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Grundschulsanierung Verjüngungskur für Goethe

Die Goethe-Grundschule Halberstadt soll sich in eine Baustelle verwandeln. In zehn Jahren ist das bereits zum dritten Mal der Fall.

Von Jörg Endries 09.06.2020, 12:08

Halberstadt l Mit nur einer Enthaltung folgten die Abgeordneten des Stadtrates Halberstadt dem von der Stadtverwaltung ­initiierten Bauprojekt. Obwohl es sich um eine Investition in Höhe von insgesamt 614 887 Euro handelt und die Haushaltslage der Kreisstadt alles andere als rosig ist, gab es keine Diskussion zum Vorhaben.

Hintergrund für das „Durchwinken“ des Bauvorhabens ist die Förderfähigkeit des Projekts. Bereits vor zwei Jahren startete die Kommune den ersten Versuch, Geld für die energetische Sanierung aus dem Fördermittelprogramm Stark III zu bekommen. Das garantiert einen hohen Zuschuss. Damals gab es jedoch im ersten Anlauf dafür kein Geld. Der Antrag wurde stattdessen auf eine Warteliste gesetzt. Im Oktober letzten Jahres gab es Signale aus Magdeburg, dass Halberstadt mit der Goethe-Grundschule doch in das Stark III-Programm aufgenommen werden könnte. Dafür gab es jedoch eine entscheidende Bedingung: Voraussetzung für eine Förderung sei die Herstellung der uneingeschränkten Barriere­freiheit im Schulgebäude.

„Daraufhin entschieden wir uns, das Haus mit einem Aufzug auszustatten, der an der Südseite errichtet wird und vom Keller bis zum Obergeschoss alle Etagen erschließt“, informiert Jörg Wolansky, Baufachmann der Stadtverwaltung. Eine Kröte muss die Kommune in diesem Zusammenhang allerdings schlucken. Der Bau des Fahrstuhls wird nicht gefördert. Die dafür notwendigen 120.000 Euro bezahlt die Stadt aus der eigenen Kasse. „Das können wir uns allerdings in diesem Jahr nicht mehr leisten. Darum wird der Bau des Aufzugs erst Anfang 2021 beginnen“, so Jörg Wolansky. Die Sanierung soll hingegen bereits ab August starten.

Obwohl die Kreisstadt den Aufzug selbst bezahlen muss, rechnet sich die Investition. Immerhin bleibt sie damit nicht auf den 614.887 Euro Sanierungskosten allein sitzen. Die 70-prozentige Förderung spült 420.167 Euro in die Stadtkasse.

Äußerlich, zumindest für die Augen eines Baulaien, gehört die Goethe-Grundschule nicht zu den kommunalen Schulgebäuden, die sofort aufgrund von Bauschäden oder Verfall negativ auffallen. Trotzdem sieht die Kommune dringenden Handlungsbedarf. Zumal die Schule sehr gut ausgelastet ist. Derzeit werden dort laut Stadtverwaltung insgesamt 375 Mädchen und Jungen unterrichtet. Davon entfallen 120 auf die Diesterweg-Grundschule. Schüler und Lehrer sind seit zwei Jahren an der Goethe-Grundschule zu Gast, weil das Gebäude in der Sargstedter Siedlung ebenfalls eine Großbaustelle ist.

Die aus den 1980er Jahren stammende Goethe-Grundschule, die einst mit der – nach der Wende bereits wieder zu Teilen abgerissenen – Plattenbausiedlung Thälmann-Ring aus dem Boden gestampft wurde, soll energetisch auf Zukunft getrimmt werden. Bedeutet, das Haus soll weniger Energie verbrauchen. Dazu gehört unter anderem, dass die komplette Beleuchtung gegen neue und sehr sparsame LED-Leuchten ausgetauscht wird, um den Stromverbrauch zu senken. Die Anzahl der Leuchten wird speziell für jeden Raum berechnet und zugeschnitten, Sensoren sollen sie steuern.

Handlungsbedarf besteht laut Stadtratsbeschluss unter anderem am Dach. Während der Sanierung des Gebäudekomplexes in den Jahren 2010/2011 stand zwar das Dach des Plattenbaus schon einmal auf der Wunschliste, konnte damals aber nicht angefasst werden. Der Stadt fehlte dafür das notwendige Geld. Die Dachabdichtung des Schulgebäudes, des Verbinders und der Aula wird teilweise aufgenommen, erneuert und erhält eine neue Dämmung. Die Dächer über der Aula und dem Verbinder werden komplett erneuert. „Die Gebäude erhalten ein ­neues Satteldach, dass sehr flach ausfällt, damit die Konturen des Hauses erhalten bleiben“, erklärt Jörg Wolansky.

Außerdem erfolgen Bauwerksabdichtungen im beheizten Bereich des Kellergeschosses. Ein Schwerpunkt sei, die bislang innenliegende Dachentwässerung nach außen zu legen, so der Baufachmann der Stadtverwaltung. In der Vergangenheit habe diese innenliegende Entwässerung große Probleme bereitet. Bei starken Niederschlägen platzten die Rohre.

Bis spätestens zum 30. Juni 2021 muss das Bauprojekt beendet sein. Ein Problem sieht Jörg Wolansky, wenn das alte Dach demontiert wird. Die Geräuschbelästigung sei enorm und mit dem Unterricht eigentlich nicht zu vereinbaren. „Dafür müssen wir noch eine Lösung finden“, sagt er.

Vor zwei Jahren war die ­Goethe-Grundschule letztmals eine Baustelle. In einer Hauruck-Aktion von weniger als sieben Monaten musste das Gebäude auf zusätzliche Schüler vorbereitet werden. Über 100 Mädchen und Jungen sowie die Lehrer aus der Diesterweg-Grundschule benötigten Unterrichtsräume. Dafür musste ein Teil des dunklen und feuchten Kellergeschosses aufwendig um- und ausgebaut werden, um ansprechende Unterrichtsräume zu schaffen. 450.000 Euro stellte die Kommune dafür aus der eigenen Kasse zur Verfügung. Eine Förderung gab es nicht.

Jeder Raum bekam zwei zusätzliche ­Fenster, um die Lichtverhältnisse im Keller zu verbessern. Die Öffnungen dafür wurden mit großem technischen Aufwand von einer Spezialfirma mithilfe einer Betonsäge in die Mauer gefräst. Um die Feuchtigkeit aus dem Haus zu bekommen und um das weitere ­Eindringen von Nässe künftig zu verhindern, ist ein aufwendiges Drainagesystem verlegt worden. Die komplette Haustechnik, Böden, Fenster und Türen sind erneuert worden. Alle Unterrichtsräume haben dort damals schon moderne LED-Technik erhalten, Brandschutztechnik ist installiert, die Statik des gesamten ­Gebäudes verbessert worden. Insgesamt sind auf einer Fläche von etwa 180 Quadratmetern zwei Unterrichtsräume, Garderoben, drei Abstellräume- beziehungsweise für ­Förderunterricht neu entstanden.