Heineanum Täterjagd via Kamera
Im Halberstädter Heineanum waren Diebe unterwegs. Per Fernsehsendung sollen sie gefunden werden.
Halberstadt l Im Schutz der Dunkelheit klettert ein Unbekannter eine Leiter hinauf. Sein Ziel: Die Nistkästen, die am Dach des Halberstädter Vogelkunde Museums befestigt sind. Der Mann will die Spezialhäuschen, in denen Mauersegler brüten, zerstören. Eine Kamera hält die Tat fest.
Diese Szenen wurden Anfang der Woche aufgenommen, für die MDR-Sendung „Kripo live“. Sie spiegeln wider, was sich im Anfang April auf dem Gelände des Museums am Domplatz abgespielt haben muss: Vogelkästen im Wert von mehreren Hundert Euro wurden zerstört und gestohlen.
Von der Ausstrahlung erhoffen sich Heineanum und Polizei viel. In der Sendung werden ungeklärte Kriminalfälle vorgestellt und die Bevölkerung zur Mithilfe aufgefordert. „Solche Sendungen sind eine Form der Öffentlichkeitsfahndung, die wir nutzen, um Hinweise zu dem Täter zu erlangen“, sagt Polzeisprecher Uwe Becker. Bislang gebe es keine Hinweise darauf, wer die Tat verübt haben könnte. Darum ist der Polizeihauptkommissar erfreut, dass der Sender Kontakt zu ihm aufgenommen hat, nachdem die Fernsehleute vom Vorfall erfahren haben. Schließlich war die Tat keine Bagatelle: Es wurden Anzeigen wegen Einbruchs, Sachbeschädigung und Hausfriedensbruchs erstattet.
Sollte der Täter nicht ermittelt werden und für den Schaden aufkommen, bleibt das Heineanum auf den Kosten sitzen. „Die Versicherung zahlt nicht, wurde uns mitgeteilt“, berichtet Rüdiger Becker, Chef des Museums.
Besonders ärgerlich für ihn: Es wurden zwölf Nistkästen zerstört, die im Burchardi-Kloster für einen Lehrpfad angebracht werden sollten. „Am nächsten Morgen wären sie abgeholt worden.“ Der Lehrpfad für Kinder konnte deshalb nicht eingerichtet werden. Ob das jemals nachgeholt werden kann, ist offen, da die Finanzierung fehlt. „Ich habe ein wenig die Hoffnung, dass jemand den Beitrag sieht und uns helfen möchte“, sagt Becker. „Im besten Fall aber wird der Täter ermittelt.“
Der Nistkasten-Diebstahl im Heineanum, das sich seit mehr als 175 Jahren der Vogelkunde widmet, war kein Einzelfall. Bereits zwei Wochen vor der Tat, die nun vom Fernsehteam nachgestellt wurde, sind Nistkästen vom Museumgeländer verschwunden. Damals hatte Becker keine Anzeige erstattet. Zudem sei ein Plakat verschwunden, das für die Ausstellung „Vogelhochzeit“ warb. „Da dachte wir noch, es wäre vom Wind weggeweht worden oder hätte jemanden so gut gefallen, dass er es mitgenommen hat“, so Rüdiger Becker. Jedoch lasse die Häufung solcher Vorfälle Zweifel an den Vermutungen aufkommen.
Zumal auch auf dem Nachbargrundstück des Vogelkundemuseums, auf dem sich das Seniorenheim am Dom befindet, Vogelbehausungen gestohlen wurden. Laut Heimleitung handelte es sich um zwei Nistkästen, die in Bäumen hingen, und eine selbst gebaute Konstruktion aus drei Birkenstämmen – massiv und etwa 1,8 Meter hoch.
Der Beitrag über den Diebstahl im Heineanum ist laut MDR-Redakteur Jan-Boris Riemer für den morgigen Sonntag geplant. Die Sendung „Kripo live“ wird zwischen 19.50 und 20.15 Uhr ausgestrahlt.
