1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Keine Langeweile fürs Hirn

Kindergesundheit Keine Langeweile fürs Hirn

Bewegung ist wichtig, um gut zu lernen. Die 15. Fachtagung des ADS-Netzwerkes Harz befasste sich mit dem Thema.

Von Sabine Scholz 06.11.2016, 19:32

Halberstadt l Nein, an den Universitäten unterrichtet er noch keine Lehramtsstudenten. Aber viele Lehrer, die im Berufsalltag stehen, kennen ihn. Denn Dr. Dieter Böhm bietet regelmäßig in der Harzregion Weiterbildungen an und referiert über neue Erkenntnisse der Hirnforschung. Der gebürtige Quedlinburger und studierte Mathematiker war am Sonnabend Referent der 15. Fachtagung des ADS-Netzwerkes Harz. Das hat es sich zur Aufgabe gemacht, nicht nur Kindern zu helfen, die an einem Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom (ADS) leiden oder hyperaktiv sind. „Wir hatten von Anfang an die Eltern und Angehörigen mit im Blick, die oft schwer aushalten können, dass sich ihr Familiennachwuchs anders verhält als andere Gleichaltrige. Und inzwischen richten sich unsere Fachtagungen an einen wesentlich größeren Interessentenkreis“, sagt Dr. Cornelius Presch. Der Chefarzt der Halberstädter Kinderklinik gehört zu den Gründern des Netzwerkes, das sich auch als Multiplikator in anderen Fragen der Verhaltens­auffälligkeit von Kindern und Jugendlichen versteht.

Am Sonnabend ging es im Halberstädter Tagungshotel K 6 darum, wie man vom Hirnbesitzer zum Hirnbenutzer wird. Referent Böhm beließ es dabei nicht beim Vortrag. Schließlich weiß er um die Bedeutung des Methodenwechsels, wenn man Wissen vermitteln will. „Leider sind unsere Lehrpläne und die Lehrerausbildung weit weg von der bevorzugten Arbeitsweises unseres Gehirns“, sagt Böhm. „In der Schule wird eher die Vernunft, der Intellekt angesprochen, dabei lernen wir besser, wenn wir einen emotionalen Zugang zu den Dingen haben. Unser Hirn liebt Zusammenhänge, nicht kahle Fakten.“

Böhm ließ die gut 180 Teilnehmer der Tagung selbst ausprobieren, wie sich Denken ankurbeln lässt durch Bewegungsabläufe, die ungewohnt sind. Er setzte unterschiedliche Übungen mit kleinen Bällen ein. „Wenn man so etwas ein bis zwei Minuten vor einer Mathearbeit macht, nimmt das Kindern den Druck und verbessert das Ergebnis“, sagt Böhm. Das habe nicht nur seine als Grundschullehrerin tätige Frau ihm bestätigt. Wobei wichtig ist, dass man neue Übungen einsetzt, sagt der 60-Jährige, der unter anderem einen Lehrauftrag an der Uni Magdeburg hat und ein Weiterbildungsunternehmen betreibt. „Dinge, die wir schon können, langweilen das Hirn.“