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Jüdisches Viertel Geschichte lebendig werden lassen

Eine besondere Ak­tion startet zum Tag des offenen Denkmals. In Halberstadt öffnen Häuser, in denen einst jüdische Bürger lebten.

Von Sabine Scholz 01.07.2017, 07:00

Halberstadt l Die jüdischen Einwohner Halberstadts lebten nicht nur rund um die große Synagoge und das Gemeindezentrum in der Altstadt, dem gemeinhin als jüdisches Viertel bezeichneten Areal von Bakenstraße, Rosenwinkel, Judenstraße. „In allen Nachbarschaften lebten jüdische Familien“, sagt Jutta Dick, Direktorin der Moses-Mendelssohn-Akademie Halberstadt. „Die Idee hinter dem Projekt ist ja gerade, bewusst zu machen, wie viele jüdische Bürger Halberstadt hatte“, erklärt Dick.

Die Idee der „Offenen jüdischen Häuser“ stammt aus Amsterdam. Da wird das Projekt „Open Houses“ seit Jahren erfolgreich organisiert. Nun wollen mehrere Akteure das auch in Halberstadt versuchen.

Die Volksstimme wird, sich an Daten aus dem Jahr 1927 orientierend, in den kommenden Wochen Adressen veröffentlichen, an denen jüdische Familien gemeldet waren. Wer von den heutigen Bewohnern mag, kann sich dann ein Plakat ausdrucken lassen, auf dem Namen und ein paar Fakten zu den Vorbewohnern vermerkt sind. „Die Plakate kann man in Fenster oder an Türen hängen und so zeigen, wo in der Stadt überall Juden wohnten“, sagt Jutta Dick.

Eine andere Möglichkeit der Teilnahme am Projekt ist, das Haus oder die Wohnung interessierten Besuchern zu öffnen. Dabei geht es nicht darum, dass die Besucher gucken, wie die Wohnung heute aussieht. Sondern es geht darum, Informationen zu den früher hier Lebenden zu vermitteln. Das können die Bewohner selbst tun oder ein Angebot der Moses-Mendelssohn-Akademie nutzen. Die erarbeitet gerade mit Schülern des Martineums, des Kollwitz-Gymnasiums und der Miriam-Lundner-Grundschule Informationen zu den Familien. Denn dass es einige „Offene Häuser“ geben wird, ist schon sicher. So die Mendelssohn-Akademie selbst, in der einst Rabbinerfamilien lebten, das ehemalige Kantorhaus in der Bakenstraße ist ebenfalls dabei und die einstige jüdische Schule, in der Familie Lundner wohnte. Die dort zuständige Immobilienfirma war sofort bereit, sich zu beteiligen, berichtet Jutta Dick, und der Förderverein der Miriam-Lundner-Schule hat sich ebenfalls sofort bereit erklärt, das Projekt zu unterstützen.

Zum Tag des offenen Denkmals am 10. September werden in einigen der geöffneten Häuser auch ehemalige Halberstädter Juden, deren Kinder oder Enkel anzutreffen sein, die zur Familiengeschichte berichten.

In den kommenden Wochen wird es eine Informationsveranstaltung zu dem Projekt geben, bei der viele Fragen im direkten Gespräch geklärt werden können.