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Hilfsaktion Hoffnung passt in einen Schuhkarton

Kindern in Not Freude bereiten - darum geht es bei "Weihnachten im Schuhkarton".

Von Sandra Reulecke 05.11.2018, 00:01

Halberstadt l Kein Zweifel: Weihnachten naht. In einem sonst leer stehenden Geschäft im Halberstädter Bahnhof wurden dutzende Geschenkkartons übereinander gestapelt, Einpackpapier mit weihnachtlichen Motiven liegt auf den Tischen, Kleidung und Spielsachen stehen zum Verteilen bereit. „Wir beteiligen uns auch in diesem Jahr an der Aktion ‚Weihnachten im Schuhakrton‘“, berichtet Constantin Schnee. Der Leiter der Bahnhosmission Halberstadt gehört zum Ökumenischen Hauskreis der Domstadt und kümmert sich um die Organisation.

Etwa 50 Kartons sind bereits fertig gepackt. „Lediglich zwei davon sind für Jungs im Alter zwischen 10 und 14 Jahren gedacht“, sagt Schnee. Auch in den vergangenen Jahren seien für diese Zielgruppe die wenigsten Geschenke eingegangen. „Aber auch sie freuen sich über ein Geschenk.“ Aber was wünschen sich die großen Jungen? „Kuscheltiere. Dafür sind sie noch nicht zu alt.“ Das habe die Erfahrung gezeigt. Ebenso sind Spielsachen, Kleidung, Hygieneartikel und Schreibutensilien geeignet.

Wichtig ist, betont der Organisator, dass es sich um unbenutzte und ungetragene Sachen handelt. „Die Kartons sind für Kinder bestimmt, die vielleicht noch nie ein Geschenk bekommen haben und vielleicht nie wieder eins bekommen“, gibt Schnee zu bedenken.

Dagegen sei Selbstgemachtes in den Kartons eine gute Idee. Ob gestrickter Schal, ein gemaltes Bild, eine freundliche Karte oder ein Foto vom Packer des Präsents – sie geben dem Geschenk eine persönliche Note. „Bei der Aktion geht es nicht um Masse, also darum, möglichst viele Pakete abzugeben, sondern darum, mit ganzem Herzen einem Kind eine Freude zu bereiten“, betont Constantin Schnee. Er ist selbst Familienvater und weiß daher, dass es beim Beschenken gerecht zugehen sollte. „Bitte keine Kartons von Stiefeln oder Ähnlichem verwenden. Sonst gibt es bei der Bescherung Neid- und keine Freudentränen.“

Er bittet zudem, dass die Päckchenpacker darauf achten, dass die Kartons geöffnet werden können, ohne dass die Verpackung zerstört wird. Deckel und Boden sollten also einzeln verpackt werden. Für diejenigen, denen das zu umständlich ist, gibt es „Kartons to go“ – weihnachtlich bedruckte Karton, die nur noch gefüllt werden müssen. Die können im Bahnhof abgeholt werden.

Dort werden auch die fertigen Kartons angenommen. „Wie nehmen auch Einzelspenden an und packen damit selbst Kartons“, informiert Schnee. Er und sein Team freuen sich, wenn ihnen dafür Zahnpasta und -bürsten, Lippenpflegestifte, Creme, Schulmaterial und Malblöcke, Süßes sowie kleine Spielsachen zur Verfügung gestellt werden. „Aber immer daran denken: Die Sachen müssen in einen Schuhkarton passen.“

Zudem sind Geldspenden willkommen. Sie sind für die Transportkosten notwendig, acht Euro pro Paket. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass gerade finanzschwache Familien Kartons packen. Aber sie haben oft nicht das Geld, dann noch die acht Euro zu zahlen.“

Neben Einzelpersonen beteiligen sich wieder mehrere Schulen und Kindergärten an „Weihnachten im Schuhkarton. Schnee hoffe, dass Firmen auch in diesem Jahr diesem Beispiel folgen. Unternehmen, die die Aktion finanziell oder mit Sachspenden wie Werbe-Kugelschreibern und –blöcken unterstützen möchten, werden dafür Quittungen ausgestellt.

„Weihnachten im Schuhkarton“ endet am 15. November. „Danach werden die Kartons in die Weihnachtswerkstatt in Berlin gebracht und dort kontrolliert“, informiert Constantin Schnee. „Mehr als 1000 Helfer sind dort im Einsatz.“ Anschließend werden die Geschenke in die Bestimmungsländer transportiert. Die aus dem deutschsprachigen Raum werden in dieser Saison voraussichtlich verteilt in Georgien, Lettland, Litauen, Montenegro, Polen, Republik Moldau, Rumänien, Serbien, Slowakei und Ukraine. Wohin die Pakete aus Halberstadt gehen – im vergangenen Jahr waren es 395 – kann auf www.geschenke-der-hoffnung.de verfolgt werden.

Auf der Internetseite wird über die Zielländer und die Geschichte der Aktion berichtet. Demnach ist „Weihnachten im Schuhkarton“ Teil der weltweit größten Geschenkaktion für Kinder in Not, „Operation Christmas Child“ des christlichen Hilfswerks Samaritan‘s Purse. Seit 1993 wurden weltweit bereits über 157 Millionen Kinder in über 160 Ländern erreicht.

Allerdings wird auch immer wieder Kritik an der Spendenaktion laut. Sie sei nicht nachhaltig, keine dauerhafte Hilfe, äußerte sich zum Beispiel das Bistum Trier im vergangenen Jahr. Ähnliches ließ die Diakonie Sachsen verlauten – um im gleichen Atemzug die eigene Spendenaktion „Brot für die Welt“ zu verweisen.

Zudem wird den Organisatoren von „Weihnachten im Schuhkarton“ vorgeworfen, stark missionarisch tätig zu sein. So werden Heftchen mit kindgerechten Bibelgeschichten in die Kartons gelegt. „Es ist eine christliche Aktion, dazu stehen wir auch“, sagt Constantin Schnee achselzuckend. „Wir handeln aus dem christlichen Glauben heraus. Vor allem aber geht es uns darum, Kindern an Weihnachten eine Freude zu bereiten.“ Und es dürfe nicht vergessen werden: Weihnachten ist ein christliches Fest.