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Klassentreffen Auf Schleichwegen über die Grenze

Ehemalige Hessener Schüler der Geburtsjahrgänge 1938/1939 haben sich 65 Jahre nach der Schulentlassung wieder getroffen.

Von Uwe Meyer 28.06.2018, 01:01

Hessen l „Eingeschult wurden wir 1945 in der Nobbenstraße 5“, blickte Rolf Gebensleben zurück. Zu Hause bei Familie Gebensleben wurden zum Auftakt des Treffens Kaffee und ein Imbiss gereicht.

„Wir sind zur Schulentlassung 17 Mädchen und neun Jungen gewesen“, berichtete Jochen Peters. Bei ihrer Einschulung am 1. September 1945, waren sie noch 72 Schüler gewesen.

Damals fand der Unterricht der achtklassigen Volksschule in mehreren Gebäuden statt. An der Kirche gab es zwei Häuser mit Lehrerwohnungen. Zwei weitere Klassenräume hatte die Fallsteinschule, der dritte Gebäudekomplex befand sich in der Nobbenstraße.

Im Jahr 1945 unterrichteten acht Lehrkräfte 355 Kinder in sieben Klassen. „Unser damaliger Schulleiter hieß Hugo Wurst“, ist den Ehemaligen unvergessen geblieben. Er amtierte von 1945 bis 1950. Ihm folgte Willi Streitenberger als Schulleiter. Die Klassenlehrerin zu Beginn hieß Edith Skepeneit, entlassen wurden die Schüler bei Helmut Rausche.

Während des Treffens sahen sich alle ältere Fotos an und tauschten ihre Erinnerungen an eine schwierige Schulzeit aus. Das geschah bereits auf dem Grundstück Gebensleben, danach ging es während des Mittagessens und Kaffeetrinkens in der „Weinschenke“ weiter. Einige bummelten kurz durch Hessen.

Auch unvergessen: Damals gab es ein Bruderpaar, das nur ein Paar Schuhe besaß. Deshalb konnte oft nur einer der beiden Jungen die Schule besuchen. Es handelte sich um Flüchtlinge.

Auch über das Schwimmenlernen in der damals recht einfachen Badeanstalt sowie Turnübungen in verschiedenen Hessener Gebäuden gab es viel Interessantes zu berichten.

Wanderungen und Ausflüge führten nach Halberstadt, zum Bergtheater Thale und in den nahen Großen Fallstein. „Im Fallstein mussten wir Schüler Maikäfer fangen.“ Gern erinnert sich Gebensleben an zahlreiche Wanderungen durch das Große Bruch über die Grenze nach Hedeper, wo er als Schüler seine nahen Verwandten besuchte. „Das ist nicht einfach gewesen, manchmal abenteuerlich. Aber es gab verschiedene Möglichkeiten und Schleichwege“, blickte Rolf Gebensleben zurück.

Auch andere Mitschüler suchten Verwandte hinter der Grenze im Landkreis Wolfenbüttel wie zum Beispiel in Uehrde, Winnigstedt und Börßum auf.

Während einige der Ehemaligen heute noch in Hessen wohnen, reisten andere Teilnehmer aus Braunsberg, Drübeck, Halberstadt, Magdeburg, Stendal, Strausberg und Wernigerode an. Alle erlebten schöne Stunden und wollen sich im nächsten Jahr erneut in ihrem alten Schulort treffen. „Wir sind schon während der Schulzeit eine super Truppe gewesen und sind es immer noch“, betonte der Hessener Jochen Peters.