1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Soforthilfe für die Hochwasseropfer

Goldbach-Flut Soforthilfe für die Hochwasseropfer

Private Hilfe bekommen Hochwasseropfer in Harsleben aus dem sächsischen Döbeln. Ein Anwaltsehepaar verleiht kostenlos 20 Bautrockner.

Von Gerald Eggert 07.08.2017, 07:04

Harsleben l Schnelle und unkomplizierte Hilfe hat Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) den Hochwasseropfern versprochen, damit diese so schnell wie möglich zum normalen Leben zurückkehren können. Auch jenen in Harsleben, einem der am stärksten betroffenen Orte im Landkreis Harz. Doch bislang spürten die Betroffenen in der zur Verbandsgemeinde Vorharz gehörenden Gemeinde davon nichts.

Das bekamen Bürgermeisterin Christel Bischoff (WG Bürger für Harsleben) und zwei aus Sachsen angereiste Gäste am Sonnabend im Rathaus von mehreren Betroffenen zu hören. Um so mehr freuten sich die Harslebener und ihre Ortschefin, dass zwei ihnen bis dato unbekannte Menschen, das Ehepaar Ilonka und Wolfgang Müller aus dem sächsischen Döbeln, schnelle und unkomplizierte Hilfe leisteten.

Beide waren am Vormittag mit einem Transporter mit 20 Bautrocknern vor dem Rathaus vorgefahren. „Als wir nach unserem Urlaub vom Hochwasser im Harz erfahren hatten, erinnerten wir uns an einen guten Freund in Wernigerode. Den riefen wir an und fragten, welcher Ort unsere Hilfe gebrauchen könnte“, berichtete Wolfgang Müller. Der Antiquitätenhändler entschied sich für Harsleben, kontaktierte den ihm bekannten ehemaligen Bürgermeister, der wiederum seine Nachfolgerin einschaltete.

„Selbstverständlich habe ich das Hilfsangebot sofort angenommen“, so Christel Bischoff, die umgehend jene Betroffenen informierte, die die Bautrockner am dringendsten benötigen, und zum Übergabetermin einlud.

Frank Grosse, Klaus Lehmann, Arnfried und Benjamin Trumpf zählten zu jenen, die beim Entladen der Geräte halfen, von denen zwölf sofort zu den Einsatzorten transportiert wurden. Die Bürgermeisterin und ihr Stellvertreter Michael Maeße kümmerten sich um das Ausfüllen und Unterzeichnen der Leihverträge.

Während man in Harsleben zunächst davon ausging, dass die Trockner in wenigen Wochen wieder nach Döbeln zurück können, klärte Wolfgang Müller auf, dass man schon mit einem Einsatz von mindestens zwei bis drei Wochen pro Einsatzstelle rechnen müsse. Dann könnten die Geräte an andere Betroffene weitergereicht werden.

„Ich stelle die Trockner kostenlos zur Verfügung“, betonte der Mann, der in Döbeln als „Unna-Müller“ bekannt ist. Der Rechtsanwalt war nach der Wende aus Nordrhein-Westfalen in die sächsische Stadt gezogen. Er hat dort nach und nach marode Häuser erworben, saniert, vermietet und damit maßgeblich für die Verschönerung der Innenstadt gesorgt.

„Zweimal hat uns Hochwasser heimgesucht“, blickte er zurück, „2002 war die schwerste Hochwasserkatastrophe in Döbeln seit Jahrhunderten, 2013 folgte eine weitere Flut. Die komplette Innenstadt stand unter Wasser und bot ein Bild der Verwüstung. Wir wissen, was es heißt, betroffen zu sein und Hilfe zu bekommen.“ Aus dem Grund hatten Ilonka und Wolfgang Müller nicht nur die Elektrogeräte im Gepäck, sondern gaben den Harslebenern Tipps nicht nur zum Einsatz der Bautrockner, die bis zum Jahresende vor Ort bleiben können.

Christel Bischoff kündigte für diese Woche eine Versammlung in Harsleben an, auf der im Ergebnis der Sitzung der Staatskanzlei am morgigen Dienstag über weitere Schritte informiert werden soll.