1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Neue Jobchance für Behinderte

Haus der Inklusion Neue Jobchance für Behinderte

Das Projekt "Haus der Inklusion" ist im Landkreis Harz zu Ende gegangen. 85 Schwerbehinderte haben darüber einen Job gefunden.

Von Ingmar Mehlhose 16.01.2018, 00:01

Wernigerode l „Egal, ob angeboren, nach einem Unfall oder schwerer Krankheit - schwerbehindert zu sein, kann jeden treffen“, sagte Heike Schittko bei der Veranstaltung zum Abschluss des Projektes „Haus der Inklusion“ in Wernigerode. Und: „Aus Erfahrung wissen wir aber, dass viele von uns Menschen mit einem Handicap, ob nun bewusst oder unbewusst, oftmals anders sehen und schnell in eine Schublade stecken.“

Deshalb sei sie froh gewesen, dass sich mit der vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales aufgelegten Förderrichtlinie die Möglichkeit zur Umsetzung dieses Vorhabens ergeben habe, betonte die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Halberstadt.

Gemeinsam getragen von ihrem Hause, der Kommunalen Beschäftigungsagentur (KoBa) und der Akademie Überlingen Wernigerode seien folgende Ziele verfolgt worden: Den Inklusionsgedanken bei den Harzer Firmen verankern, gemeinsam mit Schwerbehinderten vorhandene Hürden auf dem Weg in einen Job überwinden und damit zur Fachkräftesicherung in der Region beitragen.

Finanziert worden sei das Projekt aus der Ausgleichsabgabe, die Unternehmen zu leisten haben, sofern sie ihre Pflichtarbeitsplätze nicht mit Schwerbehinderten besetzt haben. Laut Heike Schittko müssen allein im Harzkreis Betriebe mit mehr als 20 Beschäftigten derzeit für 560 solcher vakanten Stellen zahlen, da sie die gesetzliche Quote von fünf Prozent nicht erfüllen.

Das bislang vielfach ungenutzte Potenzial von motivierten, aber oftmals chancenlosen Arbeitsuchenden habe mit Hilfe einer intensiven Betreuung und Begleitung durch die Coaches sowie die enge Kooperation mit Agentur und KoBa, Integrationsdienst und anderen Kostenträgern gefördert werden können. Dabei sei die Suche nach passenden Möglichkeiten für eine Beschäftigung und die dauerhafte Integration in eine Tätigkeit maßgeblich unterstützt worden.

„Nicht wenige der Teilnehmer hatten die Hoffnung auf einen Job bereits aufgegeben, als sie zu uns kamen“, sagte Anja Sauer, eine der sechs Berater beziehungsweise Coaches vom „Haus der Inklusion“. Und: „Wir haben den Betroffenen nicht gesagt, was sie machen sollen, sondern gemeinsam mit ihnen Ziele gesetzt, die sie erreichen wollten.“

Seit dem Projektstart im Februar 2015 bis zum Finale im Januar hätten sie und ihre Kollegen insgesamt 155 Frauen und Männer mit einem Handicap betreut. Für 85 – und damit zehn mehr als anfangs geplant – sei der Wunsch nach einer Beschäftigung in Erfüllung gegangen.

So wie für den Blankenburger Reiner Sechting. Der 55-Jährige hat bei Familie Krebs im Waldgasthaus „Armeleuteberg“ eine unbefristete Anstellung gefunden. Er sagte: „Ich hätte das nie für möglich gehalten und bin froh, die Chance bekommen zu haben.“

Auch Inhaberin Chris Krebs ist erleichtert, dass sie über das Projekt einen engagierten Hausmeister finden konnte. Die Wernigeröderin: „Herr Sechting hat sich sehr gut bei uns im Team eingearbeitet. Er ist fleißig und zuverlässig.“ Und: „Von seinem Handicap merken wir fast gar nichts. Vielmehr muss ich ihn oft bremsen, damit er sich körperlich nicht übernimmt.“

Für Niederlassungsleiterin Katja Feldmer von der Akademie Überlingen ist es trotz des jüngsten Erfolgs dennoch ein langer und schwieriger Weg, Vorurteile beim Thema Inklusion abzubauen. Dennoch sei sie optimistisch, dass dies gelingt. Auch wenn die Förderrichtlinie des Bundesministeriums nach den zwei Jahren leider nicht verlängert wurde.