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Klusfelsen 56-Tonnen-Sandstein-Koloss gesichert

Gesichert ist die Kapelle in den Klusfelsen Halberstadts. Eine Stahlkonstruktion ist in den Hohlraum eingebaut worden.

Von Jörg Endries 27.11.2016, 05:00

Halberstadt l Bedrohlich ist die Lage am unter Schutz stehenden Klusfelsen gewesen. Ein 56-Tonnen-Sandstein-Koloss, der nur auf dünnen und extrem weichen Sandsteinsäulchen ruhte, drohte abzustürzen und ins Tal zu rollen. Sachverständiger Dr. Volker Lind schätzte vor einigen Wochen die Lage als dramatisch ein. Oberbürgermeister Andreas Henke (Linke) hörte den Alarm und gab kurzerhand per Eilentscheidung 30 000 Euro für die dringend notwendige Sicherung frei. Mitarbeiter der Bergsicherung Ilfeld GmbH, ein Spezialbetrieb aus Thüringen, haben mit dem Einbau einer Stahlkonstruk­tion in den weichen Sandstein den Einsturz verhindert.

Innerhalb von nur zehn Tagen – unbemerkt von der Öffentlichkeit – haben die Spezialisten aus Thüringen die Arbeiten an der nur schwer zugänglichen Felsformation abgeschlossen, wie die Stadtverwaltung auf Volksstimme-Nachfrage informiert. Die tonnenschwere Decke der Kapelle ruht nun auf dicken Stahlträgern. „Die Arbeiten wurden perfekt ausgeführt“, bestätigt bei einem Vorort-Termin Volker Lind. Er zeigt sich davon beeindruckt, dass die Arbeiten ohne Zwischenfall über die Bühne gegangen sind. „Der Fels hätte den Leuten im Extremfall auf den Kopf fallen können. Der Firma muss man dankbar sein, dass die Mitarbeiter mit viel Fingerspitzengefühl gearbeitet haben“, lobt der Sachverständige. Die Träger sind so extrem belastbar, dass bereits einer die Deckenlast tragen könnte.

Der Sandstein des Klusfelsens sei extrem weich und in Schichten mit Ton versetzt, was die Lage wesentlich dramatisiert, erklärt Volker Lind die besondere Situation am Klusfelsen. Damit ist die Formation sehr für Feuchtigkeit empfindlich, die den Sandstein auflöst.

Wo die 30 000 Euro verbaut wurden, erschließt sich allerdings dem Laien auf den ersten Blick nicht. „Wir haben genau 28 000 Euro ausgegeben“, berichtet Jörg Wolansky von der Stadtverwaltung Halberstadt. Die enormen Kosten spiegeln nicht nur die aufwändigen Arbeiten, sondern auch den nicht leicht zugänglichen Bauort mit der sehr steilen Hanglage wider, so der Baufachmann.

Nicht ganz so dramatisch ist die Lage in der benachbarten Klause. Dort ist in den zurückliegenden Monaten bereits die Decke zu großen Teilen eingebrochen. „Hier müssen wir 2017 mal schauen. Der Sicherungsaufwand ist aufgrund der Abbrüche dort nicht so hoch“, betont Volker Lind. Trotzdem müsse sich die Stadt entscheiden, wie man künftig mit den Klusfelsen umgeht. Ein Betreten des beeindruckenden Bau- und Naturdenkmals ist nach der Notsicherung noch immer nicht möglich.

Jörg Wolansky informiert, dass im Auftrag des Stadtrates Ideen für ein Konzept einer möglichen touristischen Vermarktung in der Zukunft zusammengetragen werden. Wann das vorliegt, steht bislang noch in den Sternen.