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Künstlerin Dichterinnen fühlen anders

Petra Ewers ist Ärztin in Halberstadt und zugleich Künstlerin aus Leidenschaft. Sie malt, schreibt und hütet so manches Geheimnis.

10.02.2017, 12:04

Halberstadt l Nein, ihr Alter möchte Petra Ewers nicht nennen. „Ich empfinde meine Kunst als etwas Zeitloses“, sagt die Ärztin im schwarzen Anzug mit rotem Lippenstift und ergänzt erklärend: „Als ich mit 25 Jahren durch meine Tätigkeit als Ärztin über Themen wie Leben und Tod geschrieben habe, sagten viele: Du bist viel zu jung um über solche ernsten Themen zu schreiben. Um glaubwürdiger zu wirken, verschwieg ich mein Alter. Die Leute denken, dass man zunächst Lebens- und Berufserfahrung sammeln muss, bis man über solche Themen schreiben kann Dabei schreibt man übers alt werden zum Beispiel eher, wenn man jung ist“.

Ihre Dichter-Laufbahn verfolgt Petra Ewers bereits seit ganz jungen Jahren. Sie begann erst Tagebuch zu schreiben und leitete dann ihre Gedichte daraus ab. Geboren ist die Dichterin in Haldensleben. Dort begann sie nach dem Abitur und Studium auch ihre Facharzt-Ausbildung. Seit 1996 lebt sie in Halberstadt. 1997 veröffentlichte sie ihr erstes Buch. „Damals veröffentlichte die Volksstimme ein Porträt über mich“, sagt die Dichterin und erinnert sich. Insgesamt zehn Bände veröffentlichte sie seitdem. Nachdem in den ersten Jahren ihr Schreiben vor allem durch Leben und Tod gekennzeichnet war, sind es nach der Wende neue Themen. „Da gab es plötzlich all diese Möglichkeiten, und ich nutzte sie. Ich reiste nach Paris, Rom, Petersburg, Madrid, Barcelona und auch New York“, berichtet die zugezogene Halberstädterin.Damit verbunden ist ihr drittes großes Thema: Die Kunst.

Da sie selbst seit der Kindheit auch bildende Künstlerin ist, sind Kunstwerke als Illustrationen in ihren Büchern vorhanden. Die Kunstwerke anderer spielen dafür eine Rolle in ihrer Lyrik. So suchte sie zum Beispiel Michelangelo und die Sixtinische Kapelle in Rom auf und betrachtete ein Bild der mexikanischen Malerin Frida Kahlo 2006 in New York. Das daraus entstandene Gedicht „Frida Kahlo in meiner New-Yorker Impression“ wurde damals für das autobiographische Ballett „Frida“ am Nordharzer Städtebundtheater genutzt. Zwischen der Kulturinstitution im Harz und der Schriftstellerin entstand eine kulturelle Dauerbindung. Zum Tanz hat Ewers ohnehin eine enge Beziehung: In ihren Zeichnungen und Gedichten, wie zum Beispiel „Der Walzer“, widmet sie sich dem Thema.

Ihre Tätigkeit als Ärztin hat die Dichterin immer geprägt. Zehn Jahre lang war sie im „Bundesverband Deutschsprachiger Schriftsteller-Ärzte“ tätig, einem Verband, der sich den Anhängern beider Zünfte, so wie sie, verschrieben fühlt. Zuletzt hatte sie dort das Amt der Vize-Präsidentin inne.

Da sie im Laufe ihrer Karriere nicht nur mit körperlich sehr schwer kranken Menschen zu tun hatte, sondern auch für psychologische Betreuung verantwortlich war, weiß sie das Leben noch mehr zu schätzen. Ihr zehntes und aktuelles Buch „Adieu, Rose im Schnee“ sollte zunächst ein Abschied von der Lyrik sein. Ewers hatte eine Schreibblockade. Doch es soll weiter gehen: Aktuelle politische Ereignisse bewogen sie zu der Aussage, dass auch diese Zeit ihre Gedichte braucht.