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Harzring-Trasse Folgen auf Freileitung mehr Windräder im Huy?

Im Huy wollen sich Firmen Grundstücksrechte für künftige Windkparks sichern. Hängt das mit der geplanten Freileitung "Harzring" zusammen?

Von Ramona Adelsberger 01.04.2020, 01:01

Aderstedt/Anderbeck l „Es gibt Investoren, die den Huy unwiderruflich negativ verändern wollen“, sind sich Maik Berger, und Thomas Höfge einig. Bei einem Gespräch haben sich der Sprecher der Bürgerinitiative „Freie Sicht auf Huy und Bruch“ und der Vorsitzende der Agrargenossenschaft Anderbeck über die jüngsten Entwicklungen verständigt. „Zuerst kamen wir natürlich auf den aktuellen Stand mit der Avacon zu sprechen“, berichtet Maik Berger, Mitglied des Huy-Gemeinderates und SPD-Landratskandidat.

Seit einem Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden des Stromversorgers ruhe die Kommunikation. „Die angekündigten Vorschläge zur Lösung haben wir bis heute nicht bekommen. Wir müssen also weiter davon ausgehen, dass die Avacon an den Plänen der Freileitung ohne Abstriche festhält.“ Daher werden die Freileitungsgegner im Planfeststellungsverfahren maximalen Widerstand leisten. Daran wollen sich auch die Landwirte und Landeigentümer aktiv beteiligen.

Mit der Absicht der Avacon, den Harzring als Freileitung zu errichten, beschäftigt sich auch der Petitionsausschuss des Landtages, der angekündigt hatte, dazu die Avacon zu befragen. „Ein Termin dazu konnte wegen der aktuellen Corona-Lage noch nicht stattfinden“, bedauert Maik Berger. Im Auftrag des Netzbetreibers hatten Firmen die Landeigentümer nun bereits mehrfach angesprochen, um sich die Rechte für die geplanten Standorte der Masten der Freileitung zu sichern.

Doch diese Vertreter im Auftrag der Avacon waren nicht der einzige Besuch, den die Landeigentümer der Region seit Jahresbeginn 2020  erhalten haben. Immer wieder sei die Rede von einem vermeintlichen Ausbaugebiet für Windkraftanlagen im Raum Anderbeck/Eilsdorf und ein zweites weiterführendes zwischen Eilsdorf und Eilenstedt gewesen. Vier unterschiedliche Firmennamen sind dabei gefallen: Ostwind GmbH, Baywa AG, Energiequelle GmbH und Ökotec GmbH.

Berger und Höfge fragen, ob „wer zuerst kommt, auch zuerst mahlt“, oder aber „wer zuerst die Verträge mit den Eigentümern unter Dach und Fach hat, mit dem Bau beginnen kann.“ Thomas Höfge berichtete, dass einige der Unternehmen bereits mit vorgefassten Verträgen auftraten und so versucht haben, an Unterschriften zu kommen. „Die Rede ist von zehn bis 15 Windrädern pro Gebiet.“ Das würde bedeuten, dass auf das Gebiet der Gemeinde Huy dann insgesamt 20 bis 30 Windräder stehen würden. „Ist mit der angegebenen Höhe von 250 Metern die Freileitung der Avacon hier bereits berücksichtigt?“, fragt Maik Berger.

In einer außerplanmäßigen Sitzung hat die Agrargenossenschaft Anderbeck ihre Ablehnung zu den Plänen zum Bau von Windkraftanlagen bekundet. „Kein Genossenschaftsmitglied wird Land für ein Windrad zur Verfügung stellen“, informiert Thomas Höfge.

Maik Berger betont, dass der Huy-Gemeinderat und Huy- Bürgermeister Thomas Krüger (CDU) bereits mehrfach ihre ablehnende Haltung zum Bau von Windkraftanlagen zum Ausdruck gebracht haben. „In der Gemeinde Huy gibt es keine neuen ausgeschriebenen Gebiete zur Aufstellung von Windrädern. Der Landesentwicklungplan sieht das nicht vor.“ Zudem gilt ein Großteil der Gemeinde Huy als sensibles Einzugsgebiet des Rotmilans.

„Warum aber werden dennoch Eigentümer mit Summen und Verträgen gelockt, obwohl eine Umsetzung nach jetzigem Stand kaum möglich ist?“, fragt Berger und antwortet selbst: „Wir denken, dass hier einerseits versucht wird, sich mit Verträgen die Rechte auf Jahre zu sichern, damit die Wettbewerber blockiert werden sollen, vor allem aber, dass hier eine mögliche Chance erkannt wird, die eine neue oberirdische Stromtrasse bieten würde.“

Zudem wird vermutet, dass Druck auf die Lokalpolitik ausgeübt werden soll. Neben hohen Summen als Entschädigung wird auch behauptet, dass die Gemeinde einen Anteil bekommt, das habe aber auch in der Vergangenheit bei anderen Windparks schon nicht funktioniert, sagt Maik Berger. Er betont, dass sich die Bürgerinitiative „Freie Sicht auf Huy und Bruch“, wie bei den Freileitungen, auch bei Windrädern gegen neue Aufstellungsgebiete aussprechen wird. „Wir sind überzeugt, dass regenerative Energien für unsere Zukunft von entscheidender Bedeutung sind.“ Neue Gebiete damit zuzupflastern, lehne die Bürgerinitiative allerdings ab. „Einen Ausbau an bisherigen Standorten und ein ‚Repowering‘ (leistungsfähigerer Ersatz von alten Windrädern an gleicher Stelle) sehen wir entspannter.“

Am Ende bleibe allerdings die entscheidende Frage, welche Rolle die Avacon und die geplante Stromtrasse durch den Huy bei Windkraftinvestoren genau spielt.