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Gedenkstätte Handwerker als Forscher gefragt

Geschichte ist vielfältig wie das Leben. Das zeigt sich auch in der Arbeit der KZ-Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge.

Von Sabine Scholz 02.10.2017, 06:00

Langenstein l „Ich bin Jurist, ich kann Ihnen erklären, welche Regeln im Lager galten. Ich erkenne auch, dass das hier Teil eines Abflusses ist und das eine alte Lampenfassung. Aber ich weiß nicht, wie die Stromversorgung im Lager aussah oder ob die Installationen dem damaligen Stand der Technik entsprechen“, sagt Dr. Nicolas Bertrand. Der Leiter der KZ-Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge sitzt vor einem Karton und einer quietschgelben Schüssel, voll mit rostigen Fundstücken und zerbrochenen Porzellanteilen.

Über die Jahre wurden viele Objekte auf dem Lagergelände gefunden und gesammelt. Leider existieren zu den vielen Stücken keine Informationen, wann und wo genau man diese gefunden hat, was für die Archivierung ebenso von Bedeutung wäre wie für die Aufarbeitung der Lagergeschichte. Und, es gibt keine Beschreibung der Teile. Ein Stück Rohr ist zu erkennen, ein alter Dynamo, der Rest eines alten Lampenschirms. „Um diese Funde zu beschreiben, brauche ich Fachwissen, über das ich selbst nicht verfüge, aber das garantiert Handwerker haben“, sagt Bertrand. Weshalb er hofft, dass ihm Maurer, Klempner, Zimmerleute,Bauhandwerker, Elektriker und andere Fachleute helfen.

Am Sonnabend, dem 21. Oktober, möchte Bertrand die Fundstücke in der Gedenkstätte präsentieren. Wenn die Gruppe der 2. Generation zu Gast ist. Die Kinder und Enkel ehemaliger Häftlinge bringen sich seit Jahren in die Arbeit der Gedenkstätte ein, ent­wickeln neue Ideen, wollen viel wissen. Aber auch bei ihnen, so Bertrand, dürfte das erforderliche Fachwissen nur vereinzelt vorhanden sein.

„Deshalb setze ich auf die Menschen hier in der Region, dass sie helfen, die Geschichte aus ihrer Perspektive zu erzählen. Handwerker sind die Fachleute, die mir sagen können, was diese Dinge hier erzählen. Über die Stromversorgung des Lagers, über die Sanitäranlagen, über Bautechniken. Die Geschichte des Lagers muss von mehreren Händen geschrieben werden. So, wie mir die Geologen und Bergarbeiter Aspekte zum Stollen vermitteln, können dies Handwerker zur Art und Weise, wie gebaut und installiert wurde, wie das Mauerwerk in den Gewölben des Stollens ausgeführt wurde und so weiter. Ich brauche diese Expertise“, betont Bertrand.

Um dieses Fachwissen nutzen zu können, sind Handwerker eingeladen, sich am 21. Oktober von 10 bis 12 Uhr mit den Fundstücken zu befassen, ihre Einschätzung dazu mitzuteilen. Es ist auch ein kleiner Imbiss mit den Handwerkern geplant. Wer helfen kann und will, ist gebeten, sich in der Gedenkstätte anzumelden unter Telefon (0 39 41) 56 73 25.