Kriminalität Polizei rettet Rehkitz

Ein Rehkitz ist in Berßel von der Polizei aus einem gestohlenen Hänger befreit worden.

Von Dennis Lotzmann 17.11.2017, 07:00

Osterwieck/Berßel l Entsetzen und eine ungewöhnliche Rettungsaktion im Osterwiecker Ortsteil Berßel: Nachdem in einem zuvor gestohlenen Anhänger für Pferdetransporte ein lebendes Rehkitz entdeckt worden ist, waren Polizei, der zuständige Jagdpächter und das städtische Ordnungsamt im Einsatz. Am Ende gab es ein Happyend für das unverletzte Tier und gleich mehrere Ermittlungsverfahren gegen die tatverdächtigen Anwohner des Grundstücks.

Die Polizei war den Tätern dank eines anonymen Hinweises auf die Spur gekommen, so Behördensprecherin Bettina Moosbauer. Als die Beamten am Mittwochnachmittag dem Tipp nachgingen, dass sich auf einem Grundstück in der Osterwiecker Straße in Berßel wohl ein gestohlener Pferdeanhänger befindet, landeten sie einen Treffer. „Die Kollegen haben dort tatsächlich den im Zeitraum von Freitag bis Sonntag in Osterwieck gestohlenen Hänger gefunden. Er war mit einem Tarnnetz abgedeckt“, so die Polizeikommissarin zur Volksstimme. Und damit nicht genug: Durch eine offene Lüftungsluke sei ein im Dunkeln auf Stroh liegendes Kitz entdeckt worden.

Die Beamten hätten daraufhin sowohl das Ordnungsamt als auch den vor Ort zuständigen Jagdpächter hinzugerufen. Letzterer konnte allerdings auch nur begrenzt helfen. „Das Kitz war recht klein und hat im Hänger gelegen, wo Stroh und Futter vorhanden waren“, berichtet der Jäger. Letztlich hätte auch er das Tier wieder in die Freiheit entlassen.

Ein Part, den schließlich die Polizei übernahm. Nachdem zuvor geklärt worden war, dass es sich bei dem Reh um ein Wildtier handelt. „Wenn es ein käuflich erworbenes Tier gewesen wäre, hätte es eine Ohrmarke besessen“, erklärt die Polizeisprecherin. Daher sei der gestohlene Hänger, der offenbar als Stall gedacht gewesen war, samt Tier in ein Waldstück gebracht und das Kitz dort freigelassen worden. Anders sei mit zwei auf dem Grundstück lebenden Wildschweinen verfahren worden. Da sie offenbar regulär erworben und – anders als das junge Reh – auch artgerecht gehalten wurden, seien sie vor Ort in Berßel verblieben.

Die Anwohner des Grundstücks – laut Polizei mehrere Generationen – müssen sich nun auf ein größeres juristisches Nachspiel gefasst machen. Erstens wegen des Hängerdiebstahls. Um die Täterschaft zu klären, seien von allen Bewohnern Fingerabdrücke genommen worden. Ferner stelle sich – zweitens – die Frage der Herkunft des Wildtieres. Und drittens: Bei der Durchsuchung des Grundstücks wurden auf dem Heuboden drei Sträucher Cannabispflanzen sichergestellen. „Auch hier haben wir ein Ermittlungsverfahren eingeleitet – wegen Anbaus von Cannabis“, so Polizeisprecherin Bettina Moosbauer.