1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Blase Wildpark ist geplatzt

Insolvenz Blase Wildpark ist geplatzt

Vom großspurigen Plan zur Schaffung eines Wildparks in Halberstadt sind nichts als Scherben übrig. Die Investoren sind pleite.

Von Jörg Endries 10.10.2017, 12:00

Halberstadt l Wilde Weiden? Da war doch was? Im Süden Halberstadts sollte auf einem ehemaligen Militärareal an der Friedrich-List-Straße ein Touristen-Magnet entstehen. Die Gebäude der Kasernen des einstigen DDR-Grenz­regiments und des sowjetischen Gardepanzer-Regiments sind verschwunden. Der geplante Wildpark „Wilde Weiden“ mit bis zu 200 Bisons ist allerdings ein Traum geblieben.

Wohlwollend haben Stadtverwaltung und Stadtrat Halberstadt seit Bekanntwerden der Pläne vor etwa sieben Jahren dem Vorhaben gegenüber gestanden. In Windeseile wurden im Rathaus die ­Rahmenbedingungen zum Aufbau des Wildparks geschaffen. Die Flächen befanden sich zwar zu keinem Zeitpunkt im Eigentum der Stadt – die hat der Bund an die Investoren verkauft. Involviert ist die Kommune trotzdem in das Debakel – nicht nur durch den Imageverlust, weil aus den großspurigen Investoren-Plänen nichts geworden ist.

Immerhin gibt es einen Vertrag zwischen Stadt und Investoren. In diesem ist eine Strafe für den Fall festgeschrieben, dass der Wildpark nicht fertiggestellt wird. Die Forderung: 50.000 Euro bei Nichtzustandekommen des millionenschweren Projekts. Die Strafe sollte allerdings erst fällig werden, wenn das Vorhaben nicht bis zum 30. September 2017 übergabefertig ist. Ein Datum, das verstrichen ist. Hat die Kommune die rote Karte gezogen und das Geld eingefordert? Ernüchternd ist die Antwort:

„Die Stadt kann keine Vertragsstrafen einziehen, weil die Firma insolvent ist. Wir haben jedoch unsere ­Forderungen im Insolvenzverfahren geltend gemacht“, informiert Ute Huch, Sprecherin der Stadtverwaltung Halberstadt. Die Chancen, doch noch an das Geld zu kommen, sind wohl eher gering.

Bereits in der Planungsphase war ein Streit unter den ­Gesellschaftern ausgebrochen, die Arbeiten kamen ins ­Stocken, seit 2013 passiert nichts mehr. Fast sechs Jahre nach Start des Projekts auf dem etwa 240 Hektar umfassenden Gelände, das fast 100 Jahre militärisch genutzt wurde, ist das Ergebnis ernüchternd. Von den großspurigen ­Versprechungen, ein Freizeit- und Natur-Eldorado im ­landschaftlich schönen Süden Halberstadts aufzubauen, ist nur ein 28 Hektar umfassender Solarpark übrig geblieben, der mit einer Leistung von 18,2 Megawatt seit etwa fünf Jahren Ökostrom produziert. Der ist von einem Investor errichtet worden, der nichts mit den „Wilde-Weiden“ Investoren zu hatte.

Laut Planungen sollten neben der 200 Tiere umfassenden Bison-Herde ein Info-Center, ein Ausflugslokal, Themenwanderwege und eine Ferien­hausanlage entstehen. Investitionssumme etwa fünf Millionen Euro. Nur ein Bruchteil der ehrgeizigen Pläne ist davon bis Stillstand der Arbeiten umgesetzt worden. Dazu zählt unter anderem das Bergen von etwa zehn Tonnen Weltkriegsmunition und Hinterlassenschaften der Roten Armee.