Landwirtscahft Mit GPS auf den Acker

Die Bauern aus dem Harz können viel Geld sparen. Das Land bezahlt ihnen ein GPS-System.

Von Dieter Kunze 29.03.2018, 07:00

Rodersdorf l Navigationssysteme gibt es in der Landwirtschaft schon länger. Diese arbeiten wie im Straßenverkehr nur mit einer Genauigkeit von etwa zehn Metern. Für mehr als 1000 Euro konnten Bauern bisher ein von privaten Dienstleistern angebotenes, genauer arbeitendes System erwerben.

Künftig genügt eine Anmeldegebühr beim Land – pro Betrieb 50 Euro – um Maschinen im Zentimeterbereich lenken zu können.

Der 260-Hektar-Familienbetrieb von Heinrich und Ralf Bläsig in Rodersdorf hatte schon einige technische Vorbereitungen getroffen. So kam Sachsen-Anhalts Minister für Landesentwicklung und Verkehr, Thomas Webel (CDU), zur offiziellen Freigabe des neuen Systems in den Betrieb.

„Digitalisierung gehört zum ländlichen Raum, nicht nur die Unterstützung beim Internet“, sagte er. Durch das gemeinsame Pilotprojekt von Landesamt für Vermessung und Geoinformation, dem Bauernverband und dem Bauernbund, angeregt von Bernhard Daldrup (CDU), dem Vorsitzenden des Agrarausschusses des Landtages, können jetzt alle interessierten Betriebe das System kostenfrei nutzen.

Durch die zentimetergenauen Satellitensignale wird der Boden schonender bearbeitet, Saatgut und Dünger sowie Pflanzenschutzmittel gezielter eingesetzt. Die jeweiligen Flächen lassen sich exakt vermessen. „Vor allem haben jetzt die Ämter für Landwirtschaft und wir Bauern die gleichen Geodaten bei der Bearbeitung von Fördermittelanträgen und zusätzliche Nachfragen entfallen“, sagt Ralf Bläsig.

Er fährt mit seinem technisch speziell ausgerüsteten Quad vor der Aussaat die Flächen ab und erfasst die Daten für die künftigen Bearbeitungsschritte. „Wir vermeiden doppelte Aussaat, schonen die Umwelt und sparen schließlich Kosten ein“, erläuterte er.

Wie Referatsleiterin Karin Schultze vom Verkehrsministerium berichtete, seien die ersten Tests erfolgreich verlaufen, so dass es jetzt rechtzeitig zur Saison freigegeben werden konnte. In Sachsen-Anhalt gibt es 18 Empfangsstationen für Satellitensignale, darunter in Halberstadt und in Benneckenstein. Durch deren Zusammenwirken können Signalstör­einflüsse in der Atmosphäre ausgeschaltet und Maschinen optimal gelenkt werden. „Das Projekt von der Auftragserteilung Anfang Dezember bis zur jetzigen Freigabe zu schaffen, war schon eine Herausforderung“, betonte Heiko Sievers, Referatsleiter im Landesamt für Geoinformation.

Eine Proberunde auf dem Traktor ließ sich der Minister nicht nehmen. Lenken brauchte er nicht, das macht die Maschine auf dem Feld jetzt ganz allein. „Das ist schon eine Erleichterung, wenn man über viele Stunden nicht immer das Lenkrad in der Hand behalten muss“, berichtete Ralf Bläsig. „Aber nur auf dem Feld“.