1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Entscheidung über Freibad Zilly

Investitionen Entscheidung über Freibad Zilly

Bad sanieren oder aufgeben? Öffentliche Versammlung des Freibadvereins Zilly am 26. Januar soll Weichen für die Entscheidung stellen.

Von Mario Heinicke 21.01.2018, 09:06

Zilly l „Es ist fünf vor zwölf“, stellt Patrick Wöhler unmissverständlich fest. Seit zwei Jahren ist er Vorsitzender des Zillyer Badvereins, der 2014 die zuvor städtische Einrichtung in seine Trägerschaft übernommen hat. Aus der Not heraus, die Kommune hätte sie sonst geschlossen. Nicht nur der laufenden Betriebskosten wegen, auch angesichts notwendiger Investitionen.

Dass das 1969 eröffnete Bad technisch aufgerüstet werden müsste, war bekannt. Doch ein Termin voriges Jahr mit dem kreislichen Gesundheitsamt ließ Zillys Akteure erstarren. Es wurden Auflagen erteilt, die letztendlich um die 70 000 Euro kosten. Nicht irgendwann in der Zukunft, sondern bis zum Beginn der Saison 2018.

Aufgeben möchte Patrick Wöhler trotz der unüberwindbar erscheinenden Hürden nicht. „Ich als Vorsitzender möchte kämpfen und möchte, dass auch andere mit mir dafür kämpfen, das Freibad zu erhalten. Deswegen treffen wir uns am Freitag, 26. Januar, um 19 Uhr im Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Zilly.“

Fest steht jetzt schon, dass es 2018 keine Badesaison geben wird. Denn kommt es zur Modernisierung, wären die Arbeiten bis Juni nicht zu schaffen. Installiert werden müssen eine Filteranlage, eine Schwallwasserkammer samt Sammelrinne sowie Mess- und Regeltechnik für den korrekten Chlorgehalt des Wassers. „Außerdem wollen wir die Sanitärgebäude renovieren.“

Die Sanierungsarbeiten sind so umfangreich und teuer, dass im Vorfeld noch wichtige Fragen geklärt werden müssen, die die Unterstützung der Zillyer betreffen. „Nicht nur am Stammtisch Sprüche klopfen, sondern auch mit anpacken!“, fordert der Vorsitzende.

Zwei personelle Probleme tun sich dabei auf: der Kiosk und die Badeaufsicht. „Bekommen wir hier keine Unterstützung, muss man sich die Frage stellen, ob es überhaupt Sinn hat, das Großprojekt anzufangen.“

Wöhler erläutert: „Im Kiosk verlieren wir unsere Servicekraft aus beruflichen Gründen. Das ist aus Vereinssicht auch ohne Auflagen ein Debakel. Der Finanzhaushalt wird zu 70 Prozent über den Kiosk generiert. Es ist aber auch kein leichter Job, den Kiosk zu führen, Pommes und Co. zu machen, Karten zu verkaufen und nebenbei mit einem Lächeln die Bestellungen entgegenzunehmen. Die anderen hüpfen ins kühle Nass, während man selber erst zu später Stunde, wenn die Gäste gegangen sind, eine Feierabendrunde schwimmen kann.“ Der Verein benötigt also einen oder mehrere Freiwillige für den Kiosk.

Ähnlich sieht es bei den Rettungsschwimmern aus. 2014 waren sechs Leute aus dem Verein zum Rettungsschwimmer ausgebildet worden. Bis 2016 stellte die DLRG unter der Woche die Badaufsicht, am Wochenende passten die eigenen Kräfte auf. „Da auch die DLRG mit Personalnot zu kämpfen hat, waren wir in der vergangenen Saison gezwungen, das Bad zeitweise zu schließen, weil wir keinen Rettungsschwimmer hatten“, blickt Wöhler zurück. 2017 wurde alles mit den drei verbliebenen Rettungsschwimmern aus dem Verein geleistet.

Das Jahr 2017 hatte einen kühlen Sommer. Schlecht für alle Freibäder. „Die letzte Saison war mit Abstand die schlechteste seit Gründung des Vereins. Sie konnte nur dank einer mehr als großzügigen Spende von Doris Saurbrey und mehreren Spendern annähernd ausgeglichen werden“, berichtet der Vorsitzende. Sonst hätte das Minus in der Vereinskasse im vierstelligen Bereich gelegen.

Woher rührt aber der Optimismus von Patrick Wöhler und dem des Vorstands? „In einer guten Saison wie 2016 können wir als Verein die Ausgaben für den Badbetrieb decken“, sagt der Vorsitzende. Und für die Investitionen liegen schon Spendenzusagen über 10.000 Euro vor. „Wir sind zuversichtlich, dass wir noch mehr organisieren können.“ Ins Auge gefasst wird auch eine Schrottsammlung, um deren Erlös für das Projekt zu nutzen.

Welche Unterstützung – neben dem Kiosk – benötigt der Vereinsvorstand? „Wir bräuchten noch ein bis zwei Leute als Rettungsschwimmer“, sagt Patrick Wöhler. Ziel ist es, im Ergebnis der Versammlung am Freitag Arbeitskreise zu bilden, die sich zum Beispiel mit Themen wie Spenden sammeln, Fördermittel akquirieren und dem Bauvorhaben an sich beschäftigen. „Allein können wir das nicht schaffen.“ Deshalb sind nicht nur die 120 Vereinsmitglieder, sondern ist jeder Einwohner zur Versammlung eingeladen.

Für Fragen und Informationen steht Patrick Wöhler unter Telefon 01 51/74 30 30 11 zur Verfügung