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Hilariusmahl Dinieren für den guten Zweck

Das Hilariusmahl in Halberstadt ist Plattform für Gespräche. Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Kultur und dem gesellschaftlichen Leben sind eingeladen.

Von Sabine Scholz 09.01.2018, 05:00

Halberstadt l In diesem Jahr sind es 124 Gäste, die an den festlich gedeckten Tafeln im Ratssaal Platz nehmen werden, wenn die Stadt Halberstadt am 13. Januar zum 27. Mal nach der Wende zum Hilariusmahl bittet. Das soll über Parteigrenzen hinweg den politischen Austausch sowie die zwanglose Begegnung von Repräsentanten der unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereiche ermöglichen.

Wie von Organisatorin Katja Kratzius zu erfahren war, wird die Festrede in diesem Jahr Prof. Axel Teichert halten. Der Dekan des Fachbereichs Architektur, Facility Management und Geoinformation der Hochschule Anhalt ist auch Präsident der Architektenkammer Sachsen-Anhalt und wird sich mit der städtebaulichen Entwicklung im Land befassen. „Anlass dafür ist der Fakt, dass unser Stadtzentrum in diesem Jahr seit 20 Jahren wieder bebaut ist“, sagte Kratzius.

Diesem Anlass entsprechend, wird das Hilariusblatt gestaltet sein. „Wir haben das Städtische Museum gebeten, die Wanderausstellung zur Stadtzerstörung 1945 und zum Wiederaufbau Halberstadts im Vorraum des Ratssaals aufzubauen“, so die Teamleiterin. Gemeinsam mit Bonny Hupe, Carolin Tymplan und Doreen Döhler ist sie dabei, die letzten Vorbereitungen für das Festmahl zu treffen. Für die gastronomische Versorgung ist erneut das Team vom Parkhotel „Unter den Linden“ zuständig.

Wenn das Festmahl am kommenden Sonnabend um 17 Uhr beginnt, sind zunächst die Sternsinger zu Gast, die in diesem Jahr für Kinderhilfsprojekte in Indien sammeln. Die kulturelle Umrahmung übernehmen Musiker des Nordharzer Städtebundtheaters. Vorgesehen ist während des Festessens auch die Verleihung des Kulturpreises der Stadt.

Wie in den vergangenen Jahren finanzieren die Gäste mit ihrem Teilnahmebeitrag das Essen und unterstützen mit einem Teil des Geldes gemeinnützige Projekte in Halberstadt. In diesem Jahr soll die Wärmestube der Caritas in den Genuss der Spende kommen.

Benannt ist das Hilariusmahl nach dem Bischof Hilarius von Poitiers (315-367), dessen Namenstag der 13. Januar ist. Am 13. Januar 367 wurde er beigesetzt. Hilarius von Poitiers taufte in seiner Eigenschaft als Bischof 351 Martin von Tours.

Seinen Ursprung hat das Festmahl in Halberstadt im 15. Jahrhundert. 1423 gab es in Halberstadt eine innerstädtische Auseinandersetzung zweier Fraktionen der herrschenden Ratsgeschlechter, die sogenannte Halberstädter Schicht. Die Fraktion des Matthias von Hadeber gewann die Oberhand und begann Rat und Stadt nach ihren Interessen zu regieren. Der lange Matz, wie Hadeber seiner Körpergröße wegen genannt wurde, galt jedoch außerhalb Halberstadts als Aufrührer und wurde weder vom Bischof noch von irgend einer anderen Stadt als rechtmäßig anerkannt. Dem Bischof gelang es 1425 mithilfe einer Reihe benachbarter Städte ein Heer zusammenzustellen und die „aufrührerische“ Stadt einzunehmen. Der lange Matz flüchtete, wurde jedoch ergriffen und hingerichtet.

Die Niederlage der Halberstädter Schicht nahmen Bischof und verbündete Städte zum Anlass, Halberstadt eine neue Verfassung aufzuzwingen, die bis 1648 Gültigkeit hatte. Darin wurde unter anderem festgelegt, dass die Wahl des engeren Rates, eine der wenigen Aufgaben bei der die Innungsmeister und Bauermeister mitwirken durften, alljährlich am 13. Januar, dem Hilariustage, stattfinden sollte.

Die Ratsherren wurden nach ihrer Wahl noch am Abend durch einen Boten in ihren Wohnhäusern abgeholt und zum Rathaus geleitet. Eine große Laterne, Hilariuslaterne genannt, wurde vorangetragen und beleuchtete damals den Weg. Die Ratsherren trafen sich dort, gingen gemeinsam zum Gottesdienst und anschließend genossen sie ein Festessen.

Das Hilariusmahl wurde nach einer langen Pause in der Zeit der politischen Wende als Tradition neu belebt. Die Initiative geht auf das Engagement des damaligen Stadtratspräsidenten Johann-Peter Hinz und auf den gebürtigen und heute in Garbsen lebenden Halberstädter Friedrich-Wilhelm Schröter zurück.