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Hof-Blicke Wohlfühloase für Insekten

In der Serie "Hof-Blicke" von der Stadtverwaltung Halberstadt werden grüne Innenhöfe vorstellt, so wie in Langenstein.

Von Sandra Reulecke 22.08.2017, 01:01

Langenstein l Von der Straße aus ist sie gut vor neugierigen Blicken geschützt, die Oase der Familie Bauer aus Langenstein. Nur der Torbogen zwischen Haus und Garage lässt erahnen, was für eine Idylle sie sich geschaffen hat: Ein Blütenmeer, das in verschiedenen Farben leuchtet, gemütliche Sitzgelegenheiten, ein plätschernder Wasserfall, der im mit Seerosen bedeckten Teich mündet. Schmetterlinge und Libellen ergänzen die Farbenpracht.

„Ich bin stolz auf unseren Garten und möchte anderen zeigen, was besonders mein Mann hier geschaffen hat“, sagt Lorette Bauer. Deshalb habe sie sich für die Hof-Blicke beworben, die die Volksstimme gemeinsam mit der Stadtverwaltung Halberstadt initiieren.

Normalerweise nutzen die beiden Expertinnen – Stadtplanerin Siegrun Ruprecht und Grünamtschefin Roswitha Hutfilz – die Gelegenheit, um den Hobby-Gärtnern Tipps und Verbesserungsvorschläge zu geben. Normalerweise. „Ich kann wirklich nichts finden, was man noch besser machen könnte“, sagt Roswitha Hutfilz.

Siegrun Ruprecht ist vor allem von der Dachbegrünung auf der Garage begeistert. „Als Stadtplanerin würde ich mir wünschen, dass viel mehr Leute ihre Dächer begrünen würden. Das ist positiv für das Klima und für Insekten.“ Allerdings wisse sie, dass viele aus Angst vor Feuchtigkeit und dem Gewicht von Erde und Pflanzen zurückschrecken. Rolf Bauer hat einen Statiker um Rat gefragt. „Und das Dach ist mit Stahlträgern gesichert.“ Mit Stahl kennt sich der Langensteiner aus. Bis zu seinem Vorruhestand hat er Stahlbrücken für die Bahn gebaut.

Seit er 55 Jahre alt ist, ist er Rentner. Seitdem hat er das Malen für sich entdeckt und hält die Landschaften um Langenstein auf Leinwand fest. Weit laufen muss er dafür nicht: Vom Grundstück aus ist der Hoppelberg zu sehen, der Gläserne Mönch und die Silhouette Halberstadts.

Die meiste Zeit aber verbringt Rolf Bauer mit Gärtnern. Sein Wissen über Pflanzen habe er seiner Großmutter zu verdanken. „Seit wir Kinder 12, 13 Jahre alt waren, sollten wir ihr helfen. Ich habe mich langsam herangetastet und herausgefunden, was gut wächst, wo und wie es gepflegt werden muss“, berichtet der Langensteiner. Auf die Erfahrungen baue er bis heute.

„Wir haben einen Bauerngarten“, sagt Rolf Bauer. Das bedeute, dass Nutzpflanzen und Blumen nicht getrennt von einander angepflanzt werden. Vielmehr wachsen Bohnen, Möhren, Salat und Kräuter zwischen Rosen, Dahlien, Fuchsschwanz, Astern und Sonnenblumen. Besonders stolz ist Rolf Bauer auf seine Tomaten. „42 Pflanzen von unterschiedlichen Arten“, berichtet der 74-Jährige. Und was macht man mit so vielen Tomaten? „Ketchup“, sagt Lorette Bauer lachend. „Und wir verschenken viele.“

Vielmehr als das rote Gemüse begeistert sich die 64-Jährige für Kakteen. Auch davon gibt es reichlich auf dem Gelände. Sie wachsen auf einem hohlen Felsenberg. „Eigentlich war er als Kartoffelkeller gedacht, aber die Mädchen trauten sich nicht hinein wegen der Spinnen“, berichtet Rolf Bauer lachend. Die „Mädchen“ sind die beiden Töchter von Lorette Bauer aus erster Ehe. Sie sind mittlerweile erwachsen und haben selbst Kinder. Oft sind die insgesamt fünf Enkel bei ihren Großeltern zu Gast.

Ebenso Frank Bauer, der gemeinsame Sohn. Er verbringt gern seinen Urlaub in Langenstein. Der 31-Jährige ist Historiker und lebt in Karlsruhe. Die Begeisterung für Geschichte liegt offensichtlich in der Familie. Lorette Bauer gibt Führungen durch die Langensteiner Höhlenwohnungen.

Sie möchten ebenfalls an den Hof-Blicken teilnehmen? Kontaktieren Sie uns via E-Mail an redaktion.halberstadt@volksstimme.de, postalisch an Volksstimme, Westendorf 6 in 38820 Halberstadt sowie telefonisch unter (0 39 41) 69 92 21.