Kunstgalerie Der Lückenfüller

Mit Kultur eine Lücke in Halberstadt füllen. Das will Uwe Reder mit seinem Projekt „kim button galerie“ am Breiten Weg.

Von Daniel Theuring 02.05.2019, 15:00

Halberstadt l Umrahmt von einem Friseur und einer Bank findet man ihn, den künftigen kulturellen Hotspot Halberstadts, am Breiten Weg 19. Die neue Kunstgalerie mit dem Kunstnamen „kim button galerie“. Den Raum mit seinem charmant-rustikalen Flair, der wie gemacht für Kunstausstellungen scheint, den kennen wir bereits seit der dritten MKH Biennale in Halberstadt.

Und da eine Biennale nur alle zwei Jahre wiederkehrt, sagte sich Galerist Uwe Reder, dass er drei kulturelle Lücken schließen will, die zwischen den Kunstbiennalen, die der in Halberstadt fehlenden Galerie und die Lücke zwischen Bank und Friseur am Breiten Weg 19.

Reder arbeitete in Halberstadt, als es dort noch eine Kunstgalerie gab; zu DDR Zeiten. Dann machte er sich auf nach Berlin und fing dort an unter dem Namen „kim button galerie“ Leerstände im urbanen Raum mit Kunst zu füllen. Eine feste Galerie kam für ihn nicht infrage, die würde in Berlin gerade erst einmal nach einem Jahr wahrgenommen, und wenn diese Galerie dann sieben lange Jahre überlebt hat, dann spricht man davon, dass sie bleibt. Die Aufmerksamkeit, die aber entsteht, wenn Leerstand in einem Kiez belebt werde, die ist ein Highlight vom ersten Moment an.

Nach 21 Jahren ist Reder zurück nach Halberstadt gekehrt und konnte nicht anders als auch hier wieder eine Kunstgalerie zu initiieren. „Collector’s Passion“, so das Thema seiner ersten Ausstellung wurde gut von der hiesigen Bevölkerung angenommen. Die Vernissage war proppenvoll.

Zu sehen gibt es eine interessante von Reder zusammengestellte Werkschau von Bildern und Skulpturen aus Haushalten ihm bekannter Sammler. Die Eigentümer der Kunstwerke werden nicht genannt, aber die Regionen, aus denen die privaten Leihgaben stammen.

Auf die Frage, ob er auch das Segment der jungen, an Kunst interessierten Menschen gewinnen will, macht Reder das Angebot, dass sich auch Kunstlehrer mit ihren Schülern bei ihm melden dürfen. Er würde sie nach Absprache gerne durch die Ausstellung führen und die Geschichten zu den Kunstwerken erlebbar machen, oder die Schüler dazu ermuntern, Bilder und Skulpturen, die sie ansprechen, abzumalen.

Da ist zum Beispiel ein Bild von Walter Gemm, das ein Mädchen aus Ghana zeigt aus dem Jahr 1966. Gemm ist in Halberstadt für seine Stadtansichten und Landschaften bekannt. Das Porträt ist also eine Ausnahme. Reder kennt zwei Geschichten zu dieser Ausnahme, die eine ist die, dass Walter Gemm das Bild im Urlaub malte, die andere, für ihn wahrscheinlichere, ist die von der Milchwirtschaftsschule in Halberstadt, die es in den 1960er Jahren gab und an der internationale Absolventen lernten. Hier könnte Gemm das junge Mädchen getroffen und porträtiert haben.

Oder die zwei farbenfrohen Bilder aus seiner eigenen Sammlung, die er in Köln von einem Kunststudenten geschenkt bekommen hat, damals aber aus Freude darüber vergaß, den Künstler nach seinem Namen zu fragen. Ein unlösbares Geheimnis, mit dem Reder wohl bis an sein Lebensende wird leben müssen.

Es gibt noch viele weitere Geschichten und Impressionen in der „kim button galerie“ zu entdecken. Wer daran Interesse hat: mittwochs bis sonnabends, von 14 bis 18 Uhr, steht Uwe Reder in den Räumlichkeiten Breiter Weg 19 bereit.

Bis Ende des Jahres will Reder noch drei weitere Einzelausstellungen mit Künstlern aus Quedlinburg, Halle und Berlin im Ladenlokal Breiter Weg 19 organisieren.

Sein vorrangiges Ziel ist es dabei, die Galerie überregional Bekannt zu machen: „Halberstadt braucht eine Galerie“, ist Uwe Reder überzeugt. Weiter sagt der Galerist: „Die organisierten Ausstellungen sollen das kulturelle Gesicht Halberstadts um einen weiteren wichtigen kulturellen Höhepunkt bereichern.“