1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Die Kartoffelvase ist zurück

EIL

Kulturgut Die Kartoffelvase ist zurück

Die Tat hatte Hessen erschüttert: Die rund 400 Jahre alte Kartoffelvase war zertrümmert worden. Nun steht sie wieder am Schloss.

Von Mario Heinicke 07.06.2018, 01:01

Hessen l Die historische Kartoffelvase hat wieder ihren Platz vor dem Hessener Schloss eingenommen. Am gestrigen Mittwoch ist die dreiteilige Steinvase durch Mitarbeiter der Quedlinburger Werkstätten für Denkmalpflege aufgestellt worden. Sie hatten das Stück restauriert.

Das war nach einer Untat von Vandalen nötig. Nach dem Osterfeuer Anfang April hatten Unbekannte die Vase umgekippt. Dabei war das Stück zerbrochen.

In Hessen ist nicht nur Schloss-Fördervereinsvorsitzender Klaus Bogoslaw froh, dass die Reparatur gelang. 42 Bürger und Firmen hatten dafür soviel Geld gespendet, dass die Arbeiten komplett bezahlt werden konnten. Die Täter sind bisher unbekannt. Die Ermittlungen laufen aber noch, hieß es von der Polizei.

Für die Denkmalpfleger waren die Arbeiten Routine. Fehlstellen am Stein wurden durch einen speziellen Mörtel ersetzt. Darüber hinaus wurde ein Dübel aus Edelstahl durch die drei Teile bis in die Bodenplatte geführt. „Die Vase kann jetzt nicht mehr vom Fundament kippen“, erklärte Steinmetz Ralf Herzog. Vorher war der Sockel mit der Fundament nur verklebt gewesen.

In dieser Vase soll der Legende nach vor vier Jahrhunderten die erste Kartoffel im Umland gepflanzt worden sein. Zunächst eine reine Zierpflanze, war es der in Hessen tätige Hofgärtner Johann Royer, der mit der Kartoffelknolle experimentierte und erste, bis heute erhaltene Rezepte aufschrieb. Daran erinnert auch die jährliche Schloss- und Gartennacht, die übermorgen am Sonnabend wieder stattfindet. Die restaurierte Vase soll noch in das Festprogramm des Abends integriert werden.

Die Vase hatte in Hessen schon den Dreißigjährigen Krieg überlebt. Steinmetz Herzog vermutet aber, dass Sockel und Vase erst nachträglich zusammengefügt worden sind. Denn die Vase ist aus Sandstein, der Sockel aber aus Kalkstein gefertigt. Zumal die Vase in der Geschichte verschiedene Standorte hatte. Zu DDR-Zeiten stand sie vor dem Kulturhaus, nach der Wende zunächst am Elisabeth-Stift.