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Kalte Witterung Freibäder gehen bislang baden

Die Sommersaison gestaltet sich für Freibäder im Harz bislang geradezu katastrophal. Die Verantwortlichen hoffen auf das Finale der Saison.

Von Dennis Lotzmann 18.07.2017, 01:01

Halberstadt/Langenstein l Die Badehose? „Die liegt, wenn man nicht gerade aus dem Urlaub in heißen Regionen zurückgekehrt ist, noch ganz, ganz weit hinten im Schrank.“ Gido Maak, seines Zeichens Verantwortlicher für die Schwimmbäder in Halberstadt, formuliert seine Antwort auf die Frage nach dem bisherigen Verlauf der Sommer-Badesaison am Halberstädter See gewohnt diplomatisch-nett. Der 48-Jährige kann aber auch anders und die Dinge unverblümt beim Namen nennen: „Es ist bislang eine absolute Katastrophe.“

Eine Katastrophe, die deutlich wird, wenn Maak Zahlen sprechen lässt. Beispielsweise für den aktuellen Monat Juli, hinsichtlich der Besucherzahl eigentlich der stärkste und beste Monat einer jeden Freibad-Saison. Nicht aber im bisherigen Schaukel-Sommer-Jahr 2017. „Wir konnten bislang in der ersten Monatshälfte 1048 zahlende Gäste zählen, im Juli 2016 waren es 7620.“

Welche Konsequenzen – auch finanzieller Natur – das letztlich nach sich ziehen wird, könne man bislang nicht sagen. Weil die Saison – erstens – noch gut und gern zwei Monate bis Mitte September laufen könnte. Wenn der „richtige“ Freibad-Sommer doch noch irgendwann im Harz vorbeischaut. Da – zweitens – längst noch keine Gesamtbilanz möglich ist. Und weil – drittens – dem bisherigen Einbruch der Gästezahlen am Halberstädter See zumindest ein gewisser Aufwuchs im Hallenbad „SeaLand“ gegenübersteht. Dort hat Gido Maak seit Mitte Mai zumindest ein Plus von rund acht Prozent gegenüber dem Vorjahr registrieren können. Touristen, die trotz des Wetters baden wollen, oder Ferienkinder, die den Spaß im kühlen Nass notgedrungen nach drinnen verlegen.

Während davon das „Sea-Land“ profitiert, ist die Stimmung im Sommerbad Langenstein aktuell ziemlich im Keller. Bislang, so Vereins-Schatzmeisterin Diana Borchert, seien in der ersten Hälfte dieser Saison rund 2500 Besucher gezählt worden. „Regulär haben wir pro Sommer etwa 8000 bis 10 000 Besucher“, so Diana Borchert, die ebenso wie ihr Kollege in Halberstadt darauf hofft, dass Petrus den Harzern in den nächsten Tagen wieder ordentlich einheizt.

Zumindest sind die Prognosen für die kommenden Tage gut. Es soll heiß werden und das ist, weiß Schatzmeisterin Borchert aus Erfahrung, stets ein Garant für ein volles Bad. „Wenn 30 Grad Celsius und Sonne angesagt sind, kommen die Gäste in Scharen. Dann sind an nur einem Tag schon mal 300 bis 500 Besucher drin.“

Ebenso wie Gido Maak ist es auch für Diana Borchert noch viel zu früh, eine Bilanz zu ziehen. Die Langensteiner Vereinsmitglieder – aktuell exakt 250 – arbeiten seit Jahren mit Maaks Freizeit- und Sportzentrum (FSZ) zusammen. Das FSZ kassiert die Eintrittsgelder und sichert im Gegenzug die Betriebsführung samt Betriebsstoffen wie beispielsweise Chlor ab.

Ein Punkt, an dem sich Halberstädter See und Langensteiner Sommerbad finanziell grundlegend unterscheiden. Während die Betriebsführung am See praktisch nahezu ohne Betriebskosten auskommt und die Schwimmmeister bei schlechtem Wetter auch im „SeaLand“ eingesetzt werden können, fallen in Langenstein auch ohne zahlende Besucher ständig Kosten für das Wasser, dessen Chlorung und Filterung sowie den Strom an.

In diesem Punkt gibt es Parallelen zwischen Langenstein und anderen Freibädern ohne Naturseen im Harzkreis. Egal, ob Eilenstedt, Dedeleben oder Badersleben im Huy oder das Waldhofbad in Wernigerode – um die künstlichen Bäder während der Saison stets im Stand-by-Modus zu halten, fallen ständig Kosten an. Das wiederum treibt vielen Verantwortlichen Sorgenfalten auf die Stirn. Können Kommunen eine schlechte Freibad-Saison vielleicht mithilfe des Gesamthaushalts finanziell ausgleichen, kann ein Sommer, der völlig ins Wasser fällt, für vereinsgetragene Bäder schnell existenziell bedenklich werden.

Letztere – Freibäder, die von Vereinen getragen werden – gibt es auch im Harzkreis immer mehr. Die Langensteiner stehen dafür exemplarisch, aber längst nicht allein. Als im Frühjahr 2011 ein Schaden an der Folienhaut des Beckens den Saisonstart in weite Ferne rücken ließt, ergänzten sie ihre Forderung nach Fortbestand des Bades mit kreativen Ideen und Tatkraft. Wenig später wurde ein Förderverein aus der Taufe gehoben. Seither beteiligen sich die Mitglieder finanziell und mit Muskelkraft am Betrieb „ihres“ Sommerbades.

Mittlerweile sind viele bislang kommunale Bäder diesem Beispiel gefolgt. Rund um Halberstadt beispielsweise in den Huy-Ortsteilen Dedeleben und Eilenstedt, hinzu kommt ein Vereinsbad in Aderstedt. Auch im finanziell gebeutelten Oberharz oder in Osterwieck betreiben heute vielerorts Vereine ehemals kommunale Bäder. Die Verantwortlichen eint eine Hoffnung: Möge der Sommer jetzt endlich richtig aufdrehen und zumindest der zweiten Saisonhälfte Sonne satt schicken.