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Geschichte Sammlung wird zur Datenbank

Eine Archivarin ist jetzt in der Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge tätig, um eine Datenbank aufzubauen.

Von Sabine Scholz 19.08.2017, 07:00

Langenstein l Ein gut sortiertes Archiv ist Grundlage von Geschichtsforschung. Doch welche Schlagwörter sind wichtig? Wie benennt man die Artefakte und Akten? Nach welchen Kriterien werden sie sortiert? Fragen, auf die Ulrike Holdt in den kommenden sechs Wochen Antworten geben soll. Die Archivarin aus der Nähe von Dortmund hat bereits Erfahrung mit dem Umgang von Sammlungen kleinerer KZ-Gedenkstätten.

„Die Gedenkstätte Oberer Kuhberg in Ulm ist der in Langenstein ähnlich“, sagt die 34-Jährige. Drei Jahre lang hatte sie dort in einem Projekt mitgearbeitet, das vom Bund finanziert worden war. Ein Ergebnis war unter anderem ein Leitfaden für die Archivarbeit in Gedenkstätten.

Die Broschüre „Das materielle Erbe der Zeitzeugen sichern“, hat Dr. Nicolas Bertrand begeistert. Nicht nur, weil er als Wissenschaftler selbst viele Jahre in Archiven gearbeitet hat, weiß der Leiter der Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge, wie wichtig diese Sammlungen für die Forschung sind. „Wir haben so viel Material hier in der Gedenkstätte und bekommen noch viel Neues hinzu. Da ist der Aufbau einer Datenbank sehr wichtig“, sagt Bertrand. Deshalb hatte er im September vergangenen Jahres das Projekt beantragt, das nun in Person von Ulrike Holdt seine Umsetzung findet.

Das Land Sachsen-Anhalt finanziert das Gesamtprojekt „Ersteinrichtung eines Sammlungsbestandes“ in der Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge. Für die bewilligten 16 754 Euro wurde bereits eine neue Datenbanksoftware gekauft und installiert. „Mit der arbeiten bundesweit viele Gedenkstätten“, berichtet Ulrike Holdt.

Die Archivarin will in den kommenden Wochen die Grundstruktur schaffen, mit der dann der eigentliche Sammlungsbestand Stück für Stück erfasst werden kann. „Hier ist unglaublich viel gesammelt worden in den vergangenen Jahren, das ist toll. Gerade die persönlichen Erinnerungen der ehemaligen Häftlinge, deren Schriftstücke, Fotos und Zeichnungen ergänzen die staatlichen Quellen mit ihren Akten und amtlichen Dokumenten und ermöglichen so erst eine gute Gesamtbetrachtung der Ereignisse damals“, so Holdt.

Der Aufbau einer Häftlingsdatenbank soll mit der gleichen Software erfolgen wie der für den Sammlungsbestand. „Dann können wir vieles besser zusammenführen und den Familien, die sich an uns wenden, noch besser Auskunft geben“, nennt Nicolas Bertrand die Zielstellung hinter dieser Aufgabe.

Ulrike Holdt will von jeder Objektart im Archiv mehrere erfassen und eine Maske erarbeiten, nach der diese Archivalien erfasst werden sollen – Akten, Fotos und „dreidimensionale Objekte“, also Fundstücke vom Lagergelände. Alle brauchen Namen, Schlagworte, Funddaten und anderes mehr.

Zu den Aufgaben von Holdt gehört auch die Fortbildung der Gedenkstättenmitarbeiter im Umgang mit der Software und der entstehenden Datenbank sowie die Umgestaltung des Sammlungsraums. „Ich war schon mit dem Zollstock unterwegs und werde mir jetzt überlegen, mit welchen Regalen in welcher Anordnung wir am platzsparendsten arbeiten können“, erklärt die junge Mutter, die gerade aus der Elternzeit zurückgekehrt ist.

Sie wird auch einen Blick auf die konservatorische Seite des Archivs haben, also schauen, ob die Akten und Funde richtrig verpackt und gelagert sind. „Magnetbänder zum Beispiel bereiten Probleme, wenn sie auf den Spulen bleiben. Zum einen werden irgendwann Abspielgeräte fehlen, zum anderen gehen Daten in den Spulen verloren. Da muss man schauen, was als erstes digitalisiert werden muss.“ An der Erarbeitung des Antrages für die Digitalisierung der Sammlung wird sie ebenfalls mitwirken, berichtet Nicolas Bertrand.