Kunst Die Enten sind los

Auf Schloss Wernigerode sind die Enten los. Von Freitag an ist die DUCKOMENTA zu sehen.

Von Ingmar Mehlhose 18.05.2017, 19:06

Wernigerode l Eigentlich hatte Christian Juranek Schloss Wernigerode zur Martin-Luther-freien Zone erklärt. Angesichts der vielen Würdigungen für den Reformator in diesem Jahr müsse es nicht noch eine Huldigung mehr sein, befand der Geschäftsführer.

Jetzt ist der Thesenanschläger aber doch da. Zumindest ein Porträt von ihm. Nur: Martin Luther trägt Schnabel. Angesichts der Wortgewalt des Aufklärers scheint das logisch – ento-logisch.

Im Zentrum für Kunst- und Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts hat die DUCKOMENTA Einzug gehalten. Deren Urheber nennen sich interDuck. Dahinter verbergen sich die vier Künstler Ommo Wille, Volker Schönwart, Rüdiger Stanko und Eckhart Bauer. Letzterer und Anke Doepner als Geschäftsführerin der interDuck GmbH sind aus Berlin angereist. Der heutige Universitätsprofessor im Ruhestand hatte 1982 erstmals zur Entenjagd geblasen.

Vier Jahre später folgte die Ausstellungspremiere. Bauer: „Es war ein langer Kampf.“ Unter den Museumsdirektoren habe es zumindest anfänglich nur wenige gegeben, „die lachen können“. Dass er als Micki-Maus-Professor bezeichnet worden sei, habe ihn allerdings nicht gestört. Er sagt: „Wir wussten ja, was wir taten.“

Ein Paralleluniversum erschaffen. Mit Figuren, die offenbar gleichberechtigt neben den Menschen existieren. Große Persönlichkeiten der Kulturgeschichte haben sich auf diese Weise ihren Schnabel verdient. Fast 500 Werke sind es inzwischen. 170 davon werden im Frühlingsbau präsentiert. Christian Juranek: „Alle zusammen kann keiner ausstellen. Bei den größten ist eben schon mal eine Wand weg.“

In Wernigerode beginnt die Zeitreise im Mittelalter. Über Barock, Romantik und Biedermeier geht es bis hinein in die 1920er Jahre. Unter den Gemälden befinden sich unter anderem die „Mona Lisa“ von Leonardo da Vinci, Rembrandts „Mann mit dem Goldhelm“ und „Die Badende“, „Das Konzert im Ei“ aus der Werkstatt des Hieronymus Bosch, wiederentdeckte Jugendstil-Motive und Zeugnisse aus dem „Baumaus-Archiv“.

Eckhart Bauer: „Das sind keine Fotoshopmontagen, sondern alle selbst gemalt.“ In den verschiedensten Techniken und absolut detailgetreu dem Original nachempfunden. Alles müsse proportional umgesetzt werden, da die Enten ja bekanntlich viel kleiner sind.

Im Übrigen lohne sich nicht nur das Anschauen. Wer die kurzen Begleittexte lese, könne auf „unglaublich schöne Geschichten stoßen“, ergänzt Anke Doepner. Was sie nicht sagt: Sie hat die Zeilen selbst geschrieben.

Die DUCKOMENTA ist eine Wanderausstellung, die durch ganz Europa tourt. „Normalerweise so, dass uns jeder Veranstalter bekommt, der uns haben will“, erläutert die Geschäftsführerin. Allerdings könne dies wegen der großen und ungebrochenen Nachfrage fünf bis sechs Jahre dauern.

Jede Exposition sei anders und immer wieder auch mit neuen „Fundstücken“ ergänzt. In Werngerode seien dies unter anderem ein Portrait des preußisch-deutschen Reichskanzlers „Otto Fürst von Duckmarck“, ein Bildnis des Dichters „Dante“ sowie „The Angry Gardener“ nach Aubreys Beardsley.

Ebenfalls eine Premiere bildeten die gut 60 Preziosen aus Porzellan. Sämtlichst erschaffen von Volker Schönwart. Tassen, Teller, Schalen, Kannen, Vasen - und Schnabeltassen. Passend zu der jeweiligen Stilepoche.

Von Freitag, 19. Mai, an bis Sonntag, 5. November, liegt Entenhausen auf Schloss Wernigerode. Zur Ausstellung sind unter anderem zwei Kataloge erschienen. „Man muss sich ja immer was Neues überlegen. Das bringt erst das Profil rein“, sagt Christian Juranek. Es dürfte ihm wieder einmal gelungen sein.