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Gedenkstein Tatkräftiger Bürgersinn

Ein repräsentativer Platz ist das Areal vor dem Käthe-Kollwitz-Gymnasium Halberstadt. Ein Gedenkstein soll an die Namensgeberin erinnern.

Von Sabine Scholz 29.08.2017, 09:00

Halberstadt l „Seit zehn Jahren schon“, antwortet Hans-Jürgen Scholz auf die Frage, wie lange er sich schon um den Käthe-Kollwitz-Platz kümmert. „Die Kommentare der Passanten werden freundlicher“, fügt er an und beugt sich wieder über die Rabatte. Jede Woche versucht er des Unkrauts Herr zu werden, das zwischen den Stauden wächst, die einst im Rondell auf der Mitte des grünen, markant geformten Grasplatzes standen.

Weil die Stadt sparen musste und Grünpflege personalintensiv ist, waren die Stauden vor ein paar Jahren von der Mitte an den Rand des fast einen Hektar großen Areals gesetzt worden. „Leider ohne einen Gestaltungsplan“, bemerkt Scholz. Die roten Geranien, die er vor das Ziergras gesetzt hatte, sind fast alle gestohlen worden. Aber das schreckt ihn nicht ab. „Man darf nicht nur meckern, sonden muss selbst was tun“, lautet seine Devise.

Dass es der Käthe-Kollwitz-Platz ist, der ihm ans Herz gewachsen ist, hat nicht nur damit zu tun, dass er seit einigen Jahren in der Nähe wohnt. „Ich bin früher jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit über den Platz gegangen“, sagt der Halberstädter, der nicht nur Bänke unter den großen, jeweils zweireihig gepflanzten Linden an Ost- und Westseite des Platzes vermisst, sondern auch Papierkörbe. „Zigarettenkippen nimmt doch keiner mit, wenn man geraucht hat und kein Papierkorb in der Nähe ist.“

Doch die Bürgergruppe kann auch auf Erfolge verweisen, nach Hinweisen aus der Seniorenvertretung sind an zwei Stellen die Bordsteinkanten am Platz abgesenkt worden: Nicht nur für Rollstuhlfahrer hilfreich.

An diesem Tag arbeitet Scholz allein an der Rabatte, an anderen Tagen helfen Mitglieder der Bürgerinitiative, die sich für die Platzgestaltung engagiert und ein weiteres Vorhaben angeschoben hat – einen Gedenkstein für Käthe Kollwitz. Die hat zwar persönlich nichts mit Halberstadt zu tun, gibt Scholz zu, war aber eine engagierte Pazifistin. „Viele ihrer Grafiken thematisieren das Elend des Krieges, die Bedeutung von Frieden und gerechtigkeit“, sagt Scholz. Deshalb sollen auf dem Stein, den ein Halberstädter Steinmetz aus einem vorhandenen Granitblock arbeiten will, nicht nur das Konterfei und die Lebendaten von Käthe Kollwitz stehen, sondern auch die Worte „Nie wieder Krieg!“.

Diese Forderung sei hochaktuell, sagt der Mann, der für die Halberstädter Linken im Stadtrat sitzt. Für ihn und seine Mitstreiter sei das 150. Geburtsjahr der Malerin ein guter Anlass, den Stein aufzustellen. Dass der Entwurf so manchen an einen Grabstein erinnert, ficht ihn nicht an. Kostenvoranschläge gibt es, erste Absprachen mit der Stadt, noch fehlt es an Geld. Rund 400 Euro spendet Scholz selbst, mehr als 700 Euro fehlen noch. Wer helfen will, kann sich an Hans-Jürgen Scholz wenden: h-j-scholz@t-online.de.