1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Nein zum Kiessandabbau in Bühne-Ost

Kreistag Harz Nein zum Kiessandabbau in Bühne-Ost

Einstimmig hat sich der Halberstädter Kreistag gegen den geplanten Kiesabbau in Bühne-Ost ausgesprochen.

Von Ingmar Mehlhose 11.11.2017, 00:01

Halberstadt l „Ganz große Besorgnis“ äußerte die emotional sichtlich aufgewühlte Ingeborg Wagenführ. Die Abgeordnete des Kreistags (Bürgerfraktion/FDP) ist gleichzeitig hauptamtliche Bürgermeisterin der Einheitsgemeinde Osterwieck.

Die parteilose Politikerin erinnerte daran, dass das Ilsetal ein Überschwemmungsgebiet ist. Und: „Wir haben Naturdörfer dort, mit Menschen, die extra aufs Land gezogen sind.“ Deren Idylle wäre jäh zerstört, wenn 40-Tonner vielleicht schon von dem nächsten Jahr an für den auf einer Fläche von rund 50 Hektar geplanten Kiesabbau durch die Orte rollen.

Geht es nach dem Kreistag, wird es nicht dazu kommen. Auf Initiative von Bündnis 90/Die Grünen verabschiedete das Gremium am Mittwochabend in Halberstadt einmütig eine „Resolution gegen den Kiessandabbau Bühne-Ost“.

Bernhard Zimmermann hatte zuvor den von seiner Fraktion erarbeiteten und mit Landrat Martin Skiebe (CDU) abgestimmten Text verlesen. Die Ablehnung wird mit vier Argumenten manifestiert.

1. Die Fragen zum Hochwasserschutz, zur Sicherung des Trink- und Grundwassers sowie zur offensichtlichen Verkehrsproblematik sind weder abschließend noch vollumfassend geklärt. Ebenso offen ist, wo die Aufbereitung des Kiessandes erfolgen soll. Dies ist aus den Unterlagen nicht ersichtlich.

2. Nach ganzheitlicher Betrachtung des Antrages ist die Vereinbarkeit des Vorhabens mit den Zielen und Grundsätzen der Raumordnung nicht vereinbar.

3. Aufgrund der Aspekte des Naturschutzes einschließlich Artenschutz, des Bodenschutzes, des Hochwasser- und Trinkwasserschutzes, des Emissionsschutzes sowie des Schutzes der betroffenen Kreisstraßen ist die Genehmigung nicht zu erteilen.

4. Für den Abtransport des Kiessandes ist das vorhandene Straßensystem nicht geeignet. Die verkehrliche Erschließung ist danach nicht gesichert. Bei Genehmigung des Kiessandtagebaus Bühne-Ost trotz Ablehnung des Vorhabens durch den Landkreis Harz fordert der Kreistag, dass der Antragsteller die durch das zusätzliche Aufkommen an Schwerlastverkehr betroffenen Abschnitte von Kreisstraßen auf seine Kosten in einen diesem zusätzlichen Verkehr gerecht werdenden, ordnungsgemäßen Zustand zu versetzen hat. Entsprechend den anerkannten Regeln der Technik. Und dies bevor im Bewilligungsfeld Bühne-Ost mit der Freilegung und dem Abbau des Bodenschatzes begonnen werden darf. Dies betrifft speziell die Kreisstraße (K) 1340 von Osterwieck über Stötterlingen nach Bühne und weiter bis zur Kreisgrenze sowie die K 1339 von Stötterlingen nach Lüttgenrode und die eventuell betroffenen K 1342 Bühne-Hoppenstedt, dazu die K 1338 und K 1341.

In der Begründung zur Beschlussvorlage wird unter anderem das bereits genannte Überschwemmungsgebiet der Ilse angeführt, indem Flächen weder erhöht noch vertieft werden dürfen. Zudem besteht, verbunden mit Erosionsprozessen die Gefahr von Stoffeintrag ins Grundwasser und eine Verschlechterung des Abflussverhaltens des zurückfließenden Hochwassers der Ilse.

Ein nächster Faktor, der das Nein untermauert, ist das Wasserschutzgebiet Börßum-Heiningen für das gleichnamige Wasserwerk des Unternehmens Salzgitter Flachstahl GmbH mit einer bewilligten jährlichen Entnahmemenge von 28.000.000 Kubikmeter Wasser.

Wie das zuständige Landesamt für Geologie und Bergbau über den Antrag eines Goslarer Unternehmens entscheidet, ist unterdessen weiter offen.