Nachwuchssorgen Branche muss sexy werden

Die Hotellerie und Gastronomie im Harz findet kaum noch Nachwuchs. Im Landhaus Zu den Rothen Forellen in Ilsenburg geht man neue Wege.

Von Regina Urbat 05.08.2015, 21:00

Ilsenburg l Selbst einem 5-Sterne-Hotel fliegt das Fachpersonal nicht zu. Erst recht nicht, wenn es, wie das Landhaus „Zu den Rothen Forellen“ in Ilsenburg, um Mitarbeiter aus einem ländlichen Raum mit hoher Industrieansiedlung werben muss. Deshalb geht das Haus, das zu den Dr. Lobeck Privathotels gehört, neue Wege. „Wir müssen einfach sexy werden“, sagt Sebastian Ott. Der Hotel-Chef berichtete auf der Pressekonferenz zu den Juli-Arbeitsmarktzahlen in seinem Haus über die Anstrengungen um Fachpersonal.

Wie kaum eine andere Branche, leidet die Hotellerie und Gastronomie unter dem Mangel an qualifizierten Mitarbeitern. Die Forelle hat 95 Mitarbeiter, plus zehn Auszubildende. „Wir beschäftigen nur Festangestellte, könnten jeden Azubi übernehmen und zahlen über Tarif – trotzdem haben wir Personalsorgen“, sagt Ott. Ein Grund sei mit Sicherheit die Arbeitszeit, denn ein Hotel muss rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr am Laufen gehalten werden. Deshalb gebe es verschiedene Arbeitszeitmodelle bis hin zur organisierten Kinderbetreuung, wenn die Tagesstätte geschlossen ist. „So können viele Kind und Beruf besser in Einklang bringen.“

Mitarbeiter, die nicht aus der Branche kommen oder ungelernt sind, erhalten interne Schulungen beziehungsweise Qualifizierungen. Gute Ausbildungsmöglichkeiten werden in allen Bereichen angeboten. Die angehenden Köche, Restaurant- und Hotelfachleute können zudem in den zur Gruppe gehörenden 13 Hotels „herumreisen und dort lernen“. Gemeinsame Fahrten und Feten gehören ebenso zum Ausbildungsprogramm wie spezielle Schulungsangebote. „Wir machen viel, aber sind nicht voll; nur fünf Azubis sind am 1. August gestartet“, sagt Ott.

Eine Alternative ist, Interessenten aus dem Ausland auszubilden. In der Regel absolvieren sie zunächst ein Praktikum, wie zurzeit Gaj Jordan Cizelj. Der 22-jährige Slowene möchte Koch werden und hat nach Einschätzung von Sebastian Ott sowie Küchen-Direktor Thomas Barth gute Chancen, am 1. September im Landhaus eine dreijährige Ausbildung zu beginnen. Azubi-Anwärter aus dem Ausland werden auch im Servicebereich getestet. Denn eins steht für den 42-jährigen Hotel-Chef, der seine Crew liebevoll „die Forelle-Familie“ nennt, fest: „Ich setze weiter auf qualifiziertes Personal, das für anspruchsvolle Gäste da ist.“ Ein SB-Hotel für Massentourismus, wie sie im Kommen sind, „ist nicht mein Wunsch“.