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Investitionen Schuften für ein Kleinod

Männer schaufeln in Halberstadt Kies für ein Kleinod, das seine Schönheit nur zögernd preisgibt.

Von Sabine Scholz 02.06.2017, 18:50

Halberstadt l Oft eilen Passanten an dem Haus Westendorf 17 vorbei. Auf Augenhöhe ein unscheinbares Haus, unsaniert, der gelblichgraue Putz verleitet kaum zum Hinschauen. Anders die dunkelbraunen Holzelemente im oberen Stockwerk. Erkennbar behutsam restauriert, zeigen sie Sonnenräder und andere Schnitzereien, die vom Entstehungsdatum des Hauses künden. Irgenwann wohl Mitte des 16. Jahrhunderts. „Wir haben eine dendrochronologische Untersuchung vornehmen lassen, frühestens 1543 ist dieses Haus gebaut worden“, bestätigt Matthias Zimmer-Belter. Der Halberstädter Fachmann für Holzrestaurierungen betreibt die Sanierung vorsichtig und in kleinen Schritten.

Das Dach ist dicht, im Obergeschoss sind die Balken saniert und nur, was nicht zu erhalten war, wurde vorsichtig ersetzt. Wobei erkennbar bleibt, was an alter Substanz gerettet werden konnte und was nicht.

In dem Wohnhaus mit seinen verwinkelten, unerwartet hellen Räumen und zwei schmalen Treppenaufgängen haben die Helfer Spuren einer schwarzen Küche gefunden, die Fenster sind noch einfachverglast und mit Riegelsystemen zu schließen, deren zierliche Handgriffe schön geschwungen sind.

Später einmal, so die Idee des Eigentümers, soll das Gebäude eine Werkstatt aufnehmen und und eine Art Atelierhaus werden. Auf dem Weg dahin gab es bereits in den vergangenen Jahren kleine Ausstellungen, meist der Öffentlichkeit am Tag des offenen Denkmals im September präsentiert. Moderne Kunst, Malerei, Skulpturen, Fotografien waren zu sehen. Die Ausstellenden packen regelmäßig mit an, wenn es mit der Sanierung wieder einen Schritt weitergeht.

Am Freitag nun galt es, Kies zu schippen. 15 Tonnen wurden von Anhängern ins Innere eines zur Straßenseite gelegenen Raumes geschaufelt, aus dem zuvor die alten Bodenschichten herausgeholt worden waren. „Der Kies bricht die Kapilarwirkung“, sagt Matthias Zimmer-Belter und grinst. „Das heißt nichts anderes, als dass mit der rund 30 Zentimeter dicken Kiesschicht verhindert wird, dass Feuchtigkeit aus dem Sandsteinfundament und Keller weiter ins Haus nach oben steigt.“ Über den Kies wird wieder ein Holzfußboden gelegt, berichtet Zimmer-Belter. Es sind die originalen Dielen, die verwendet werden. Geheizt wird der Raum mit einem Kachelofen, der in einer Ecke des Raumes steht, im Flur gibt es ein schmales Türchen, das den Zugang zum Schornstein bildet. Entdecken kann man das, wenn zum Tag des offenen Denkmals aktuelle Kunst gezeigt wird im Westendorf 17.