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Karneval Letzte Rede von der Edelhoftreppe

Mit einer Woche Verspätung haben die Deersheimer Narren die Schlüsselgewalt übernommen. Begleitet von etwas Wehmut.

Von Mario Heinicke 19.11.2018, 11:11

Deersheim l Sechs Tage nach dem 11.11. ist nun auch in Deersheim die Narretei ausgebrochen. Zum Beginn der „fünften Jahreszeit“ waren die Deersheimer zu Gast bei den Osterwiecker Karnevalisten gewesen, die mit ihrer 40. Saison ein Jubiläum feiern.

Mit Schlüsselübergabe und Umzug eröffnete der Deersheimer Narrenclub am Sonnabendnachmittag seine 67. Saison. Sie steht unter dem Motto „Mit 67 wie wunderbar – wir feiern so wie jedes Jahr“.

Alles war auch wie (fast) immer im zurückliegenden Jahrzehnt, aber das zum letzten Mal. Denn die büttenähnliche Karnevalsrede in dem heimatlichen badischen Dialekt von Ortsbürgermeister Wolfgang Englert (Wählergemeinschaft Deersheim) wird die letzte gewesen sein. Definitiv, wie der Ortschef am Rande untermauerte. Denn zu den Kommunalwahlen im nächsten Jahr tritt er nicht wieder an, was er schon vor Längerem angekündigt hat. Und im Karnevalsprogramm selbst tritt er auch nicht auf.

Diesmal nicht als Kommunalpirat oder Gespenst verkleidet, hielt Wolfgang Englert seine letzte Rede ohne Kostüm. Es war vor allem ein Rückblick auf seine Reden von der Edelhoftreppe, die im Jahr 2008 ihren Anfang nahmen. „Da stand ich hier auf kaputter Trepp in greller Sonne. Damals habe die obe auch alles versproche, aber nicht gehalte, da hat sich nichts verändert, es ist alles beim Alte, Riesenlöcher in Haushalt und Finanz, das nennt man eine ausgeglichene kommunale Bilanz.“

Die Kernstadt Osterwieck bekam natürlich auch diesmal ihr Fett weg. „Die Sanierung der Altstadt, der Vorrang der Kernstadt und Dinge ohne Sinn, rafften unsere Zuversicht und den ganze Wohlstand hin.“

Englert hielt Rückschau auf den schwierigen Zusammenhalt innerhalb der Stadt. „Erstmal ich, dann ich und ich, die Gemeinschaft kommt dann irgendwann später!“ Seine allerletzten Worte aber gaben auch Zuversicht, dass doch noch eine Gemeinschaft der 14 Orte entsteht. „Zukunft gestalte heißt mitrede irgendwie, das ist der Inhalt und Sinn der Demokratie, ihr habt es doch selbst in der eigenen Hand, egal wo ihr wohnt, ob Kernstadt oder Land, gemeinsam, auf Augenhöhe, gege innere und äußere Feinde, so wird aus der Stadt Osterwieck eine Einheitsgemeinde.“

Viele Deersheimer und Gäste hatten sich noch einmal eingefunden, um den gereimten Sätzen zur Kommunalpolitik, die in der Region in dieser Form einmalig sind, zu lauschen. Dankesworte und Abschiedsgeschenke gab es für Wolfgang Englert vom Narrenclub und Osterwiecks Bürgermeisterin Ingeborg Wagenführ (parteilos), die extra nach Deersheim gekommen war. Ein Umzug führte anschließend durchs Dorf. Vereine und Kindertagesstätte aus dem Ort hatten dafür wieder mehrere Festwagen ausgestaltet. Auch Karnevalisten aus Bühne-Rimbeck und Osterwieck reihten sich ein. Ebenso Karl-Heinz Wächter aus Rohrsheim, der mit seiner Pferdekutsche zum 25. Mal dabei war. Er chauffierte das Prinzenpaar Lilly Wilke und Jonas Aleksa sowie das Kinderprinzenpaar Merle Sallie und Jonas Duncker.

Der Narrenclub bereitet sich jetzt weiter auf seine Vorstellungen vor. Der Kartenvorverkauf für die Deersheimer Karnevalsveranstaltungen wird am 5. Januar von 10 bis 12 Uhr im Vereinsraum des DNC neben der Edelhofhalle erfolgen. Das Programm hat seine Premiere beim Seniorenfasching am 9. Februar ab 14 Uhr. Am 16. Februar ist die Veranstaltung für die Kinder, Beginn um 15 Uhr. Die beiden Abendveranstaltungen gehen am 23. Februar und 2. März jeweils ab 19.30 Uhr in der Edelhofhalle über die Bühne.