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Harzer Tafel Premiere für den Laden ohne Kasse

Lebensmittel für Bedürftige werden jetzt auch in Halberstadt ausgegeben. Die Harzer Tafel hat eine Zweigstelle eröffnet.

Von Gerald Eggert 22.02.2017, 08:36

Halberstadt l Eine Stunde vor Eröffnung des „Ladens ohne Kasse“ hatte sich vor dem Eingang der AWO-Begegnungsstätte in der Eike-von-Repgow-Straße 15 eine Warteschlange gebildet. Die meisten Frauen, Männer und Kinder, die sich am Montagnachmittag dort einreihten, waren bislang nach Quedlinburg gefahren, um von der Harzer Tafel mit gespendeten Lebensmitteln versorgt zu werden.

Ab sofort können sich die Bedürftigen den Weg in die Nachbarstadt sparen, denn sie bekommen in Halberstadt gegen einen kleinen Obolus genau das Gleiche in die Taschen gepackt wie dort. „Im Zwei-Wochen-Rhythmus fahren wir montags vor und entladen die Kisten mit den Lebensmitteln“, sagte Marlies Röbbeling. Während drinnen ehrenamtliche Helfer die Stiegen mit Backwaren, Käse, Wurst, Obst und Gemüse auf die Tische stellten, ergänzte die Leiterin der Harzer Tafel die bestehende Liste mit den Namen von mehr als 20 Neuzugängen. Nach dem Zufallsprinzip gab sie Zettel mit Nummern aus und organisierte so einen zügigen Ablauf der Ausgabe. Entsprechend eines Verteilerschlüssels wurden für Einzelpersonen und für Familien die Taschen mit Lebensmittel gefüllt.

Bevor dies begann, wandte sich Dirk Michelmann an die Gäste. Der Vorsitzende des AWO-Kreisverbandes Harz hieß alle willkommen, dankte den ehrenamtlichen Helfern für die gute Vorbereitung und übergab Eberhard Brecht (SPD) das Wort. Quedlinburgs ehemaliger Oberbürgermeister war erster Botschafter der Harzer Tafel, die vor zwei Jahrzehnten ins Leben gerufen wurde. Er sprach davon, dass seit der Wiedervereinigung vieles erreicht wurde. Es gebe aber noch Defizite in dieser Gesellschaft, weshalb Einrichtungen wie die Tafel notwendig seien. Deren neuer Halberstädter Standort möge künftig nicht nur eine Ausgabestelle sein, sondern Ort der Begegnung, an dem man ins Gespräch kommt, einander hilft und Mut macht.

Brecht, der an dem Tag seinen 67. Geburtstag feierte, überreichte eine Spende und nannte die Einrichtung sein Geburtstagsgeschenk, gab aber auch zu verstehen, dass es für ihn kein Festtag sei. Einen solchen gebe es erst, wenn Einrichtungen wie diese nicht mehr gebraucht werden.

Dieser Aussage schloss sich Halberstadts Oberbürgermeister Andreas Henke (Die Linke) an. Es sei bedenklich, dass in Deutschland, einem der reichsten Länder der Europäischen Union, solche Einrichtungen benötigt werden.

Am Montag, 6. März, folgt die nächste Ausgabe, bei der Halberstädter Ehrenamtliche hinter dem Tresen stehen werden, die die ersten Male Unterstützung von Mitstreitern aus Quedlinbug erfahren.