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Huysburg Kirchenglocken sind verstummt

Die Glocken der Klosterkirche auf der Huysburg sind verstummt. Sie erhalten in diesen Tagen eine neue Aufhängung und neue Antriebstechnik.

Von Dieter Kunze 23.08.2016, 05:00

Huysburg l Auch für Prior Antonius Pfeil und Bruder Petrus Henke ist der Aufstieg zur Glockenstube der Kloster- und Pfarrkirche St. Marien kein alltäglicher Weg. Sie wollten sich vom Stand der Bauarbeiten überzeugen.

Die erste Wendeltreppe im Turm stammt aus der Nachwendezeit. Auf der nächsten Etage zog Bruder Petrus Henke eine Klappe auf und eine ­herausziehbare, faltbare Aluminiumleiter ermöglicht den weiteren Aufstieg.

Schätzungsweise aus dem 16. Jahrhundert stammt der Glockenstuhl. Die Turm­spitzen tragen kupferne Wetterfahnen mit den Darstellungen der Gottesmutter und des heiligen Benedikt. Im Nordturm befindet sich eine ­Bronzeglocke von 1695, dem heiligen ­Stephanus geweiht. Die Glocken des Südturms fielen in den Kriegsjahren der Metallsammlung zum Opfer. „Sie wurden wohl von der NS-Jugend, die hier eine Ausbildungseinrichtung hatte, einfach heruntergeworfen“, sagte Bruder Petrus.

Diese Glocken wurden 1956 durch drei Hartgussglocken ersetzt: St. Josef, St. Benedikt und St. Maria. Die drei klingen im Akkord des Tedeums, einem altkirchlichen Lobgesang. Alle vier Glocken zusammen intonieren das Salve Regina, Hymnus auf Maria, die Mutter Jesu, aus dem Stundengebet der katholischen Kirche. Über der Vierung der Kirche steht ein schmaler, schlanker Dachreiter, der früher auch eine kleine Glocke trug.

„Das macht auch den Einbau neuer Klöppel erforderlich“, so Bruder Petrus.

„Die bisherige Technik stammt aus dem Jahr 1984 und lässt sich nicht mehr reparieren.“ Deshalb wird in den nächsten Tagen eine neue Elektronik eingebaut. Auch die beiden Uhren der Kirche stammen aus dieser Zeit. Das frühere Uhrwerk des Kirchturms wurde einst in das Burchardikloster in Halberstadt gebracht und sollte im Torhaus eine neue Verwendung finden. Eine zweite, heute ebenfalls elektrisch betriebene Uhr befindet sich in der Kirche direkt über der Orgel, eine Besonderheit, die es nicht in vielen Kirchen gibt.

Beim Erklettern des ­Kirchturmes kann man auch einen Blick auf die Dachkonstruk­tion des Kirchenschiffes werfen. „Wir haben hier einen Dachstuhl, der noch aus dem 13. Jahrhundert stammt.“ Dabei hängt die Decke an einem Mittelbalken, den man von oben gut sehen kann.

Im Südturm hängt die ­historische Bronzeglocke. Sie hat äußerlich einen kleinen Schaden, weil bei den Arbeiten zur Mauerwerksverfestigung ein Teil des Betons auf die ­Glocke gespritzt ist.

Insgesamt ist mit Kosten von rund 14 000 Euro für die jetzigen Bauvorhaben zu ­rechnen. Daran beteiligt sich auch der Förderverein der Huysburg mit 8000 Euro. „Wir hoffen vor allem, dass am 4. September zur großen Bistumswallfahrt wieder alle Glocken erklingen“, sagte Antonius Pfeil. Dann erwartet das Kloster mehrere tausend ­Besucher aus dem ganzen Bistum ­Magdeburg. Auch sonst haben die Glocken viel zu tun, denn nicht nur die Stundenschläge sollen wieder erklingen. Die Mönche werden mehrmals täglich zum Gebet gerufen, und zu Taufen, Trauungen und zu den Sonntagsgottesdiensten sollen die Glocken dann auch wieder zu hören sein.