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Hausexplosion Bombenwerkstatt bleibt eine heiße Spur

Nach einer Hausexplosion in Halberstadt bleibt das Rätsel um eine Chemie-Werkstatt des 43-jährigen Bewohners.

Von Dennis Lotzmann 27.05.2019, 21:41

Halberstadt l Ein bungalowartig gebautes Wohnhaus, bis unters Dach vollgestopft mit Chemikalien aller Couleur und die Kernfrage: Wofür das alles? Womöglich, um synthetische Drogen zu produzieren. Offenbar aber nicht nur. Der 43-jährige Halberstädter, der in der Nacht zum Sonntag aufgrund einer Explosion mit seinem „Hobby“ buchstäblich aufgeflogen ist, hat wahrscheinlich vielseitig agiert. Auch der Verdacht, gezielt mit Spengstoff experimentiert zu haben, steht weiter im Raum. Dafür sprechen geborstene Metallbehälter.

Nach Informationen der Volksstimme scheint der Mann auch versucht zu haben, Drogen chemisch zu veredeln, indem er die Wirksamkeit von Inhaltsstoffen zu steigern versuchte. Obendrein soll er mit Hilfe hochkonzentrierter Säure versucht haben, aus alten Leiterplatten Gold zu extrahieren. Davon berichten auch Nachbarn. All das, heißt es hinter vorgehaltener Hand, sei aber dilettantisch geschehen. Wie bei einem Schüler, der mit dem Chemiebaukasten erste Schritte unternimmt – nur eben zigfach gefährlicher. Das Sammelsurium an Chemikalien sei – in Summe betrachtet – ein hochexplosives Fass gewesen. Die Nachbarn hätten in der Nacht zum Sonntag gegen 0.30 Uhr Glück gehabt, dass die Detonation auf besagtes Wohngebäude beschränkt geblieben sei.

Gleichwohl stellen sich am Tag zwei nach der Evakuierung von 670 Anwohnern und den Analysen der Substanzen viele Fragen: Wie konnte der 43-Jährige ein derart großes Depot mit Chemikalien horten, ohne dass es Nachbarn auffiel? Möglicherweise weil besagtes Haus in der Minslebener Straße in der zweiten Reihe gebaut und kaum einsehbar ist.

Der Mann – ein Deutscher mit bulgarischen Wurzeln, der schon zu DDR-Zeiten nach Deutschland kam – erlitt bei der Explosion schwerste Verletzungen. Er verlor nach Informationen der Volksstimme eine Hand und trug Verbrennungen davon, offenbar im Gesichts- und Augenbereich. Aufgrund der schweren Verletzungen wurde er mittlerweile in eine Spezialklinik verlegt.

Dem Vernehmen nach soll er am Sonntagabend erstmals polizeilich befragt worden sein. Eine Polizeisprecherin wollte sich dazu nicht äußern. Damit bleibt unklar, ob er dazu beigetragen hat, die Umstände der Explosion zu erhellen. Gerüchten zufolge soll der 43-Jährige selbst Drogenkonsument sein – möglicherweise agierte er unter Drogeneinfluss mit den brisanten Stoffen.

Im Prinzip sei alles denkbar – von einem Unfall über die Möglichkeit des Bombenbaus bis hin zum Selbstmordversuch, heißt es. Sicher ist, dass die gefundenen Substanzen sowohl für die Herstellung von Sprengstoff als auch für die Fertigung synthetischer Drogen notwendig sind.

Gegen den 43-Jährigen werde wegen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion ermittelt, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Halberstadt.