und die Baracke des Lagerführers zu Füßen des Hasselholzes.

Erkennbar sind die Höhenunterschiede des Lagergeländes und am Zaun auf der Westseite eine große Grube. „Vorbereitungen für den Bau eines Krematoriums“, wie Bertrand erläutert. Die Animation ist ein weiterer Schritt, mit modernen technischen Möglichkeiten Wissen über das KZ zu vermitteln, in dem von Februar 1944 bis Aptil 1945 Tausende Männer inhaftiert und der „Vernichtung durch Arbeit“ ausgeliefert waren. Völlig unterernährt, mussten sie ein 13 Kilometer langes Tunnelsystem in die Thekenberge treiben. In dem Stollen sollte nach dem Willen der herrschenden Nationalsozialisten unterirdisch für die Flugzeug- und Rüstungsindustrie geschuftet werden. Untertage sollte die Produktion sicher sein vor den sich häufenden Luftangriffen der Alliierten.

„Es ist die genaueste Darstellung des Lagers, die bislang existiert“, sagt Nicolas Bertrand. Sie wird auch Bestandteil des Geo-Caching-Angebotes sein, mit dem Schüler und Erwachsene das einstige Lagergelände erkunden. Gesine Daifi und Hanka Rosenkranz haben bereits die Aufgabenstellungen entsprechend angepasst für die Schüler, die mit GPS-Geräten und Fragen ausgestattet, auf Entdeckertour über das Gelände gehen, berichtet der Gedenkstättenleiter.

Die Animation wird er auch den Teilnehmern der diesjährigen Tage der Begegnung zeigen, die am Sonntag, dem 9. April, der Opfer gedenken, die im Lager, im Stollen oder auf den Todesmärschen ermordet wurden.