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Hofblicke Hinter der Hecke eine neue Welt

Hof-Blicke heißt eine Serie der Volksstimme, in der wir grüne Innenhöfe in der Stadt und den Ortsteilen vorstellen.

Von Theo Weisenburger 03.08.2017, 11:00

Halberstadt l Roswitha Hutfilz hat ein Problem: Eigentlich möchte die Fachfrau von der städtischen Grünabteilung ja bei jedem „Hof-Blicke“-Rundgang nicht nur schauen und schöne Eindrücke genießen, sondern den Hofbesitzern auch den einen oder anderen wertvollen Tipp mit auf den weiteren gärtnerischen Weg geben. Doch bei Klaus Behrens hat sie keine Chance. Gemeinsam mit Sohn Karsten und Schwiegertochter Nicole hat er im Damaschkeweg 20 ein grünes Paradies angelegt, bei dem Roswitha Hutfilz nur den Hut ziehen kann: „Eigentlich kann ich hier keinen Tipp geben. Sie haben ja alles.“

In der Tat: Auf denkbar kleinstem Raum – das Grundstück ist samt großem Haus nur 682 Quadratmeter groß – hat Familie Behrens das Beste aus verschiedenen Welten vereint. Im vorderen Bereich befindet sich ein japanischer Garten mit Koi-Teich, kleinen Holzpagoden und Bonsai-Bäumchen.

Im Anschluss daran steht eine große Hecke. Eine „schöne Lösung“, sagt Hutfilz dazu, denn nach dem Passieren der Hecke hat der Besucher Japan verlassen und steht plötzlich in einer anderen Welt, einem typisch deutschen Nutzgarten. In dem blüht und wächst es üppig, Senior Klaus Behrens zählt auf, was alles angebaut wird. Kürbisse, vor allem Hokkaido, Zucchini, verschiedene Sorten Tomaten, Bohnen, Paprika, neuerdings wieder Kartoffeln, um nur das Gemüse zu nennen. Dazu Obst in allen Farben und Formen, Wein, Äpfel und Brombeeren. Mit denen hat es eine besondere Bewandtnis. „Die jungen Leute machen Likör draus“, sagt Klaus Behrens Einfach mit Schnaps und Zucker ansetzen, ziehen lassen und das Ergebnis genießen.

Damit ist auch ein Problem geklärt, das Fachfrau Hutfilz angesichts dieses „sehr schönen Nutzgartens“ beschäftigt: „Man muss wissen, wie viel man überhaupt verarbeiten und essen kann.“ Senior Behrens weiß es, auch wenn er mitunter an seine Grenzen kommt. Die jüngste Bohnenernte etwa war derart reichlich, soviel von diesem Gemüse hat er zuvor noch nie essen müssen.

Neu ist die diese Nutzung des Gartens indes nicht. Als Behrens senior einzog – das Haus gehörte damals seinen Schwiegereltern – war das ganze Gelände als Nutzgarten angelegt. Erst nach und nach kamen Blumen und Sträucher dazu, und ganz zum Schluss noch andere Bewohner. Mit den insgesamt 18 Kois, einem Graskarpfen und zahllosen kleineren Fischen lebt Sohn Karsten seine Leidenschaft für Tiere aus. Aber nicht nur die schwimmenden Bewohner haben es im Damaschkeweg gut.

„Überall gibt es Insektenhotels“, berichtet Vater Klaus, und auch für Vögel hat sich der Sohn etwas Besonderes einfallen lassen: Ein Vogelhäuschen, ganz aus Weinkorken gebaut.

Roswitha Hutfilz ist begeistert: „Was da an Arbeit drinsteckt. Alter Schwede.“ Das kann Vater Klaus nur bestätigen. Den Trend zu pflegeleichten Gärten machen die Bewohner des Damaschkewegs nicht mit, auch wenn das in Arbeit ausartet. Etwa wenn es um einen ganz besonderen „Freund“ des Hobbygärtners geht, den die Fachfrau sofort entdeckt hat: den roten Sauerklee. Der wuchert überall da, wo er nicht soll, und gegen ihn ist kein Kraut gewachsen. „Sofort rausreißen“, sagt Hutfilz – was anderes hilft ohnehin nicht.

Das wird geschehen, wie ohnehin das ganze Areal top gepflegt ist. Was der Besucherin aus dem Rathaus auch sofort auffällt - und gefällt: „Es ist schön, dass es solche Siedlergärten noch gibt.“

Sie wollen an unserer Aktion teilnehmen, Ihren Innenhof von Fachleuten begutachten lassen und Tipps für die Gestaltung bekommen? Dann melden Sie sich bei der Volksstimme, Westendorf 6 in 38820 Halberstadt, Telefon: (03941) 69 92 20 oder per E-Mail unter redaktion.halberstadt@volksstimme.de