1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Musikalisches Heimspiel im Bunten Hof

Kultur Musikalisches Heimspiel im Bunten Hof

Der Rittersaal in Osterwiecks Buntem Hof ist nicht nur Versammlungsraum. Er eignet sich auch bestens für Konzerte.

Von Mario Heinicke 18.09.2018, 18:35

Osterwieck l Der Saal war voll am Sonntag im Osterwiecker geschichtsträchtigen Bunten Hof. Jenem Haus, in dem sich 1697 sogar Zar Peter I. aufgehalten hat. Geschichtsträchtig war auch die Musik, die Catalina, Aaron und Karl Huros dem Publikum boten. Ihre Welt ist die Klassik. Auf ihre instrumentale Besetzung zugeschnitten, wählten sie zwei Werke für Violine, Violoncello und Klavier von Ludwig van Beethoven und Felix Mendelssohn-Bartholdy für ihr Konzert aus. Ein Benefizkonzert für den Flügel im Rittersaal, zudem der Auftakt für eine Konzertreihe mit Familie Huros.

Es war ein Heimspiel. Seit 18 Jahren leben Huros‘ in Osterwieck. Die Stadt ist ihre Heimat geworden, wie die vielen persönlichen, herzlichen Begrüßungen von Zuschauern zeigten.

Sie sind Meister auf ihren Instrumenten. Catalina und Karl Huros haben in Bukarest und Berlin studiert, viele Konzerte im In- und Ausland als Solisten, mit Orchestern und in kleinen Besetzungen gegeben. Catalina Huros unterrichtet zudem Musikschüler auf dem Klavier. Karl Huros ist bereits seit 1990 als erster Solocellist am Staatstheater Braunschweig engagiert. Aaron Huros, der jüngere der beiden Söhne, ist beruflich in die Fußstapfen seiner Eltern getreten. Bereits seit seinem sechsten Lebensjahr spielt er Violine, gewann bei nationalen und internationalen Wettbewerben mehrere Preise. 2015 legte er sein Abitur am Fallstein-Gymnasium ab, seit 2016 studiert er an der Musikhochschule in Köln.

Jetzt in den Semesterferien hatte der 21-Jährige Zeit, gemeinsam mit seinen Eltern das erste Benefizkonzert einzustudieren. Eine Premiere war dabei Beethovens Stück, das das Trio zum allerersten Mal öffentlich aufführte.

Klassische Musik ist man in Osterwieck bisher vor allem aus der Stephanikirche gewohnt. Auch dort ist Familie Huros schon aufgetreten. Klassik hat eher ein spezielles Publikum. In den Zuschauerreihen saßen Stammgäste von Huros-Konzerten in der Harzregion, aber auch Klassik-Neulinge. „Wir wollen uns auf keine Experimente einlassen“, sagte Karl Huros den Zuschauern über die Konzertreihe im Bunten Hof. Er warb so dafür, sich die romantischen, bekannten Stücke einfach mal anzuhören. „Sie können gern kommen, es wird Ihnen gefallen.

Dass den Gästen schon der Auftakt-Nachmittag gefiel, machten die stehenden Ovationen zum Abschluss deutlich.

Familie Huros hatte überhaupt die Idee, einen Flügel in den Rittersaal zu stellen. „Der Bunte Hof war mal ein Schloss, und ein Klavier gehörte früher immer in ein Schloss“, sagte Catalina Huros. Die Familie unterstützt das Projekt mit zunächst vier Konzerten bis zum Frühjahr 2019. Es wurde am Sonntag kein Eintritt genommen. Aber das Publikum war dazu aufgerufen worden, zu spenden für den Konzertflügel, der jetzt im Rittersaal steht.

Die Stadt hat ihn schon 2017 aus einem Nachlass erworben, vermittelt vom früheren Gymnasium-Musiklehrer Bernd Großheim. Der vierstellige Betrag wurde von der Kommune verauslagt. „Einen Flügel bekommt man bekanntlich nicht für 3,50 Euro“, sagte Bürgermeisterin Ingeborg Wagenführ (parteilos). Und so fielen zum Konzertende viele Geldscheine in das aufgestellte Sparschwein. Vorstandsmitglied Martin Bote hatte zudem einen 1000-Euro-Scheck seiner Volksbank Börßum-Hornburg mitgebracht.

Die Entscheidung für einen Flügel sei über einen langen Zeitraum gewachsen, berichtete die Bürgermeisterin. Er wurde auch schon zu Eheschließungen gespielt. Der künftige Fokus liege vor allem auf Veranstaltungen der Schulen. Um das Instrument im Saal aufbauen und nutzen zu können, sei sehr viel zu beachten gewesen. Sie freute sich, dass die Stadt mit dem Hessener Falk Biewendt auf einen örtlichen Fachmann zum Restaurieren und Stimmen des Instruments zurückgreifen konnte.

Sowohl Familie Huros als auch der Bürgermeisterin sind nach dem Konzert viel Zuspruch und Anerkennung angetragen worden.

Wagenführ: „Ich bin stolz, dass der Mut mit diesem ersten Konzert belohnt wurde.“