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Großrazzia Tonnenweise Müll in alter Harzer Eisenhütte

Mit einem Großaufgebot hat die Polizei die Eisenhütte in Mägdesprung durchsucht. Der Verdacht der illegalen Abfalllagerung erhärtet sich.

Von Dennis Lotzmann 21.12.2018, 00:01

Mägdesprung/Harzgerode l Die Harzer Polizeibeamten kamen im Morgengrauen nicht allein nach Mägdesprung. Sie hatten für den großen Schlag gegen illegale Müllschieber Techniker der Bereitschaftspolizei sowie Experten der Tatortgruppe des Landeskriminalamtes (LKA) und schweres Gerät mit an Bord. Dazu einen Beschluss des Amtsgerichts Quedlinburg, um das Areal der früheren Eisenhütte im Harzgeröder Ortsteil zu durchsuchen. Der Vorwurf: Unerlaubter Umgang mit Abfällen. Wenig später stand fest: Der Vorwurf ist stichhaltig. Am Abend war der Umfang klar: Es geht um mehrere Tonnen.

Das Resultat überrascht die Ermittler nicht wirklich. Nach Informationen der Volksstimme hatten sie das völlig heruntergekommene Areal schon seit Wochen im Visier. Ersten Hinweisen der Stadt Harzgerode waren Vertreter der Kreisverwaltung im Juli nachgegangen.

Damals hätten sich Indizien verdichtet, dass unter Denkmalschutz stehende Gebäudeteile der früheren Eisenhütte illegal abgebrochen werden, so Kreisverwaltungssprecher Manuel Slawig. Konkret sei es um den Abriss der alten Hütten-Schlosserei gegangen.

Bei einem Ortstermin im August seien mit Vertretern der Denkmalbehörde Details besprochen worden. Mit Blick auf damals gelagerte mineralische Abfälle sowie Altholz – allesamt aus dem Gebäudeabriss resultierend – sei die ordnungsgemäße Entsorgung gefordert worden. Entscheidend: „Abfälle, wie etwa Kunststoff aus industrieller Produktion, waren zum Zeitpunkt der Ortsbesichtigung im August nicht ersichtlich“, so Slawig.

Das war offenbar eine Momentaufnahme, die sich mehr oder minder schnell änderte. Zumindest mehrten sich nach Informationen der Volksstimme in den folgenden Wochen die Hinweise auf Abfalleinlagerung im großen Stil. Immer nachts rollten Lkw ins Tal. Woher sie kamen, ist unbekannt. Das Agieren auf dem alten Hüttengelände ließ sich trotz angebrachter Sichtschutzplanen vom umliegenden Gelände her nachvollziehen und mündete schließlich Ende Oktober seitens der Kreisverwaltung in die Kontaktaufnahme zu Polizei und Staatsanwaltschaft.

Bevor Polizei und Vertreter der Kreis-Umweltbehörde am Donnerstag den Durchsuchungsbeschluss des Amtgerichts Quedlinburg umsetzten, waren die Verdachtsmomente auch bei Kontrollflügen mit einem Polizeihubschrauber erhärtet worden.

Bei der Razzia seien in erheblichem Umfang Abfälle entdeckt worden, so ein Sprecher des Polizeireviers am Donnerstagabend. Dabei handele es sich um verschiedenste Materialien. Konkrete Angaben zur Art und der Menge konnte die Polizei noch nicht machen.

Nach Informationen der Volksstimme soll es sich um mehrere Tonnen handeln. Der Abfall wurde in Gebäuden und Hallen der alten Hütte gelagert und teilweise bereits in Hangbereichen verdichtet und so offenbar für die Endlagerung vorbereitet.

Die genaue Art der Substanzen ist bislang noch unklar. Die Polizei, die zur Dokumentation der Funde auch eine Drohne des LKA einsetzte, zog Proben, die nun im Labor untersucht werden. Nach ersten vorsichtigen Vermutungen scheint von dem Müll keine akute Umweltgefahr, beispielsweise aufgrund von auslaufenden Flüssigkeiten oder Öl, auszugehen. Dennoch sind Auswirkungen zu befürchten, denn nur wenige Meter entfernt fließt die Selke entlang. Spätestens bei einem Hochwasser müsse eine Verunreinigung des Wassers befürchtet werden, hieß es.

Die bisherigen Ermittlungen richten sich nach Informationen der Volksstimme gegen einen Nutzer des Areals, offenbar den Pächter. Ob und inwieweit nunmehr auch die Eigentümerin des Geländes – dem Vernehmen nach eine Wernigeröderin – ins Visier der Ermittler gerät, bleibt abzuwarten. Die Ermittlungen stehen noch ganz am Anfang.

Dass auf dem früheren Hüttengelände keine Abfälle gelagert werden dürfen, ist aus Sicht der Kreisverwaltung eindeutig: „Die Nutzung als Lager ist nicht genehmigt, auch einen entsprechenden Antrag gibt es nicht“, so Behördensprecher Manuel Slawig. Aktuell sei für das Areal auch kein Gewerbe angemeldet.